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Jerusalem in Weiß - Sächsische Israelfreunde eV

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48 | ÜberschriftAusgabe 1 | 2013Iwan im Auge des SturmsText vonUlrich W. SahmE<strong>in</strong> kahler Hügel mit dem Namen „E1“ (aufEnglisch ausgesprochen „E-One“ kl<strong>in</strong>gt imHebräischen wie „Iwan“) hat weltweitenWirbel und präzedenzlos scharfe Kritik gegenIsrael ausgelöst, nachdem M<strong>in</strong>isterpräsidentBenjam<strong>in</strong> Netanjahu den Bau von30.000 neuen Wohne<strong>in</strong>heiten verkündethatte. Dem Premier wurde nachgesagt, aus„Wut“ völlig „irrational“ wie e<strong>in</strong> Mann ander Spitze e<strong>in</strong>er „Verbrecherbande“ diesenBeschluss aus Rache wegen des Alle<strong>in</strong>gangsder Paläst<strong>in</strong>enser gefasst zu haben, bei derUNO den Status ihrer Beobachterdelegation<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en „Beobachterstaat“ verwandelt zuhaben. Während Holland, Schweden, Frankreichund Australien die israelischen Botschafter<strong>in</strong> die Außenämter zitiert haben, umheftige Rügen auszusprechen, lamentiertenisraelische Kommentatoren: „Jetzt hat Israelauch noch Europa verloren.“L<strong>in</strong>ksgerichtete wahlkämpfende Oppositionspolitikerwie Nurit Galron fuhren imströmenden Regen zu dem Hügel, um Netanjahue<strong>in</strong>es „Todesstoßes“ gegen den Friedenmit den Paläst<strong>in</strong>ensern zu bezichtigen. Diel<strong>in</strong>ksgerichtete israelische Menschenrechtsorganisationwittert Verstöße gegen <strong>in</strong>ternationalesRecht und e<strong>in</strong>e Aussperrung derPaläst<strong>in</strong>enser von <strong>Jerusalem</strong>, der Hauptstadtihres angestrebten Staates. Dabei grenzenRamallah im Norden und Bethlehem im Südennahtlos an <strong>Jerusalem</strong> an. Mauern undGrenzkontrollen wurden erst als Folge paläst<strong>in</strong>ensischenTerrors errichtet. „Iwan“ odereher „E1“ ist e<strong>in</strong> weitgehend unbewohnterHügel östlich des <strong>Jerusalem</strong>er Ölbergs. Nochweiter östlich liegt Ma‘aleh Adumim, e<strong>in</strong>e1974 im besetzten Gebiet gegründete Schlafstadt,heute mit etwa 40.000 E<strong>in</strong>wohnern,die täglich zu ihren Arbeitsplätzen <strong>in</strong> <strong>Jerusalem</strong>pendeln. Ma‘aleh Adumim wurde errichtet,nachdem sich herausstellte, dass1973 jordanische Panzer ungeh<strong>in</strong>dert aufe<strong>in</strong>er breiten Autobahn bis zum Stadtzentrum<strong>Jerusalem</strong> hätten fahren können, wennKönig Husse<strong>in</strong> sich entschlossen hätte, demÜberraschungsangriff der Syrer und Ägypterzu Beg<strong>in</strong>n des Jom Kippur Krieges (Oktoberkrieg)anzuschließen. Das stellten M<strong>in</strong>isterpräsidentJitzhak Rab<strong>in</strong> und der König beie<strong>in</strong>em Gespräch 1994 fest.Rab<strong>in</strong>, der Architekt des Friedensprozessesmit den Paläst<strong>in</strong>ensern und der Osloer Verträgemit Jassir Arafat, erkannte schon 1994die Notwenigkeit, das zwölf Quadratkilometergroße Gelände mit Schluchten und Steilhängenzu bebauen, um e<strong>in</strong>e geografischeKont<strong>in</strong>uität zwischen <strong>Jerusalem</strong> und der isoliertenSchlafstadt Ma‘aleh Adumim zuschaffen. Deshalb ließ Rab<strong>in</strong> während derVerhandlungen mit Arafat die Munizipalgrenzender Stadt bis zum Berg „Iwan“ auszuweiten.Unter se<strong>in</strong>en Nachfolgern, darunter EhudBarak, Benjam<strong>in</strong> Netanjahu (während se<strong>in</strong>erersten Kadenz als Premierm<strong>in</strong>ister) und vorallem unter Ariel Scharon und Ehud Olmertwurden Bebauungspläne entworfen und e<strong>in</strong>Polizeihauptquartier mitten auf dem Hügelerrichtet. Das geschah weitgehend unbeachtetvon den Amerikanern. Gleichwohl hattensich alle genannten israelischen M<strong>in</strong>isterpräsidentengegenüber der amerikanischen Regierungunter George Bush und Bill Cl<strong>in</strong>tonverpflichtet, die Errichtung von Wohnungen<strong>in</strong> „Iwan“ ruhen zu lassen. 2005 wurden unterPremierm<strong>in</strong>ister Ariel Scharon erstmalsBaupläne für die Errichtung neuer Viertel veröffentlicht.Scharons Vize, Ehud Olmert, derNetanjahu „unverantwortliches Handeln“vorwarf, verkündete die Schaffung e<strong>in</strong>er physischenVerb<strong>in</strong>dung zwischen <strong>Jerusalem</strong> undMa‘aleh Adumim „im passenden Augenblick“,während Scharon grünes Licht für die<strong>in</strong>zwischen abgeschlossene Errichtung desPolizei-Hauptquartiers gab. Die Amerikanerschwiegen zum Bau der Polizeistation, weilsie sich damals nicht mit e<strong>in</strong>em „Mikro-Management“des Konflikts aufhalten wollten.Gleichzeitig wurde e<strong>in</strong>e Schnellstraße zwischenden paläst<strong>in</strong>ensischen Ortschaften ElAzariah (Bethanien) und Anata bei Ramallahgelegt. So wurde e<strong>in</strong>e direkte Verb<strong>in</strong>dungzwischen dem Süden des Westjordanlandesund dem Norden gewährleistet.Die von Paläst<strong>in</strong>ensern und <strong>in</strong> deren Gefolgeauch von europäischen Regierungen erhobeneBehauptung, dass Netanjahus Beschlussdie Errichtung e<strong>in</strong>es zusammenhängendenpaläst<strong>in</strong>ensischen Staates unmöglich mache,ist nicht nachvollziehbar. Denn der weitgehendunerschlossene „Iwan“-Hügel ist fürFahrzeuge und sogar für Esel unpassierbar.Für „territoriale Kont<strong>in</strong>uität“ s<strong>in</strong>d gute Straßenzweifellos wichtiger, als Schluchten undSteilhänge e<strong>in</strong>es unzugänglichen Berges.Ebenso stellt sich heraus, dass Netanjahu lediglichuralte Pläne se<strong>in</strong>er Vorgänger seitJitzhak Rab<strong>in</strong> aus der Schublade hervorgeholtund erneut veröffentlicht hat. Bis zu e<strong>in</strong>erGenehmigung der Pläne und Ausschreibungenfür den Baubeg<strong>in</strong>n wird die Weltgeme<strong>in</strong>schaftnoch weitere Gelegenheiten zuProtest gegen e<strong>in</strong> zwanzig Jahre altes Projekterhalten. Zudem bleibt den Paläst<strong>in</strong>ensernbei Jericho e<strong>in</strong>e etwa 14 Kilometer breiteSchneise, um auf Umwegen vom Norden <strong>in</strong>den Süden zu fahren.Bekanntlich gibt es zwischen dem NordenIsraels, also Galiläa, und dem Süden mit derNegewwüste, bei Netaniya nördlich von TelAviv auch nur e<strong>in</strong>e 14 Kilometer breiteSchneise, auch „Wespentaille“ genannt,ohne dass je jemand behauptet hätte, dassIsrael ke<strong>in</strong> lebensfähiger Staat sei oder überke<strong>in</strong> „zusammenhängendes Territorium“verfüge. Wer von <strong>Jerusalem</strong> aus nach Tiberiasim Norden oder Dimona im Süden will,ohne durch besetztes Gebiet zu fahren, musslange Umwege e<strong>in</strong>planen.Matti FriedmanDer Aleppo-CodexE<strong>in</strong>e Bibel, der Mossad und dasStaatsgeheimnis Israels19,99 EuroBestell-Tel. 03727 2701

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