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Die Lehre steht hoch im KursInterview mit Jean-Pascal Luthi,verantwortlich für die Mittelschulen unddie Berufsbildung im französischsprachigen Teil des Kantons BernDie Lehre ist der am häufigsten gewählte Ausbildungsgang für Junge, welche die obligatorische Schulpflicht absolvierthaben. Gemäss den neuesten offiziellen Statistiken wählen zwei Drittel aller Jugendlichen zwischen 16 und 21 Jahren eineBerufs-ausbildung nach Abschluss ihrer obligatorischen Schulzeit. Wir stellen heute eine recht gute Übereinstimmung festzwischen der Zahl an offenen Lehrstellen und der Zahl jener, die eine Lehrstelle suchen. Wir haben uns mit Herrn Jean-Pascal Luthi, dem Chef für die berufliche Ausbildung im französischsprachigen Bern darüber unterhalten und ihm ein paarFragen gestellt.Was bewirkt, dass während oder nach der Berufslehre der Gang in dieBerufsmatur gewählt wird?Es sind die Aussichten auf eine Karriere, da die Berufsmatur die Türzu den Fachhochschulen (FHS) öffnet. Ein junger Mensch, der überdie nötigen theoretischen Begabungen verfügt und das Progymnasium(Abteilung ‚modern’ oder Abteilung Maturität) absolviert hat, kannsich für die Berufsmatur entschliessen, muss aber je nachdem einenEignungstest bestehen. Die Berufsmatur ist untrennbar verbundenmit dem Erhalt eines EFZ nach 3 oder 4 Jahren. 2006 haben etwa12% der Jugendlichen sich für eine Berufsmatur entschieden, wobeider Anteil je nach Region unterschiedlich ausfällt.Lässt unser Schulsystem einzelne Jugendliche aus dem Rennen fallen?In der Schweiz finden im Mittel 90% aller Jugendlichen ihren Weg,wobei der Kanton Bern mit 92% gut da steht. Jeder Kanton schafft dienötigen Einrichtungen, damit nach Abschluss der obligatorischenSchulzeit möglichst wenig Junge auf der Strasse bleiben. Das ist ebensoin deren eigenem Interesse, wie auch im Interesse der ganzenGesellschaft. Im Kanton Bern haben wir uns zum Ziel gesetzt, dass 95%der Jungen mindestens einen Abschluss des 2. Grades erlangen. Es kannsich dabei um eine akademische Matur (spezialisierte Matur), um eineBerufsmatur, um ein EFZ oder um einen eidgenössischen Attest nach2 Jahren Ausbildung und erfolgreichem Bestehen der Examen handeln.Ist denn dieser eidgenössische Attest nicht eine Art billiges EFZ?Natürlich sind hier die Anforderungen weniger hoch als beim EFZ, aberes handelt sich dennoch um ein vom Bund anerkanntes Zeugnis, dasaufgrund des Bestehens von praktischen und theoretischen Prüfungenerteilt wird. Diese Lösung ermöglicht es Jungen, die Schwierigkeiten mitder Theorie bekunden, dennoch einen Ausweis zu erwerben. Zudemhaben sie die Möglichkeit, später noch auf den EFZ-Zug aufzuspringen,da die Schwierigkeiten ja oft bloss vorübergehender Natur sind. Wohlsind die Inhaber eines Attestes in der Regel weniger gut entlöhnt als dieInhaber eines EFZ. Doch noch ist nichts verloren. Je nach Kantonbestehen zwei verschiedene Ansätze: entweder wird versucht, einMaximum an Leuten auf den Weg zum EFZ zu bewegen und nur dieübrigen in die Attestlehre zu nehmen; oder man dirigiert gleich zu Beginndie Jungen mit grossen Problemen in die Attestlehre mit der Aussicht, siespäter das EFZ nachzuholen zu lassen. Durch diesen zweiten Ansatz wirdmöglicherweise eine gewisse “Kultur des Scheiterns” vermieden.Ist unser heutiges Schulsystem wirklich durchlässiger, weniger abgekapseltals früher?Ja, das schweizerische Erziehungssystem hat sich geändert. DieJungen sind heute weniger auf einen rein akademischen oder aufeinen rein beruflichen Weg zentriert, denn heute bestehen auchQuerverbindungen. Beispiel: ein Jugendlicher schlägt zunächst denWeg der Berufslehre mit anschliessender Berufsmatur ein. Im Laufeder Zeit entdeckt er bei sich eine Begabung, welche ihn zu einemStudium an einer ETH oder einer Universität befähigen dürfte.Er muss dazu lediglich eine Zusatzausbildung von 9 Monatenabsolvieren. Umgekehrt kann ein Junge, der zunächst die akademischeLaufbahn eingeschlagen hat, ein Praktikum von der Dauer einesJahres absolvieren und dann in eine Fachhochschule eintreten. Oftkommt es vor, dass ein Jugendlicher in ein völlig anderes Berufsfeldübertritt. Solche Fälle sind nicht sehr zahlreich, gewiss; aber es istwichtig, dass unser System solche Richtungsänderungen zulässt.Die Bachelors und die Masters können akademischer oder beruflicherArt sein, und für motivierte Jugendliche besteht durchaus dieMöglichkeit, vom einen Feld ins andere zu wechseln.Geht es den Jungen gut? Bieten sie grössere Probleme als früher?Die grosse Mehrheit bietet keine Probleme. Aber eine kleineAnzahl von Jugendlichen verlangt von den Ausbildenden sehr vielEnergie. Meist steckt am Ursprung dieser Probleme ein schwierigesfamiliäres Umfeld oder eine ungenügende Integration, insbesondereauf der Ebene der Sprache. Das System stellt aber Übergangslösungenfür die Zeit vor Antritt der Lehre zur Verfügung, indem sich derjunge Mensch während eines Jahres beruflich vorbereitet, oderindem eine sog. Vorlehre absolviert wird. Damit ist ein Jahr Praxisim Lehrbetrieb mit 2 Tagen Berufsschule pro Woche (allgemeineFächer) gemeint. Wenn sich dies bewährt, kann ein regulärerLehrvertrag abgeschlossen werden. Beide Übergangs-lösungenschieben sich zwischen das Ende der obligatorischen Schulzeitund den Beginn einer Lehre. Damit wird vermieden, dass dieJungen auf der Strasse landen. Im Übrigen versuchen dieKantone, schwierige Fälle bereits ab der 7. Klasse zu erfassen.Diese Schüler werden dann bis in die 9. Klasse betreut; und eswird ihnen geholfen, eine Lehrstelle oder ein anderesTätigkeitsfeld zu finden. Ein solches Coaching kann sich beiBedarf auch auf die Lehrzeit ausdehnen.19Swiss Label UNTERRICHT - ERZIEHUNG - AUSBILDUNG - Dezember 2008

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