18 |Ausgabe 1 | 2013Wiederum setzt OLKR Meis se<strong>in</strong>en Beg<strong>in</strong>n <strong>in</strong>der Frage nach dem Menschen, nach der„anthropologischen Doppelbestimmung“. Ersche<strong>in</strong>t zu übersehen, dass es bei dem reformatorischen„zugleich“ gar nicht um denMenschen allgeme<strong>in</strong> geht, sondern um denerlösten Christen: Jeder Christ ist Sünder undGerechter zugleich, nicht jeder Mensch. JederMensch ist erlösungsbedürftiger Sünder.E<strong>in</strong> wenig sonderbar ersche<strong>in</strong>t der H<strong>in</strong>weis,Paulus sage etwas aus über „die ihm bekanntePraxis der Homosexualität“. Manche vergessenvielleicht, was das für e<strong>in</strong>e Praxis ist,die Paulus geläufig ist: In der römisch-griechischenAntike gehört die Ausübung derHomosexualität zur alltäglichen Selbstverständlichkeit,die sowohl gesellschaftlich wiereligiös legitimiert ist. Der gleichgeschlechtlicheSexualverkehr ersche<strong>in</strong>t vielen derZeitgenossen des Paulus als vollkommennormal. Gerade im H<strong>in</strong>blick auf die Sexualitätunterscheidet sich unsere Zeit nicht allzusehr von dem, was Paulus kennt. In dieseSituation h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> ruft Paulus: „Stellt euchnicht dieser Welt gleich, sondern änderteuch durch Erneuerung eures S<strong>in</strong>nes, damitihr prüfen könnt, was Gottes Wille ist...“(Röm 12,2)OLKR Meis spricht von „im heutigen S<strong>in</strong>nethisch und vor Gott verantwortete gleichgeschlechtlichePartnerschaften“. Doch gibt essolche Partnerschaften überhaupt? E<strong>in</strong>er derpolitischen Protagonisten <strong>in</strong> der BRD für dieE<strong>in</strong>führung der e<strong>in</strong>getragenen Lebenspartnerschaft,Volker Beck, schreibt: „Wenn manhofft, die Schwulen zu treuen Ehepartnernzu machen, muss und wird die schwule Beziehungsrealitätden Gesetzgeber enttäuschen.(…) Offensichtlich ist für viele Paareihre Sexualität mit Dritten auszuleben, e<strong>in</strong>wichtiger Faktor <strong>in</strong> der Aufrechterhaltungder Partnerschaft.“ (V. Beck, Legalisierungschwuler und lesbischer Lebensgeme<strong>in</strong>schaften,<strong>in</strong>: Demokratie und Recht, 1991,S.457).Becks Aussage wird durch zahlreiche wissenschaftlicheStudien untermauern. Ich zitierenur die jüngste mir bekannte Studie: „Ausder neuen Erhebung (2010) aus Deutschlandgeht hervor: Die befragten homosexuell lebendenMänner hatten <strong>in</strong> den 12 Monatenvor der Befragung neben ihrem festen Freundim Durchschnitt noch drei weitere, unterschiedlicheSexualpartner gehabt. Für die20-29jährigen sah das so aus: 27% hatten 1Sexualpartner, 56% hatten 2-10 Sexualpartner,14% hatten 11-50 Sexualpartner, 23%hatten mehr als 50 Sexualpartner im Jahr vorder Befragung gehabt. Der Anteil der be-fragten Männer, die mehr als 10 Sexualpartner<strong>in</strong> den 12 Monaten vor der Befragunghatten, nahm bei den über 30jährigenMännern deutlich zu.“ (Hier zitiert nach derVeröffentlichung des deutschen Instituts fürJugend und Gesellschaft, im Internet unterwww.dijg.de zu Homosexualität und Promiskuität;dort s<strong>in</strong>d weitere Studien zu f<strong>in</strong>den).E<strong>in</strong>e „ethisch verantwortete“ homosexuellePartnerschaft gibt es demnach nicht. Unde<strong>in</strong>e vor Gott verantwortete? Es erübrigtsich, die Schriftbelege noch e<strong>in</strong>mal aufzulisten,da der Abschlussbericht der Arbeitsgruppeder Kirchenleitung, zu der auch Dr.Peter Meis gehörte, herausstellte: „AlsKonsens der Erörterungen zum Alten Testamentwird festgehalten, dass die im AltenTestament beschriebenen homosexuellenHandlungen durchweg negativ als gottwidrigesund schöpfungswidriges Verhalten vonMännern beurteilt werden. ... Im NeuenTestament gibt es ebenfalls ke<strong>in</strong>e positivenAussagen zur Homosexualität.“ Es bedarfe<strong>in</strong>es gewagten philosophischen Spagates,ausgerechnet das vor Gott verantwortlichgestalten zu wollen, das e<strong>in</strong>deutig gottwidrigund schöpfungswidrig genannt wird.These 14 versucht diesen philosophischenSpagat, <strong>in</strong>dem e<strong>in</strong> so genanntes „argumentume silentio“ geltend gemacht wird, das heißt,es werden Schlussfolgerungen gezogen, weilzu e<strong>in</strong>em Sachverhalt mutmaßlich nichts gesagtwird. Wenn man den besagten Bibeltextansieht, muss man aber feststellen, dass dieArgumentation von OLKR Meis sich nicht mitdem Text deckt. Zur Schöpfungsordnung sagtJesus e<strong>in</strong>deutig: „Der im Anfang den Menschengeschaffen hat, schuf sie als Mann undFrau“ (Mt 19,3) - also nicht als Mann undMann oder als Frau und Frau.Die von OLKR Meis herangezogene Stelle Mt19,12 h<strong>in</strong>gegen sagt zum e<strong>in</strong>en nichts überSexualität aus, zum anderen nichts über dieSchöpfungsordnung: „E<strong>in</strong>ige s<strong>in</strong>d von Geburtan zur Ehe unfähig; andere s<strong>in</strong>d von Menschenzur Ehe unfähig gemacht; und wiederandere haben sich selbst zur Ehe unfähig gemachtum des Himmelreichs willen.“Zum e<strong>in</strong>en geht es hier gar nicht um ausgelebteSexualität, sondern um Fragen der Ehe.Die Unfähigkeit, e<strong>in</strong>e Ehe zu führen, stammtdemnach aus eigener Veranlagung, aus derErziehung oder aus eigenem Entschluss. DassSexualität nur <strong>in</strong> der vom dreie<strong>in</strong>igen Gottgesegneten Ehe vorkommen sollte, dürfte jedemvertraut se<strong>in</strong>; hierzu sagt jedoch dieseBibelstelle nichts. Wie traurig aber ist es,wenn Ehe mit Sexualität verwechselt wird!Zum anderen geht es <strong>in</strong> Mt 19,12 um allediejenigen, die geboren s<strong>in</strong>d. Wir er<strong>in</strong>nernuns: Adam und Eva s<strong>in</strong>d nicht geboren, dieerste Geburt - Ka<strong>in</strong> und Abel - erfolgt erstnach dem Sündenfall. Wenn es hier um allegeht, die geboren s<strong>in</strong>d („von Geburt an“) –geht es demnach nicht mehr um die Schöpfungsordnung,sondern um e<strong>in</strong>e Ordnung <strong>in</strong>der Welt nach dem Sündenfall. Die Schöpfungsaussagens<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>deutig „auf Geme<strong>in</strong>schaftund Fortpflanzung ausgerichtet,schweigen aber über andere Lebensformen“,weil andere Lebensformen erst <strong>in</strong> der vonGott abgefallenen, sündigen Welt vorkommen.Erst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er von Gott abgefallenenWelt gibt es Menschen, die unfähig zur Ehes<strong>in</strong>d, vor dem Sündenfall gab es solcheMenschen nicht. Wer dennoch etwas übere<strong>in</strong>en „geheimnisvollen Spielraum“ <strong>in</strong> derSchöpfungsordnung wissen will, der kanndiesen „Spielraum“ <strong>in</strong> 1. Mose 2,17 und 1.Mose 3,5 f<strong>in</strong>den.Die Kirche15. Die E<strong>in</strong>ladung, Kirche Jesu Christi zuse<strong>in</strong>, ergeht nicht von Menschen oder Institutionen,sondern vom Herrn der Kirche, dersich <strong>in</strong> Wort und Sakrament mitteilt (CA VII).16. Ethischen Fragen gebührt daher nachreformatorischer Auffassung nicht der Range<strong>in</strong>es Bekenntnisses mit Heilsbedeutung.Selbst die Ehe ist wohl e<strong>in</strong> Segen, aber ke<strong>in</strong>Sakrament.17.Der „Leib Christi“ verkörpert verschiedeneGaben und E<strong>in</strong>sichten. Er zerbrichtnicht an dieser Verschiedenheit, sondern ander <strong>in</strong>frage gestellten B<strong>in</strong>dung aller Gliederan das geme<strong>in</strong>same Haupt.18. E<strong>in</strong> behaupteter „status confessionis“führt nur dann zur Trennung, wenn andereE<strong>in</strong>sichten als Irrlehre qualifiziert werden.19.E<strong>in</strong>en „magnus consensus“ <strong>in</strong> Lehrfragenkann nicht willentlich herbeigeführt werden.Er verdankt sich der Selbstauslegung derSchrift, die sich dem empfangsbereiten Leserdurch die Kraft des Heiligen Geistes erschließtund auf diese Weise wirkt, was siesagt.20. In theologischen Fragen können rechtlicheBestimmungen nur zum Ausdruckbr<strong>in</strong>gen, was sich im Prozess der Schriftauslegungan E<strong>in</strong>sichten erschlossen hat. Dennochnotwendige Ordnungen setzen daherdie Bereitschaft voraus, verschiedene Perspektiven<strong>in</strong> geistlich verantworteter Toleranzgeme<strong>in</strong>sam zu tragen.
Ausgabe 1 | 2013| 19Erstaunlich vage und unpräzise redet OLKRMeis von der Kirche <strong>in</strong> These 15 und 17: Vone<strong>in</strong>er „E<strong>in</strong>ladung“ Jesu, Kirche zu se<strong>in</strong>, <strong>in</strong> dersich Jesus „mitteilt“ habe ich noch nie gehört.CA VII drückt sich sehr viel klarer und deutlicheraus: „Es wird auch gelehrt, dass allezeite<strong>in</strong>e heilige, christliche Kirche se<strong>in</strong> undbleiben muss, die die Versammlung allerGläubigen ist, bei denen das Evangelium re<strong>in</strong>gepredigt und die heiligen Sakramente lautdem Evangelium gereicht werden. Denn dasSakramente nicht dem Wortlaut gemäßreicht, zerbricht die kirchliche E<strong>in</strong>heit.Die Thesen 16 und 18 machen deutlich, dassOLKR Meis wohl die Proteste der Bekenntnis<strong>in</strong>itiativefalsch e<strong>in</strong>geordnet hat. Ethik,Sitte und Moral s<strong>in</strong>d zeitbed<strong>in</strong>gte, philosophischoder gesellschaftlich begründete Anschauungen.Daher g<strong>in</strong>g es der Bekenntnis<strong>in</strong>itiativeauch nie um ethische Fragen - wozuauch, wenn sich ethische Vorstellungen rasendschnell verändern? Welches InteresseWarum ist die Homosexuellenfrage so wichtig,dass e<strong>in</strong>e Kirchenleitung bereit ist, sogardie E<strong>in</strong>heit der Landeskirche dafür aufs Spielzu setzen?genügt zur wahren E<strong>in</strong>heit der christlichenKirche, dass das Evangelium e<strong>in</strong>trächtig imre<strong>in</strong>en Verständnis gepredigt und die Sakramentedem göttlichen Wort gemäß gereichtwerden.“ Es gibt ke<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>ladung, Kirche zuse<strong>in</strong>, sondern die Versammlung der Gläubigenist die Kirche - unter der Voraussetzung, dassdort re<strong>in</strong> gepredigt und die heiligen Sakramenterecht gereicht werden. Nicht wer„<strong>in</strong>frage stellt“, sondern wer das Evangeliumnicht dem Wortlaut gemäß predigt oder diekönnte die Kirche Jesu Christi daran haben,der gegenwärtigen Sitte zu entsprechen?Ethisch und rechtlich ist Homosexualität seitrelativ kurzer Zeit hier <strong>in</strong> Deutschland unde<strong>in</strong>igen anderen europäischen Ländern erlaubt.Ob das moralisch anstößig ist, sollenPolitik und Gesellschaft entscheiden.Der Bekenntnis<strong>in</strong>itiative g<strong>in</strong>g es von Anfangan nicht um Ethik, sondern um das WortGottes. Es geht um die geistliche Frage nachSünde und Vergebung. Darf man das, was dieBibel „gottwidrig und schöpfungswidrig“nennt, nach wie vor Sünde nennen und zurVergebung aufrufen? Oder muss man es tolerieren,akzeptieren und sogar <strong>in</strong> Pfarrhäusernzulassen? In dieser Frage geht esdurchaus um den „status confessionis“(Bekenntnis<strong>in</strong>itiative): Es geht um das zurUmkehr rufende Gesetz und das Vergebungzusprechende Evangelium. Die Sündenvergebungaber ist das Herzstück von Wort undSakrament.Zu den Thesen 19 und 20 ist noch anzumerken:Den „magnus consensus“ <strong>in</strong> Lehrfragengab es bis vor kurzem noch. Es gab dieÜbere<strong>in</strong>stimmung sogar auf rechtlicher Basis.Die Bekenntnis-Initiative hat dafür geworben,diesen zu erhalten und die bisherigeRegelung nicht zu ändern. Es wurde jedochgegen Unterschriften, Argumente und Briefeentschieden und dadurch der „magnus consensus“willentlich zerbrochen. Wenn jemandaber zuerst den Frieden zerbricht unddann anschließend um „Toleranz“ bittet,ersche<strong>in</strong>t se<strong>in</strong>e Bitte unglaubwürdig. Stattdessen ist nun umgekehrt von OLKR Meiszu fordern, dass er erklärt, warum aufgrunddessen, was <strong>in</strong> Deutschland erst seit 1994erlaubt ist, der „magnus consensus“ willentlichbeendet wurde, der seit knapp 500Jahren bestand. Warum ist die (für OLKRMeis ja nur „ethische“) Homosexuellenfrageso wichtig, dass e<strong>in</strong>e Kirchenleitung bereitist, sogar die E<strong>in</strong>heit der Landeskirche dafüraufs Spiel zu setzen?Reisen Sie mit den Sächsischen<strong>Israelfreunde</strong>n nach Israel!nur noch wenigePlätze frei!Auf den Spuren derStämme Israels15. – 29. April 2013Leitung: Wilfried Gotter, ERF OstIsrael & JordanienBuchungsunterlagen und Beratung:Telefon: 03765 719851