Was unzureichende Bildung kostet - Bertelsmann Stiftung
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4. Das Ergebnis: Die volkswirtschaftlichen Kosten <strong>unzureichende</strong>r <strong>Bildung</strong><br />
Insgesamt belaufen sich die Kosten <strong>unzureichende</strong>r <strong>Bildung</strong> in Deutschland bis zum Jahr 2090<br />
somit auf 2,8 Billionen Euro (vgl. Spalte 1 in Tabelle 3). Um diesen Betrag, ausgedrückt in heutigen<br />
Euro, wäre das deutsche BIP unter den Annahmen des Basisszenarios durch die <strong>Bildung</strong>sreform<br />
bis zum Jahr 2090 insgesamt höher als das BIP ohne eine derartige Reform. Das ist mehr als das<br />
gesamte heutige jährliche Bruttoinlandsprodukt von Deutschland in Höhe von 2,5 Billionen Euro<br />
(113 Prozent). 36 Eine <strong>Bildung</strong>sreform, die die <strong>unzureichende</strong> <strong>Bildung</strong> weitgehend beseitigt, würde<br />
also enorme Erträge in Form höheren Wirtschaftswachstums erzielen.<br />
Die Dimension dieses Effektes wird deutlich, wenn man diesen Wert beispielsweise mit den<br />
jüngsten Konjunkturpaketen der deutschen Bundesregierung vergleicht. Nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums<br />
haben die beiden Konjunkturpakete der Bundesregierung zusammen<br />
eine Größenordnung von rund 100 Milliarden Euro. 37 Mit den Erträgen der <strong>Bildung</strong>sreform könnte<br />
man also 28 solcher Konjunkturpakete finanzieren.<br />
4.2 Ergebnisse für die Bundesländer<br />
Tabelle 3 weist die berechneten Folgekosten <strong>unzureichende</strong>r <strong>Bildung</strong> auch separat für die ein zelnen<br />
Bundesländer aus. Ausgedrückt als zusätzliches BIP pro Kopf der heutigen Bevölkerung liegen die Folgekosten<br />
<strong>unzureichende</strong>r <strong>Bildung</strong> zwischen 16.191 Euro in Sachsen und 47.218 Euro in Hessen (siehe<br />
auch Abbildung 7). Weitere Bundesländer, die von einer erfolgreichen <strong>Bildung</strong>sreform stark profitieren<br />
würden, sind Schleswig-Holstein/Hamburg, Nordrhein-Westfalen und Niedersachen/Bremen.<br />
Die Unterschiede zwischen den Bundesländern ergeben sich dabei neben unterschiedlichen Ausgangsniveaus<br />
des BIP und unterschiedlichen Bevölkerungsentwicklungen aus dem in Tabelle 1<br />
dokumentierten unterschiedlichen Ausmaß der <strong>unzureichende</strong>n <strong>Bildung</strong> in den verschiedenen<br />
Bundesländern. Diejenigen Bundesländer, die einen hohen Anteil an Risikoschülern (unter 420<br />
PISA-Punkten) aufweisen, profitieren wirtschaftlich am meisten von einer erfolgreichen <strong>Bildung</strong>sreform.<br />
Denn ein hoher Anteil an Risikoschülern bedeutet, dass die durchschnittlichen kognitiven<br />
Fähigkeiten in diesem Bundesland besonders stark steigen, wenn die schlechten Schüler großteils<br />
auf den Schwellenwert von 420 Punkten angehoben werden. Da höhere durchschnittliche kognitive<br />
Fähigkeiten zu höherem wirtschaftlichen Wachstum führen, profitieren jene Länder tendenziell<br />
am meisten von der Reform, die anfänglich viele Risikoschüler aufweisen.<br />
Aufgrund der unterschiedlichen Bevölkerungsgröße variiert der Gesamteffekt der Reform noch<br />
weit stärker zwischen den Bundesländern (Abbildung 8). Beim Gesamteffekt liegen naturgemäß<br />
die bevölkerungsreichsten Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Bayern<br />
vorne und die bevölkerungsärmsten Bundesländer hinten (siehe auch Spalte 1 in Tabelle 3). In<br />
Nordrhein-Westfalen, das nicht nur das bevölkerungsreichste Bundesland ist, sondern auch das-<br />
36<br />
Die BIP-Angabe bezieht sich auf 2008 als aktuellstem verfügbaren Wert (vgl. auch Tabelle C.1 im Anhang C).<br />
37<br />
Siehe http://www.bmwi.de/BMWi/Navigation/Wirtschaft/konjunktur.html.<br />
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