Was unzureichende Bildung kostet - Bertelsmann Stiftung
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Anhang B: Alternative Szenarien<br />
(Spezifikation 1 in Tabelle B.6). Dieser enorme Effekt kommt dadurch zustande, dass die deutschen<br />
Schüler im Durchschnitt bei den PISA-Tests mit 496,1 Punkten wesentlich schlechter abschneiden<br />
als die finnischen Schüler mit durchschnittlich 541,5 Punkten.<br />
Verbessern sich die einzelnen Bundesländer auf finnisches Niveau, würde selbst das beste deutsche<br />
Bundesland, Bayern, einen hohen Reformeffekt in Höhe von 171 Prozent des heutigen BIP<br />
realisieren. Nordrhein-Westfalen würde aufgrund des niedrigsten PISA-Durchschnittswertes von<br />
einer solchen Reform am meisten profitieren: Das bis 2090 zusätzlich erzeugte BIP beliefe sich<br />
allein in Nordrhein-Westfalen auf 2,8 Billionen Euro oder mehr als das Fünffache des derzeitigen<br />
BIP.<br />
Da sich in diesem Szenario das durchschnittliche Kompetenzniveau eines (Bundes-)Landes insgesamt<br />
erhöht, verbessern sich nicht notwendigerweise nur Schüler, die einen bestimmten Schwellenwert<br />
(z.B. 420 Punkte) nicht erreichen. Die Berechnung dieses Effektes ist im Vergleich zu<br />
den anderen Reformszenarien noch stärker mit der Schätzung des Wachstumskoeffizienten aus<br />
Hanushek und Wößmann (2008) in Einklang, der aus internationalen Wachstumsregressionen<br />
stammt, in die ebenfalls die durchschnittlichen Kompetenzniveaus der einzelnen Länder eingehen.<br />
Will man sich nicht mit dem internationalen Spitzenreiter vergleichen, wohl aber mit dem besten<br />
deutschen Bundesland, so ließe sich „<strong>unzureichende</strong> <strong>Bildung</strong>“ auch so definieren, dass nicht alle<br />
Bundesländer den PISA-Mittelwert erreichen, den zumindest das beste Bundesland bereits jetzt<br />
erreicht. Das Spitzenreiter-Bundesland im Durchschnitt der Mathematik- und Naturwissenschaftsleistungen<br />
in PISA 2000 und 2003 ist Bayern mit 521,6 PISA-Punkten. Selbst wenn man unterstellt,<br />
dass alle Bundesländer „nur“ die PISA-Durchschnittskompetenz von Bayern erreichen, ergäben<br />
sich für viele Bundesländer riesige Effekte (Spezifikation 2 in Tabelle B.6). Für Gesamtdeutschland<br />
liegen die Folgekosten <strong>unzureichende</strong>r <strong>Bildung</strong> in diesem Szenario mit 5,2 Billionen Euro bei 208<br />
Prozent des heutigen BIP – wobei in diesem Fall definitionsgemäß in Bayern überhaupt keine Folgekosten<br />
<strong>unzureichende</strong>r <strong>Bildung</strong> anfallen. Am größten ist das Wachstumspotential wiederum in<br />
Nordrhein-Westfalen mit derzeit 483,3 PISA-Punkten, wo das durch eine derartige <strong>Bildung</strong>sreform<br />
erzeugte zusätzliche BIP mehr als dreimal so groß wäre wie das heutige BIP (325 Prozent).<br />
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