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Jerusalem in Weiß - Sächsische Israelfreunde eV

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Ausgabe 1 | 2013| 47macht. Nissan hat Mühe mit dem Erzählen,immer wieder bricht ihm die Stimme. Dieüberwiegende Mehrzahl der Opfer vonScheich Dscharah wurde nie identifiziert.Als „Keitzy“ nimmt Schmuel Nissan amUnabhängigkeitskampf se<strong>in</strong>es Volkes teil undlernt beim Aufbau e<strong>in</strong>es Feldlazaretts imehemaligen Krankenhaus der KaiserswertherDiakonissen <strong>in</strong> <strong>Jerusalem</strong> se<strong>in</strong>e zukünftigeFrau, Jael kennen. „Das war 1948“, bemerkter liebevoll <strong>in</strong> ihre Richtung, und „jetzt s<strong>in</strong>dwir 62 Jahre zusammen.“Jael NissanAm Vorabend der UnabhängigkeitserklärungIsraels wurden die jüdischen Siedlungen imGusch Etzion südlich von Hebron im Mai1949 von den arabischen Irregulären erobert.Das Massaker von Kfar Etzion überlebtennur drei Männer und e<strong>in</strong>e Frau. Mitdiesem historischen Ereignis verb<strong>in</strong>det denChirurgen Schmuel Nissan e<strong>in</strong> besonderesErlebnis: Jahre nach dem Fall des Siedlungsblocksoperierte er im Hadassah-Krankenhause<strong>in</strong>en paläst<strong>in</strong>ensischen Christen, den stellvertretendenBürgermeister von Bethlehem.„Heute kann ich das erzählen, weil er längstgestorben ist“, s<strong>in</strong>nierte der Arzt: „Er warder Kommandeur der Irregulären, die allenjüdischen Kämpfern befahlen, sich wie ume<strong>in</strong> Bild aufzunehmen aufzustellen – darunterwar me<strong>in</strong> Freund Dani Mas. Dann habensie alle niedergeschossen…“ E<strong>in</strong> weitererFreund Nissans, der beim Kampf um denGusch Etzion fiel, war der Komponist ZviBen Josef, der <strong>in</strong> Wien studiert hatte.E<strong>in</strong> oder zwei Monate nach der erfolgreichenOperation kam der Paläst<strong>in</strong>enser zurück, umsich zu bedanken. „Er führt mich auf denParkplatz zu se<strong>in</strong>em Auto“, er<strong>in</strong>nert sichNissan, „und nimmt aus dem Kofferraum e<strong>in</strong>enPlastikbeutel mit e<strong>in</strong>em silbernen Chanukkaleuchter,an dem noch die Wachsresteklebten.“ Der Anführer der arabischen Aufständischenhatte sie bei der Vernichtung derjüdischen Siedlung 1948 an sich genommen.„Ich wusste, dass dieser Leuchter <strong>in</strong> denGusch gehört“, erklärte Nissan. Mehr als e<strong>in</strong>halbes Jahrhundert nach den traumatischenEreignissen zittert noch immer se<strong>in</strong>e Stimme.So beauftragte er den KnessetabgeordnetenChanan Porat, die Kriegsbeute aus dem Unabhängigkeitskriegwieder zurückzubr<strong>in</strong>gen,„ohne dass irgende<strong>in</strong> Journalist davon erfährt,denn ich wollte den Araber ja nicht <strong>in</strong> Gefahrbr<strong>in</strong>gen“. Heute leben im SiedlungsblockGusch Etzion wieder mehr als 63.000 Israelis.Die Chanukkia von Professor Nissan steht imMuseum <strong>in</strong> Kfar Etzion.In den ersten Jahren des jüdischen Staatesfliegt der junge Arzt <strong>in</strong> den Jemen, um Judenvon dort bei der E<strong>in</strong>wanderung nach Israelzu helfen. 1955 heiratet er se<strong>in</strong>e Jael <strong>in</strong>Stockholm, wo Vater Katznelson als ersterBotschafter Israels für die fünf skand<strong>in</strong>avischenLänder dient. Für diesen Auslandsauftragverändert Schmuels Vater übrigensden Namen „Katznelson“, der von„Katz“ abgeleitet ist und als Abkürzung von„Kohen Zedek“ („Gerechter Priester“) aufdie Abstammung der Familie aus dem altenisraelitischen Priestergeschlecht deutet, <strong>in</strong>„Nissan“. „‚Nissan‘ war e<strong>in</strong> häufiger Vornameunter me<strong>in</strong>en Vorfahren“, erklärt derProfessor, „me<strong>in</strong> Großvater hieß NissanKatznelson – und ich habe den Namen mitme<strong>in</strong>em Vater geändert, weil ich so auche<strong>in</strong>en Diplomatenpass bekommen konnte“;schmunzelt er verschmitzt, um dann gleichnoch e<strong>in</strong>s zu se<strong>in</strong>er Skand<strong>in</strong>avienzeit draufzusetzen:„Der Rabb<strong>in</strong>er, der uns getraut hat,wurde allseits nur ‚Pastor Wilhelm‘ genannt.“Nach den Kriegsjahren bildet Schmuel Nissansich <strong>in</strong> Amerika fort, arbeitet als Arzt <strong>in</strong>Boston und f<strong>in</strong>det schließlich <strong>in</strong> St. Louise<strong>in</strong>e Stelle, dem „Mekka der Chirurgie“. Inse<strong>in</strong>er Heimatstadt <strong>Jerusalem</strong> br<strong>in</strong>gt er esschließlich bis zum Professor für Chirurgieund K<strong>in</strong>derchirurgie am Hadassah-Krankenhausauf dem Skopusberg.Se<strong>in</strong> Schatz an Begegnungen, Freunden undGeschichten sche<strong>in</strong>t unerschöpflich: „MitArik Scharon und se<strong>in</strong>em Sohn, der spätergetötet wurde, b<strong>in</strong> ich durch die Jesreel-Ebene geritten“, erzählt Nissan und erklärt:„Als Arzt muss ich Menschen e<strong>in</strong>e Diagnoseausstellen“ – was er dann auch gleich unaufgefordertfür se<strong>in</strong>en alten Weggefährten tut:„Schon Jigal Jad<strong>in</strong> wusste, dass Scharon e<strong>in</strong>militärisches Genie ist, weil niemand voraussagenkonnte, was er tun würde. ArielScharon war dem Charakter nach e<strong>in</strong> Opportunist…“– „Er war unberechenbar“, wirftSchmuels Frau Jael e<strong>in</strong> und gießt frisch gepresstenOrangensaft – „aus dem eigenenGarten!“ – <strong>in</strong> die Gläser. „Ja“, fährt Nissanmit se<strong>in</strong>er Diagnose fort, „was für e<strong>in</strong>enOffizier hervorragend ist, war für den Politikere<strong>in</strong>e Katastrophe“, um dann gleich fortzufahren:„E<strong>in</strong>e Siedlung räumen ist für uns,als müssten wir Schwe<strong>in</strong>efleisch essen…“– „Er<strong>in</strong>nerst du dich Anfang der 1980er Jahre,<strong>in</strong> Jamit im S<strong>in</strong>ai, hat er die Leute <strong>in</strong> Käfigengeräumt…“, wirft Jael dazwischen. – „Ja, <strong>in</strong>Käfigen“, fährt Schmuel fort: „Die Besiedelungdes Landes Israel ist e<strong>in</strong> Gebot aus derBibel, e<strong>in</strong>e religiöse Verpflichtung, das LandIsrael zu bewohnen. Das ist bei uns allen sehrtief – auch wenn wir nicht religiös s<strong>in</strong>d.“„E<strong>in</strong>e Siedlung räumen ist für uns,als müssten wir Schwe<strong>in</strong>efleisch essen…“Schmuel NissanIn se<strong>in</strong>en letzten Lebensjahren widmete sichder Chirurgieprofessor se<strong>in</strong>em Hobby, derErforschung der Geschichte der Mediz<strong>in</strong> imHeiligen Land. Im Februar 2011 stellt er derÖffentlichkeit e<strong>in</strong>e Frucht se<strong>in</strong>er Forschungenvor, e<strong>in</strong> Buch über den K<strong>in</strong>derchirurgen Dr.Max Sandreczky, der 1872 das erste K<strong>in</strong>derkrankenhaus<strong>in</strong> <strong>Jerusalem</strong> gegründet hatte,das „Marienstift“. Durch den E<strong>in</strong>satz vonProf. Nissan und se<strong>in</strong>en Freunden blieb dashistorische Gebäude <strong>in</strong> der Prophetenstraße29 erhalten, wurde als Denkmal geschütztund dient heute als Unterkunft für K<strong>in</strong>der ausder ganzen arabischen Welt, die <strong>in</strong> Israelmediz<strong>in</strong>ische Hilfe erfahren.Anfang Juli 2012 starb Professor SchmuelNissan im Alter von 87 Jahren. Zwei Wochenspäter folgte ihm se<strong>in</strong>e Frau Jael.© Christlicher Medienverbund KEPwww.israelnetz.com

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