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Gesellschafts- politische Kommentare - Leo Schütze Gmbh

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gpk SONDERAUSGABE GESELLSCHAFTSPOLITISCHE KOMMENTARE Nr. 3/07 – September 2007 – Seite 59<br />

Erfahrungsbericht einer Betroffenen<br />

Die Versorgung rheumakranker Menschen hat noch deutliche Defizite<br />

Von Annelie Heilhecker<br />

Rheuma ist nicht gleich Rheuma: Hinter diesem Begriff<br />

verbergen sich viele Krankheiten, die prinzipiell in<br />

jedem Lebensalter auftreten können. Mit Hilfe einer<br />

frühzeitigen Diagnostik und Behandlungsplanung<br />

durch einen rheumatologisch erfahrenen Facharzt<br />

lässt sich der Krankheitsverlauf meist positiv beeinflussen.<br />

Rheumatische Erkrankungen umfassen Krankheiten<br />

des Bewegungsapparates, die mit Schmerzen<br />

und Bewegungseinschränkung einhergehen können,<br />

so die Definition der Weltgesundheitsorganisation<br />

(WHO). Zum Bewegungsapparat zählen die Wirbelsäule,<br />

Knochen, Gelenke und die sie umgebenden<br />

Weichteile, wie z.B. die Muskulatur und die Sehnen.<br />

Bei einem Teil der Erkrankungen besteht die Gefahr,<br />

dass weitere Organe (u.a. Herz, Lunge, Niere, Auge)<br />

erkranken.<br />

In allen Altersgruppen – vom Kind bis zum älteren<br />

Menschen – können rheumatische Erkrankungen auftreten.<br />

Die Ursachen für ihre Entstehung sind vielfältig,<br />

zu einem Teil noch unbekannt.<br />

Mein Leidensweg: Im Alter von 13 Jahren bekam ich<br />

Schmerzen, vor allem in den Händen und um das<br />

Gesäß herum. Damals behandelte mich ein Orthopäde<br />

mit Verordnungen von Massagen und Funktionstraining.<br />

Die Schmerzen hatte ich soweit im Griff bis<br />

nach der zweiten Schwangerschaft die Rückenschmerzen<br />

und die Schmerzen in den Armen unerträglich<br />

wurden. Ich stellte mich mit meinen jungen<br />

Jahren einem Handchirurgen in den Städtischen Kliniken<br />

in Wiesbaden vor. Der Arzt sagte mir wortwörtlich:<br />

„Mädchen, du bist noch zu jung für eine Handoperation.“<br />

Damals ging ich betrübt nach Hause und habe meine<br />

Schmerzen weiterhin mit Medikamenten unterdrückt.<br />

Vor sieben Jahren mussten dann beide Hände unters<br />

Messer; seitdem fühle ich mich wie neugeboren. Bedingt<br />

durch ein Meningiom, 1 das im Frühjahr 2006<br />

entfernt wurde, muss ich weiterhin Cortison und<br />

Schmerzmittel einnehmen.<br />

Unsere älteste Tochter Nicole ist mit acht Jahren an<br />

einer juvenilen rheumatischen Arthritis erkrankt. Zu-<br />

erst verbrachte Nicole vier Wochen in der Uni Mainz<br />

und dann wurde sie dank unserer Kinderärztin nach<br />

Garmisch-Partenkirchen in die Kinder-Rheuma Klinik<br />

eingewiesen. In der Klinik wurden wir aufgenommen<br />

wie in einer Großfamilie. Nicole fühlte sich wohl und<br />

sie lernte mit ihrer Krankheit umzugehen.<br />

Durch die Erkrankung unserer Tochter und dem Aufenthalt<br />

in Garmisch-Partenkirchen wurden wir Mitglied<br />

in der Rheuma-Liga, und nach dem ersten Elternseminar<br />

in Hessen wurden mir von Herta Seebaß<br />

und Rosita Winkler die Arbeit für Eltern mit rheumatischen<br />

Erkrankungen in die Hände gelegt.<br />

Vor 13 Jahren übergab ich meine Arbeit an jüngere<br />

Eltern und unsere Tochter begann mit einer Gruppe<br />

für junge Rheumatiker. Seitdem ist auch sie aktiv im<br />

Landesverband und im Bundesverband Bundesarbeitskreis<br />

Junger Rheumatiker (BAK).<br />

Der BAK bemüht sich, in einzelnen Aktionen und<br />

Projekten junge Rheumatiker auf Bundesebene zu<br />

unterstützen. Er setzt sich aus sechs Betroffenen im<br />

Alter von 18 bis 35 Jahren zusammen. Der BAK wird<br />

alle vier Jahre auf der Bundeskonferenz gewählt. Er<br />

berät den Bundesvorstand in allen Dingen, die Young<br />

Rheumis betreffen, und arbeitet eng mit den Eltern<br />

rheumakranker Kinder zusammen.<br />

Er versteht sich als Anlaufpartner für alle Jungen<br />

Rheumatiker und unterstützt deren Anliegen auf Landes-<br />

und Bundesebene, um die Arbeit für junge Menschen<br />

mit Rheuma vor Ort voran zu bringen.<br />

Es wird am falschen Ende gespart<br />

Was mich persönlich am meisten ärgert, dass die<br />

Gesundheitspolitik am falschen Ende spart. Die meisten<br />

der über einhundert rheumatischen Erkrankungen<br />

sind chronisch, eine Heilung ist nicht zu erwarten. Die<br />

Krankheiten betreffen nicht nur ältere Menschen, wie<br />

dies oft noch gedacht wird. Alle Generationen, ja<br />

selbst Babys werden von dieser tückischen Krankheit<br />

befallen. Betroffen sind oft die Gelenke.<br />

1 Gutartiger Hirntumor (d. Red.)

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