Gesellschafts- politische Kommentare - Leo Schütze Gmbh
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gpk SONDERAUSGABE GESELLSCHAFTSPOLITISCHE KOMMENTARE Nr. 3/07 – September 2007 – Seite 15<br />
der Reha-Träger und Sicherung der Struktur-, Prozess-<br />
und Ergebnisqualität. Dazu gehört auch das<br />
Problem der von Leistungsträgern oft abgelehnten<br />
gesonderten Erstattung für kostenintensive laufende<br />
Behandlungen, vor allem mit Biologika während der<br />
Rehabilitationsmaßnahme.<br />
Vor diesem Hintergrund ist nachvollziehbar, dass eine<br />
vielfach für Rheumakranke sinnvolle Intensivierung<br />
und Individualsierung (einschließlich Einzeltherapien)<br />
der Rehabilitation nicht immer im gewünschten Ausmaß<br />
erfolgt. Auch die für den Erfolg der Rehabilitation<br />
notwendige Einbettung in die gesamte Versorgungskette<br />
ist zum Teil noch lückenhaft.<br />
Die rückläufigen Patientenzahlen und die zunehmenden<br />
ökonomischen Einschränkungen haben wahrscheinlich<br />
zum Kapazitätsabbau bzw. zu Schließungen<br />
von mehreren kompetenten Rehabilitationskliniken<br />
für Rheumakranke in den letzten Jahren beigetragen.<br />
Im Zusammenhang mit den Defiziten einer umfassenden<br />
Betreuung in anderen Sektoren unseres<br />
Gesundheitssystems sind entsprechende Konsequenzen<br />
für die Versorgung und steigende Folgekosten<br />
zu befürchten.<br />
Schlussfolgerungen<br />
Diese Zusammenstellung verdeutlicht das Ausmaß<br />
sozialmedizinischer Folgen entzündlich-rheumatischer<br />
Krankheiten in Deutschland. Insbesondere für<br />
Einschränkungen der Arbeits- und Erwerbsfähigkeit<br />
liegen zahlreiche belastbare Daten vor. Die zum Teil<br />
bereits früh eintretenden gravierenden sozialmedizinischen<br />
Folgen nehmen mit der Krankheitsdauer und<br />
bei verschiedenen Risikofaktoren zu.<br />
Die Ergebnisse bieten nicht nur differenzierte Informationen<br />
über diese nicht immer ausreichend gewürdigten<br />
Aspekte der Krankheitslast. Sie liefern auch<br />
vielfältige Anhaltspunkte sowohl für die Beratung und<br />
Literatur<br />
AOK-Bundesverband (Hrsg.) (2006), Krankheitsartenstatistik<br />
2005. Arbeitunfähigkeits-, Krankenhaus- und Rehabilitationsfälle<br />
nach Krankheitsarten, Alter, Dauer. Bonn<br />
Bräuer W, Mau W (2000), Inanspruchnahme von Rehabilitationsmaßnahmen<br />
im Langzeitverlauf der frühen chronischen<br />
Polyarthritis. DRV-Schriften 20:74-76<br />
Bräuer W, Merkesdal S, Mau W (2002), Langzeitverlauf und<br />
Prognose der Erwerbstätigkeit im Frühstadium der chronischen<br />
Polyarthritis. Z Rheumatol 61:426-434<br />
Deutsche Rentenversicherung Bund (2006), Statistik der<br />
Deutschen Rentenversicherung. Rentenzugang 2005. Berlin<br />
Versorgung einzelner Patienten als auch für gesellschafts-<br />
und gesundheits<strong>politische</strong> Entscheidungsprozesse.<br />
Die Verordnung von physikalisch-therapeutischen<br />
Behandlungen einschließlich Funktionstraining und<br />
Rehabilitationsport sowie psychosozialen Interventionen<br />
durch Rheumatologen muss entsprechend dem<br />
individuellen Bedarf erfolgen.<br />
Der Zugang zu Leistungen zur Rehabilitation ist dringend<br />
zu verbessern. Dazu sind u.a. zu fordern:<br />
● intensivierte Aufklärung der betroffenen Patienten,<br />
der betreuenden Ärzte und der Betriebe über die<br />
Möglichkeiten der Rehabilitation und Unterstützung<br />
bei der Antragstellung,<br />
● Aufhebung inadäquater finanzieller Belastungen,<br />
● Umsetzung des Anspruchs auf Rehabilitation als<br />
Pflichtleistung der gesetzlichen Krankenversicherung<br />
in die Praxis mit Abbau bürokratischer Hürden,<br />
● rechtzeitige Ausschöpfung rehabilitativer Leistungen<br />
vor der Meinungsbildung und Entscheidung<br />
bzgl. Erwerbsminderung durch alle Beteiligten,<br />
● Umsetzung des Wunsch- und Wahlrechts in die<br />
Praxis auf Basis der Qualitätssicherung von Rehabilitationseinrichtungen<br />
einschließlich Einbindung<br />
in Kooperationsnetzen.<br />
Für die Optimierung der Rehabilitationsprozesse in<br />
der gesamten Versorgung bedarf es der<br />
● inhaltlichen und zeitlichen Gestaltung und Finanzierung<br />
von qualitätsgesicherten Leistungen zur<br />
Rehabilitation nach individuellem Bedarf,<br />
● besseren Integration von Rehabilitationsleistungen<br />
in die Versorgungskette mit adäquater Vorbereitung<br />
und Nachsorge.<br />
© gpk<br />
Huscher D, Merkesdal S, Thiele K, Zeidler H, Schneider M,<br />
Zink A, German Collaborative Arthritis Centres (2006), Cost of<br />
illness in rheumatoid arthritis, ankylosing spondylitis, psoriatic<br />
arthritis and SLE in Germany. Ann Rheum Dis 65:1175-1183<br />
Jäckel W, Beyer WF, Droste U, Engel M, Genth E, Pott HG,<br />
Schmidt KL (1996), Memorandum zur Lage und Entwicklung<br />
der Rehabilitation bei Rheumakranken. Z Rheumatol 55:410-<br />
422<br />
Jäckel WH, Mau W, Zink A, Beyer M, Engel M, Droste U, Genth<br />
E (2005), Routineberichterstattung zur medizinischen Rehabilitation<br />
bei muskuloskelettalen Krankheiten. Z Rheumatol<br />
64:345-350