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Jerusalem in Weiß - Sächsische Israelfreunde eV

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Ausgabe 1 | 2013Überschrift | 43Das Vermächtnis des Jitzhak Rab<strong>in</strong>von Ulrich W. SahmDer israelische M<strong>in</strong>isterpräsident JitzhakRab<strong>in</strong> wurde am 4. November 1995 <strong>in</strong> TelAviv von dem rechtsradikalen Israeli JigalAmir ermordet. In diesem Jahr fiel die Gedenkfeierfür Rab<strong>in</strong> auf Samstagabend.20.000 Jugendliche kamen zum Rab<strong>in</strong>-Platz<strong>in</strong> Tel Aviv, um des „Mannes des Friedens“zu gedenken.E<strong>in</strong>en Monat vor se<strong>in</strong>em Tod hatte Rab<strong>in</strong>dem israelischen Parlament das dritte Interimsabkommenmit den Paläst<strong>in</strong>ensern vorgelegt.Es sollte se<strong>in</strong>e letzte politischeGrundsatzrede werden. Rab<strong>in</strong> warb um dieRatifizierung des „bedeutenden Durchbruchszur Lösung des paläst<strong>in</strong>ensisch-israelischenKonflikts.“ Jetzt, wo die Friedensverhandlungenschon seit drei Jahren ruhen, lohntsich e<strong>in</strong> Vergleich der Standpunkte Rab<strong>in</strong>sund der heutigen Regierung Israels sowie derRegierung Arafats und des Mahmoud Abbas.So werfen die Paläst<strong>in</strong>enser, und mit ihnendie Europäer, Netanjahu vor, wegen desAusbaus der Siedlungen e<strong>in</strong>e Zwei-Staaten-Lösung und damit e<strong>in</strong>en Frieden unmöglichzu machen.Rab<strong>in</strong> sagte: „Im Rahmen der permanentenLösung, streben wir e<strong>in</strong>en Staat Israel als jüdischenStaat an, <strong>in</strong> dem m<strong>in</strong>destens 80% derBürger Juden s<strong>in</strong>d.“ Netanjahu redet heutevom „Staat des jüdischen Volkes“. Rab<strong>in</strong> sahe<strong>in</strong>e „dauerhafte Lösung im Rahmen desStaates Israel“ voraus,wobei es neben Israel e<strong>in</strong>e „paläst<strong>in</strong>ensischeEntität“ geben werde. Diese Entität werde„weniger als e<strong>in</strong> Staat“ se<strong>in</strong>, sagte Rab<strong>in</strong>.Damit blieb Rab<strong>in</strong> weit h<strong>in</strong>ter Netanjahuzurück, der sich schon zu e<strong>in</strong>em „entmilitarisiertenpaläst<strong>in</strong>ensischen Staat“ bekannthat.„Wir werden nicht zu den L<strong>in</strong>ien des 4. Juni1967 zurückkehren.“ Hiermit schloss Rab<strong>in</strong>e<strong>in</strong>en vollständigen Rückzug aus den besetztenGebieten aus. Rab<strong>in</strong> skizzierte, dass <strong>Jerusalem</strong>komplett bei Israel bleiben, und dassim Osten das Jordantal die Grenze zu Jordanienbilden werde. Großsiedlungen wieMa‘aleh Adumim, Beitar und des <strong>in</strong>zwischenvon Ariel Scharon geräumten „Gusch Katif“im Gazastreifen würden laut Rab<strong>in</strong> <strong>in</strong> jedemFall bei Israel bleiben. Das Haupth<strong>in</strong>dernisfür die Umsetzung des Friedensprozesses mitden Paläst<strong>in</strong>ensern sei der „mörderischeTerrorismus der radikal-islamischen TerrororganisationenHamas und des IslamischenDschihad.“ Rab<strong>in</strong> zählte Übere<strong>in</strong>kommenmit Jassir Arafat zur Sicherheit an jüdischenHeiligen Stätten <strong>in</strong> den besetzten Gebieten.An allen Stätten <strong>in</strong> Nablus, Jericho, Hebronund am Grab Rachels bei Bethlehem kam esnach Rab<strong>in</strong>s Tod zu Vertragsverstößen undviel Blutvergießen.Rab<strong>in</strong> betonte die „Sicherheit der Siedlungen“und „die Fortsetzung des täglichenLebens“. Noch deutlicher fügte er h<strong>in</strong>zu:„Wir (Arafat und Rab<strong>in</strong>) kamen zur Vere<strong>in</strong>barung,ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige Siedlung entwurzeln unddie Bautätigkeit für das natürliche Wachstum(<strong>in</strong> den Siedlungen) nicht zu beh<strong>in</strong>dern.“So stellt sich heraus, dass selbst Arafat damalsdie Siedlungen nicht für illegal hielt und ihremAusbau per Vertrag zugestimmt hat.Rab<strong>in</strong> erwähnte auch die heute so genannten„Siedler-Umgehungsstraßen“, denen Arafatzugestimmt habe.Selbst die heute sogenannte „See-Blockade“des Gazastreifens kommt bei Rab<strong>in</strong> schonvor: „Die Verantwortung für die äußere Sicherheitentlang der Grenzen mit Ägyptenund Jordanien sowie die Kontrolle des Luftraumsüber allen Gebieten und der maritimenZone vor dem Gazastreifen bleibt <strong>in</strong>unseren Händen.“Seit dieser Rede s<strong>in</strong>d 17 Jahre vergangen.Rab<strong>in</strong> wurde e<strong>in</strong>en Monat später ermordet.Es kam zur blutigen Al-Aksa-Intifada, demRückzug aus dem Gazastreifen und der Aufgabevon Siedlungen im Norden des Westjordanlandes.Gleichwohl stellt sich heraus,dass Rab<strong>in</strong> damals zu weniger Konzessionenan die Paläst<strong>in</strong>enser bereit war, als <strong>in</strong> se<strong>in</strong>erNachfolge die rechtsgerichteten M<strong>in</strong>isterpräsidentenAriel Scharon, Ehud Olmert odergar Benjam<strong>in</strong> Netanjahu!Yitzhak Rab<strong>in</strong> als M<strong>in</strong>isterpräsident.Yitzhak Rab<strong>in</strong> am E<strong>in</strong>gang der Altstadt von<strong>Jerusalem</strong> während des Sechs-Tage-Krieg,mit Moshe Dayan und Uzi Narkiss.Foto: Ilan Bruner, CCL 3.0

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