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SCHRIFTEN des Vereins für Geschichte und ... - baarverein.de

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76Die große E indringlichkeit <strong><strong>de</strong>s</strong> kl einen We rkes beruht auf <strong>de</strong> r klaren <strong>und</strong> ausgewogenenKomposition. Die Mittelachse <strong>de</strong>r zueinan<strong>de</strong>rgewandte n Gesichter von E ngel <strong>und</strong> "ArmerSeele" wird durch eine Diagonale bestimmt, die das Aufein an<strong>de</strong>r-Bezogensein <strong>de</strong>r Figurenwesentlich verstärkt; die Be<strong>de</strong>utung <strong><strong>de</strong>s</strong> Hosti enke lches, <strong>de</strong> r genau in <strong>de</strong>r Bildmittesenkrecht nach oben zeigt, wird durch <strong>de</strong>n ebenso senkrecht nach oben we isen<strong>de</strong> n Zeigefinger<strong><strong>de</strong>s</strong> Engels noch unte rstriche n; di e Linie n <strong>de</strong> r nach eine r Seite fa t horizontal wehen<strong>de</strong>nHaare <strong>de</strong>r "Armen Seele" wer<strong>de</strong>n vo n <strong>de</strong> n senkrecht lo<strong>de</strong> rn<strong>de</strong>n Fl ammen hart überschnitten,dagegen sind die R<strong>und</strong>ungen <strong><strong>de</strong>s</strong> E ngelkö rpers fast li ebevoll von <strong>de</strong>n Flamme n umfangen<strong>und</strong> nachgezeichnet. Beson<strong>de</strong>rs anmutig erscheint <strong>de</strong> r Schwung <strong><strong>de</strong>s</strong> kleinen Flügel , <strong>de</strong> rd ie herabfa llen<strong>de</strong>n Haare <strong><strong>de</strong>s</strong> Engels wie ein e Schale a uffä ngt <strong>und</strong> verhin<strong>de</strong>rt , daß sie vomseitlichen Bildrand abgeschnitten wer<strong>de</strong>n. Bei ein em Vergleich mit <strong>de</strong>m oberen Bildrandmuß einem auch ohne das Wi ssen um di e Beschädigung <strong>de</strong>r Platte an di eser Stelle auffallen,daß <strong>de</strong>r wenig sorgfältige Bildabschluß mit <strong>de</strong> r abgeschnitte nen <strong>und</strong> abgesplitte rten Hostie ,<strong>de</strong>m hart an <strong>de</strong>n Rand stoßen<strong>de</strong>n E ngelkopf <strong>und</strong> <strong>de</strong> r uno r<strong>de</strong> ntlich geschnitzten Schrift sicherni cht <strong>de</strong>r ursprünglichen Bildkonzeption <strong><strong>de</strong>s</strong> Künstle r entspricht 9 )Ni cht nur die gelungene Komposition, auch die absolut sichere <strong>und</strong> gekonnte Führung<strong><strong>de</strong>s</strong> Schnitzmessers - in <strong>de</strong>m geöffn ete n M<strong>und</strong> <strong>de</strong> r "Armen Seele" sind Zunge <strong>und</strong> Z ähne zue rke nnen - verrate n die Meiste rh and. Die wesensgerechte Darstellung <strong><strong>de</strong>s</strong> kindlichen Engelkörpers mit seine n r<strong>und</strong>lichen Gliedmaßen, <strong>de</strong>n Pausbacken <strong>und</strong> <strong>de</strong>n kurzen , dicke n Fingern , di e <strong>de</strong>n Kelch kaum halten kö nn en, zeugt von exakter Kenntnis <strong><strong>de</strong>s</strong> menschlichenKörpers. Auch das Frauenantlitz mit <strong>de</strong>n Trä nenspuren auf <strong>de</strong>n Wangen <strong>und</strong> die <strong>de</strong>mütiggekreuzten Hän<strong>de</strong> sind anatomi sch genau wi e<strong>de</strong>rgegeben.Zu di esen drei wesentlichen Kriterien <strong><strong>de</strong>s</strong> Schenck'schen Stil , <strong>de</strong> r bildhafte n Gestaltung,<strong>de</strong>r meisterlichen Wi e<strong>de</strong>rga be <strong><strong>de</strong>s</strong> me nschliche n Kö rpers <strong>und</strong> seiner Bewegungsfunktionen<strong>und</strong> <strong>de</strong>m hohen schnitzerischen Kö nn en kommt e in we ite rer wichtiger Faktor hinzu ,<strong>für</strong> <strong>de</strong>n gera<strong>de</strong> da Donaueschinger Re li ef e in beson<strong>de</strong>rs chö nes Beispi el ist: die tiefe Re ligiosität<strong>de</strong> r Da rstellung, di e <strong>de</strong>n Beschauer unmittelbar anspricht. Das gesamte WerkSchencks ist gekennzeichnet durch die Ein schränkung auf rein re ligiöse Themen, wir kennenkeinerlei profane Darstellungen vo n sein er H and , Alle e ine kleine n Bildwerke sind alsAndachtsbil<strong>de</strong>r konzipiert <strong>und</strong> wollen als olche betrachtet <strong>und</strong> ve rstan<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Dahe rfind en wir eine Arbeiten auch heute noch größtente il s in Kirchen <strong>und</strong> Klöstern <strong>und</strong> - auchdas liegt in <strong>de</strong>r atur <strong>de</strong>r Sache - vi ele sein er Moti ve hat e r wie<strong>de</strong> rholt, teils in Holz, te il s inElfenbe in , als Re li ef o<strong>de</strong> r als Vo ll pl astik . So kennen wir mehrere Sebastian -Darstellungen;Andacht kreuze <strong>und</strong> Kreuzigungen mit Ma ri a <strong>und</strong> Johann es existie re n in verschi e<strong>de</strong>nenAusführungen, fe rne r die Gestalt <strong><strong>de</strong>s</strong> "Gute n Hirten", VOr a ll em aber eine ganze Reihe kleinerMari enfiguren. Das Kloster Ein sie<strong>de</strong>ln besitzt die me isten di eser Muttergottesbildchen,darunter eine beson<strong>de</strong>rs kostba re Variante, die <strong>de</strong>m Kloster als Prozessionsmaria di ent(Abb. 2)10) D aher ist wohl <strong>de</strong> r glückliche Umstand zu erkläre n, daß sich die Statuette auf<strong>de</strong>m Original-Sockel, einem silberbeschlagenen Reliquienkästche n aus E benholz , e rhaltenhat. Auch di e alten silbernen Strahlenkränze von Mari a <strong>und</strong> Jesus sind unversehrt. Die Mariengestaltist kn app 16 cm hoch; auf <strong>de</strong> m Wolk ensockel befin<strong>de</strong>t sich hinten die Signatur:"c. D. S. 1682" .Vergleiche n wir das gro ßfl ächi ge Antlitz <strong>de</strong>r Maria mit <strong>de</strong>m spitzen Kinn, <strong>de</strong> r langenase, <strong>de</strong>n wie Halbmon<strong>de</strong> gezeichneten Augenbrauen <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Haaransatz mit <strong>de</strong> m Gesicht<strong>de</strong> r "Armen Seele", so ist di e Ve rwandtschaft evi<strong>de</strong>nt. Auch die etwas manierierteHaltung <strong>de</strong> r rechten Hand mit <strong>de</strong>m Zusammenlegen von Mittel- <strong>und</strong> Ringfinger, e iner Steilung,die in Wirklichkeit schwe r nachzuvollziehe n ist, fin<strong>de</strong>t ich bei bei<strong>de</strong>n Figuren. DieseHand ist ein ständig wie<strong>de</strong>rke hren<strong><strong>de</strong>s</strong> Stilelement Schencks, ebenso wie die para llele n Faltenringeseiner Gewän<strong>de</strong>r, di e <strong>de</strong>n Kö rper o<strong>de</strong> r die Oberarm e wie Röhren umschließen.Der Gegensatz zwi sche n <strong>de</strong>r natürlichen Darstellung <strong><strong>de</strong>s</strong> menschlichen Körpers <strong>und</strong> dieser

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