Was unzureichende Bildung kostet - Bertelsmann Stiftung
Was unzureichende Bildung kostet - Bertelsmann Stiftung
Was unzureichende Bildung kostet - Bertelsmann Stiftung
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
3. Die Methodik: Projektion zukünftiger Erträge des Reformszenarios<br />
In allen unseren bundesländerspezifischen Berechnungen wurden die Stadtstaaten Berlin, Bremen<br />
und Hamburg mit ihren jeweils angrenzenden Flächenstaaten Brandenburg, Niedersachsen bzw.<br />
Schleswig-Holstein zusammengelegt. 14 Aufgrund der besonderen räumlichen Nähe und Mobilität<br />
zwischen Stadtstaat und angrenzendem Flächenbundesland pendeln viele Menschen zwischen den<br />
beiden. Wenn aber im Stadtstaat arbeitende Menschen im angrenzendem Bundesland ausgebildet<br />
wurden oder umgekehrt, lassen sich die durch die <strong>Bildung</strong>sreform generierten Wachstumseffekte<br />
nur schwer den jeweiligen Bundesländern zuordnen. Auch ist nicht eindeutig, ob die in internationalen<br />
Vergleichen geschätzten Wachstumseffekte auf Stadtstaaten anwendbar sind. 15<br />
3.2 Die modellierte <strong>Bildung</strong>sreform<br />
Es muss der Anspruch der <strong>Bildung</strong>spolitik sein, dass alle Schüler ein Mindestmaß an Basiskompetenzen<br />
erreichen. Dementsprechend modelliert unser Basisszenario eine <strong>Bildung</strong>sreform, die die<br />
<strong>unzureichende</strong> <strong>Bildung</strong> (entsprechend der vorherigen Definition) zwar nicht vollkommen beseitigt<br />
– denn auch in den führenden PISA-Staaten gibt es noch kleine Anteile von Schülern unter 420<br />
PISA-Punkten –, die aber das Ausmaß <strong>unzureichende</strong>r <strong>Bildung</strong> innerhalb von 10 Jahren immerhin<br />
um 90 Prozent senkt. 16 Dazu berechnen wir anhand der Mikrodatensätze der deutschen PISA-<br />
Erweiterungsstichproben, wie stark sich der derzeitige PISA-Mittelwert (Spalte 2 in Tabelle 1) im<br />
Bundesdurchschnitt und in den einzelnen Bundesländern anhebt, wenn alle Schüler, die in den<br />
PISA-Tests unter 420 Punkten abschneiden, auf 420 Punkte angehoben werden. Der Reformeffekt<br />
ergibt sich dann als 90 Prozent der Differenz zwischen dem heutigen PISA-Mittelwert und dem<br />
hypothetischen PISA-Mittelwert ohne <strong>unzureichende</strong> <strong>Bildung</strong> (vgl. Spalten 3 und 4).<br />
Wenn die <strong>unzureichende</strong> <strong>Bildung</strong> in Deutschland vollständig beseitigt würde, würde der PISA-<br />
Mittelwert um 15,7 PISA-Punkte ansteigen. Dementsprechend beträgt der Reformeffekt bei<br />
90-prozentiger Beseitigung für Gesamtdeutschland 14,1 PISA-Punkte. Der gesamtdeutsche PISA-<br />
Mittelwert würde sich also von bisher 496,1 Punkten auf dann 510,2 Punkte erhöhen. Dies entspräche<br />
ziemlich genau dem derzeitigen Niveau von Frankreich, läge aber zum Beispiel noch deutlich<br />
hinter der Schweiz (derzeit 516 Punkte) und wäre etwa von den Niederlanden (531 Punkte) und<br />
vom internationalen Spitzenreiter Finnland (542 Punkte) noch weit entfernt. 17<br />
14<br />
Bei der Kombination der Stadtstaaten mit den benachbarten Bundesländern ist jedes Land gemäß seiner in den PISA-E-Daten 2003 gegebenen<br />
Schülerpopulation in die Berechnung der PISA-Durchschnittswerte eingegangen.<br />
15<br />
Demgegenüber dürften die im internationalen Vergleich geschätzten Wachstumseffekte durchaus für die deutschen Flächenbundesländer relevant<br />
sein, denn die drei größten deutschen Bundesländer (Nordrhein-Westfalen mit einer Bevölkerung von 18 Mio., Bayern mit 12,5 Mio. und Baden-<br />
Württemberg mit 10,7 Mio.) sind beispielsweise alle größer als der Median der OECD-Staaten (oder als solche Staaten wie Dänemark mit 5,4 Mio.,<br />
die Schweiz mit 7,5 Mio., Österreich mit 8,3 Mio., Schweden mit 9,1 Mio. und Belgien mit 10,5 Mio.).<br />
16<br />
Abschnitt B.1 im Anhang B berichtet Szenarien mit alternativen Graden der Beseitigung <strong>unzureichende</strong>r <strong>Bildung</strong>.<br />
17<br />
Die Zahlen sind wie im deutschen Fall als einfacher Mittelwert der Mathematik- und Naturwissenschaftsergebnisse in PISA 2000 und PISA 2003<br />
berechnet.<br />
26