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Jerusalem in Weiß - Sächsische Israelfreunde eV

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Ausgabe 1 | 2013| 17gen.“ (Ps 51,7) Selbst wenn HomosexualitätVeranlagung wäre (aber hier ist der humanwissenschaftlicheBefund ke<strong>in</strong>eswegs soe<strong>in</strong>deutig wie OLKR Meis zu me<strong>in</strong>ensche<strong>in</strong>t), wäre damit theologisch nochüberhaupt nichts ausgesagt. Die theologischeFrage beg<strong>in</strong>nt erst dort, wo gefragt wird, obdiese spezielle Krankheit, Veranlagung oderLebensweise dem Willen Gottes entsprichtoder ihm widerspricht. Diesbezüglich sei andie Lehre von der Erbsünde er<strong>in</strong>nert: Sündeist sogar ganz grundsätzlich „genetisch veranlagt“,aber das heißt mitnichten, das siedamit entschuldigt wäre.Für OLKR Meis folgt aus der Behauptung,Homosexualität sei Veranlagung, e<strong>in</strong>e ArtE<strong>in</strong>gliederung <strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>schaft derChristen über den Begriff der „Identität“. Ertut gut daran, dies nicht explizit zu behaupten.Denn die geistliche Geme<strong>in</strong>schaft derChristen entsteht durch die Vergebung derSünden, die <strong>in</strong> der Taufe vollzogen wird (Gal3,27): „Denn ihr alle, die ihr auf Christusgetauft seid, habt Christus angezogen.“ Hiergibt es <strong>in</strong> der Tat ke<strong>in</strong>en Unterschied: Unterschiedslosjedem Sünder wird durch dieTaufe die Vergebung der Sünde geschenkt.Wer jedoch die eigene Sünde nicht bekennt,der verbleibt im Selbstbetrug ohne Zugangzum Wort Gottes (vgl. 1Joh 1,8+10).Vom Verstehen der Schrift7. Wir glauben nicht an die Bibel, sondernan den fleischgewordenen Gott. Weil er uns<strong>in</strong> menschlich vermitteltem Wort anredet, iste<strong>in</strong>e Hermeneutik (als „Lehre des Verstehens“)wichtig, deren Kriterien e<strong>in</strong>leuchtends<strong>in</strong>d.8. Kritiker des Kirchenleitungsbeschlussesmüssen erklären können, warum sie ausschließlichbei ausgewählten Schriftstellenzur Homosexualität dem Buchstaben folgen.Befürworter e<strong>in</strong>er verantworteten gleichgeschlechtlichenPartnerschaft müssen ihreSicht theologisch mit e<strong>in</strong>er schriftbezogenenHermeneutik begründen können.9. Bereits der biblische Kanon ist e<strong>in</strong> lebendigesKommunikationssystem, <strong>in</strong> dem verschiedenemündliche und schriftliche Überlieferungenkritisch mite<strong>in</strong>ander <strong>in</strong>sGespräch gebracht, verändert und auf konkreteLebenslagen bezogen werden.10. In Dialog und Antithesen (etwa Matth.5,21; 2. Kor. 3,6) wird die Tradition bewahrtund verändert. Die E<strong>in</strong>heit der neutestamentlichenSchriften besteht (wie die derKirche) im geme<strong>in</strong>samen Zeugnis des tr<strong>in</strong>itarischenGlaubens.11. Als Verkündigungsgeme<strong>in</strong>schaft ist derKanon zugleich e<strong>in</strong>e Auslegungsgeme<strong>in</strong>schaft,die historische Grenzen bewussth<strong>in</strong>ter sich lässt.These 7 soll wohl dazu dienen, die Bedeutungder Bibel zu relativieren. Allerd<strong>in</strong>gsglauben wir an Jesus Christus - genauso wahraber ist auch, dass wir an das fleischgewordeneWort nur durch die Heilige Schriftglauben können. Die Grundsatzentscheidungvon OLKR Peter Meis, den Menschen an dieerste Stelle zu setzen, prägt auch se<strong>in</strong> Schriftverständnis.Für ihn ist e<strong>in</strong>e Verstehenslehrenotwendig, die sich zwischen die Bibel undden e<strong>in</strong>zelnen Christen schiebt. Scharf hatdas schon der Philosoph Odo Marquard kritisiert:„Hermeneutik ist die Kunst, ause<strong>in</strong>em Text herauszukriegen, was nicht dr<strong>in</strong>steht:wozu – wenn man doch den Text hat– brauchte man sie sonst?“ (aus se<strong>in</strong>emAufsatz: „Frage nach der Frage, auf die dieHermeneutik die Antwort ist“ <strong>in</strong>: Odo Marquard,Abschied vom Pr<strong>in</strong>zipiellen, Recalm1981, S. 117) Nur weil Gottes Wort„menschlich vermittelt“ ist, muss Hermeneutiknicht zwangsweise menschlich e<strong>in</strong>leuchtendeKriterien haben. Dies möchte ichmit e<strong>in</strong>em Vergleich veranschaulichen: Umdie Botschaft, die e<strong>in</strong>e Brieftaube überbr<strong>in</strong>gt,zu verstehen, muss ich nicht unbed<strong>in</strong>gt etwasüber Brieftauben wissen. Es kommtnicht darauf an, den „Vermittler“ besser zuverstehen, sondern den „Absender“. Nachbiblischem Selbstzeugnis gel<strong>in</strong>gt das nichtdurch e<strong>in</strong>leuchtende Kriterien, sondern nurdurch den Heiligen Geist, der e<strong>in</strong>e Unmittelbarkeitzum Wort herstellt, die OLKR Meisnicht benennt. Jeder Bibelkreis <strong>in</strong> der Kirchgeme<strong>in</strong>deund jede private Frömmigkeit lebt<strong>in</strong> solcher Unmittelbarkeit: Jeder Christ kannselber das Wort Gottes lesen und unmittelbarverstehen, ganz ohne sich zunächst „e<strong>in</strong>leuchtendeKriterien“ e<strong>in</strong>er Hermeneutikgeben zu müssen. These 8 lohnt der genauenWahrnehmung. Hier wird unterstellt, dieKritiker würden nur bei ausgewählten Bibelstellendem Buchstaben folgen. Wenn demso wäre, wäre es freilich verkehrt, denn lutherischrichtig ist, das der Wortlaut („sensusliteralis“) grundsätzlich <strong>in</strong> jeder Frage befolgtwird. Interessant ist, dass hier <strong>in</strong>direkt ausgesagtwird, dass die „Kritiker“ bibeltreus<strong>in</strong>d, die Befürworter h<strong>in</strong>gegen ihre Positionzunächst e<strong>in</strong>mal mit e<strong>in</strong>er schriftbezogenenHermeneutik begründen müssen.Die Thesen 9-11 reißen die Frage nach dembiblischen Kanon an; es hat jedoch m.E.wenig S<strong>in</strong>n, an dieser Stelle alle damit zusammenhängendenFragen aufzurollen.Es kommt nicht darauf an, den „Vermittler“besser zu verstehen, sondern den„Absender“.Letztlich sche<strong>in</strong>t OLKR Meis auch diesThema nur anzudeuten, um wiederum dieGültigkeit der Heiligen Schrift e<strong>in</strong>zuschränken.Auch so schön kl<strong>in</strong>gende Worthülsenwie „lebendiges Kommunikationssystem“oder „Auslegungsgeme<strong>in</strong>schaft“ vermögennicht zu überdecken, dass es ihm selberschwer fällt, neben allen unterschiedlichenKlängen e<strong>in</strong> harmonisches Gesamtzeugnisder Heiligen Schrift zu hören. Stattdessensche<strong>in</strong>t er <strong>in</strong> der Bibel wiederum das zuf<strong>in</strong>den, was er zuvor vom Diskussionsprozessforderte: Die Vielzahl nebene<strong>in</strong>ander stehenderStimmen, die respektvoll den anderenstehen lassen.Der Mensch und das Zusammenleben12.Biblisch ist der Mensch ganzheitlichSünder oder Gerechter. Das reformatorische„zugleich“ (simul justus et peccator) me<strong>in</strong>tnicht „von jedem e<strong>in</strong>e bisschen“, sonderne<strong>in</strong>e unterschiedliche Blickrichtung: Gerechtb<strong>in</strong> ich ganz im Blick auf Christus, ganzSünder im Blick auf mich selbst.13.Die Sexualität ist ke<strong>in</strong> eigenständigesThema dieser anthropologischen Doppelbestimmung.Auch Paulus hebt <strong>in</strong> Röm 1,18-32die ihm bekannte Praxis der Homosexualität(vgl. 1. Kor. 6,9) nur als e<strong>in</strong>e von vielen(nicht ger<strong>in</strong>geren) Sünden hervor. Im heutigenS<strong>in</strong>n ethisch und vor Gott verantwortetegleichgeschlechtliche Partnerschaftens<strong>in</strong>d biblisch nirgendwo im Blick.14.Die Schöpfungsberichte s<strong>in</strong>d auf Geme<strong>in</strong>schaftund Fortpflanzung ausgerichtet,schweigen aber über andere Lebensformen.Gewährt nicht auch Jesus e<strong>in</strong>en geheimnisvollenSpielraum <strong>in</strong> der SchöpfungsordnungGottes (vgl. u.a. Matth. 19,12)?

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