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gpk SONDERAUSGABE GESELLSCHAFTSPOLITISCHE KOMMENTARE Nr. 3/07 – September 2007 – Seite 46 Deutliche Verbesserung der Qualität Neue Versorgungsform für Patienten mit Rheumatoider Arthritis am Beispiel des Integrationsvertrages der AOK Schleswig-Holstein mit dem Städtischen Krankenhaus Kiel 1 Von Gerhard Kruse und Andreas Hering 1. Ausgangssituation und Ziele Die Rheumatoide Arthritis ist die häufigste entzündliche rheumatische Gelenkerkrankung in Deutschland. Nach Expertenschätzungen liegt die Prävalenz bei knapp einem Prozent der Bevölkerung. Auf knapp 3.500 erkrankte Patienten allein im Großraum der Landeshauptstadt Kiel schätzen Experten die Zahl der Betroffenen. Die Krankheit nimmt einen chronischen Verlauf und führt unbehandelt zu körperlichen Behinderungen bis hin zur Vollinvalidität. Bis vor wenigen Jahren kam es innerhalb von zehn Jahren bei jedem Zweiten der Betroffenen über die Arbeitsunfähigkeit zur Erwerbsunfähigkeit. Auf Grund von Komplikationen der Erkrankung, insbesondere dem vorzeitigen Auftreten von Herzinfakten und Schlaganfällen, ist die Lebenserwartung der Patienten um zehn oder mehr Jahre verkürzt. Erst seit wenigen Jahren ist es möglich, die zu Grunde liegende Entzündung vollständig oder teilweise zum Stillstand zu bringen. Daten der Versorgungsforschung zeigen, dass nach wie vor bis zu 50 Prozent der Erkrankten nicht die optimale medizinische Versorgung erhalten. Diese Bilanz veranlasste die AOK Schleswig-Holstein gemeinsam mit dem Städtischen Krankenhaus Kiel Vertragsverhandlungen über eine Integrierte Versorgung für Patienten mit Rheumatoider Arthritis (IV-RA) aufzunehmen. Folgende Ziele einer Integrierten Versorgung standen dabei im Mittelpunkt: ● Qualitätsverbesserung – Schnellerer Zugang zum Spezialisten, – Einhaltung der therapeutischen Standards, – Koordinierte Übergänge zwischen den Sektoren, – bessere Krankheitskontrolle durch intensivere Betreuung. ● Verminderung von Folgekosten – Abbau von Fehl- und Doppeldiagnostik, – Reduktion stationärer Aufenthalte, – Reduktion von Arbeitsunfähigkeitszeiten, – Reduktion von Erwerbsunfähigkeit. 2. Entwicklungsgeschichte Die Projektidee einer Integrierten Versorgung für Patienten mit Rheumatoider Arthritis wurde 2004 von Prof. Dr. med. Johann Oltmann Schröder (Städtisches Krankenhaus Kiel) entwickelt. Nach der Präsentation gegenüber der AOK Schleswig-Holstein im Jahr 2005 starteten die Vertragsverhandlungen. Für die AOK Schleswig-Holstein war das Projekt von Beginn an von besonderer Bedeutung. Durch den hohen Marktanteil verfügt die AOK Schleswig-Holstein über ein unter Kosten-/Nutzen-Aspekten ausreichendes Patientenpotenzial. Darüber hinaus sind der Kasse innovative Versorgungsformen nicht fremd. In den letzten Jahren ist die AOK Schleswig- Holstein bundesweit mehrfach von der Zeitschrift FI- NANZtest als Krankenkasse mit den meisten Zusatzleistungen ausgezeichnet worden. Die Vertragsverhandlungen wurden in der Zeit von Februar 2005 bis März 2006 geführt. Der Schwerpunkt der Verhandlungen lag bei der Konfektionierung eines neuen Behandlungspfades für Patienten mit Rheumatoider Arthritis im Großraum Kiel. Darüber hinaus wurden Zielsetzung und Ablauforganisation der neu einzurichtenden Koordinierungsstelle im Städtischen Krankenhaus Kiel definiert. 1 Informationen über dieses und weitere IV-Modelle können auch dem vom Bundesverband Managed Care herausgegeben Buch „Leuchtturmprojekte Integrierter Versorgung und medizinischer Versorgungszentren“ – Verlag medizinisch wissenschaftliche Verlagsgesellschaft – entnommen werden.
gpk SONDERAUSGABE GESELLSCHAFTSPOLITISCHE KOMMENTARE Nr. 3/07 – September 2007 – Seite 47 Die Koordinierungsstelle hat die Aufgabe, alle Behandlungsabläufe innerhalb der Integrierten Versorgung zu koordinieren. Darüber hinaus ist sie zuständig für die gesamte Dokumentation als Grundlage für die durchzuführende Qualitätssicherung. Abschließend wurde Einigung über ein Gesamtbudget pro Jahr für alle Leistungen, die innerhalb der Integrierten Versorgung erbracht werden, erzielt. Der Vertrag über die Integrierte Versorgung wurde mit Wirkung zum 1. April 2006 abgeschlossen. Nach den notwendigen Vorarbeiten zum Aufbau der Strukturvoraussetzungen bieten die AOK Schleswig-Holstein und das Städtische Krankenhaus Kiel den Patienten seitdem die Integrierte Versorgung an. Die Integrierte Versorgung ermöglicht eine dauerhaft neue, effektivere und effizientere sektorübergreifende Versorgungsstruktur für Patienten mit Rheumatoider Arthritis. Innerhalb dieses Vertrages strebt die AOK Schleswig-Holstein gemeinsam mit dem Städtischen Krankenhaus Kiel eine wirtschaftlichere und optimierte Behandlung der Patienten an. Um eine dauerhaft hohe Versorgungsqualität sicher zu stellen, orientieren sich die Therapiemaßnahmen 3.1 Beteiligte Partner – Integrierte Versorgung bei Rheumatoider Arthritis ambulant Orthopäde Rheumatologe ➤ Physiotherapeut ➤ ➤ Hausarzt PATIENT Ergotherapeut Abbildung 1: Partner der Integrierten Versorgung Quelle: Prof. Dr. med. J. O. Schröder, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel ➤ ➤ ➤ ➤ ➤ ➤ ➤ an den jeweils aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen. Durch klar strukturierte Behandlungsketten wird dem Versorgungsbedürfnis der Patienten Rechnung getragen und die Lebensqualität der Patienten signifikant verbessert. 3. Die Konzeption der Versorgung Im Rahmen der Integrierten Versorgung werden die folgenden Ziele verfolgt: a) Die Qualität der Versorgung von Patienten mit Rheumatoider Arthritis durch eine engere Kooperation der Leistungserbringer zu erhöhen, unter anderem durch: ● Case Management durch die Koordinationsstelle „Integrierte Versorgung Rheumatoide Arthritis (IV-RA)“ im Städtischen Krankenhaus Kiel, ● Verkürzung der Wartezeiten für Erstvorstellungstermine beim Facharzt für Rheumatologie, ● Erhöhung des Anteils von Patienten mit adäquater Basistherapie, ● Verringerung von vermeidbaren Nebenwirkungen der medikamentösen Therapie, ➤ ➤ ➤ ➤ ➤ Innere Medizin ➤ Radiologie Orthopädie stationär
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