Gesellschafts- politische Kommentare - Leo Schütze Gmbh
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gpk SONDERAUSGABE GESELLSCHAFTSPOLITISCHE KOMMENTARE Nr. 3/07 – September 2007 – Seite 39<br />
Volkskrankheit Rheuma aus sozialmedizinischer<br />
Sicht<br />
Durch Verbesserung der Versorgung sind Kosteneinsparungen durchaus möglich<br />
Von Ina Ueberschär und Hans-Werner Pfeifer<br />
Entzündlich-rheumatische Erkrankungen besitzen im<br />
Vergleich zu anderen, ähnlich häufigen und chronisch<br />
verlaufenden Erkrankungen eine besonders hohe<br />
sozialmedizinische Relevanz. Dies liegt vor allem<br />
auch in der Tatsache begründet, dass die Betroffenen<br />
meist noch relativ jung sind und mitten im Erwerbsleben<br />
oder sogar noch vor ihrem Start ins Berufsleben<br />
stehen. Bei den entzündlich-rheumatischen Erkrankungen<br />
handelt es sich nicht um Krankheiten des<br />
älteren Menschen.<br />
Rheuma ist keine Alte-Leute-Krankheit<br />
Das Manifestationsalter der Rheumatoiden Arthritis<br />
(RA) liegt bei einem Gipfel zwischen dem 40. bis 50.<br />
Lebensjahr und betrifft immerhin ein Prozent der Bevölkerung,<br />
wobei Frauen bekanntermaßen zwei- bis<br />
dreimal häufiger als Männer betroffen sind. Die Spondylitis<br />
ankylosans, der Morbus Bechterew, manifestiert<br />
sich bei jüngeren Männern zwischen dem 17.<br />
und 35. Lebensjahr mit einer Inzidenz von 1 zu 1.000.<br />
Die juvenilen Arthritiden treten sogar bereits im Kindes-<br />
und Jugendalter auf. Immerhin sind in Deutschland<br />
12.000 bis 15.000 Kinder pro Jahr betroffen.<br />
Jedes Jahr erkranken damit ebenso viele Kinder an<br />
chronisch-entzündlichem Rheuma wie an Leukämie.<br />
Neben dem individuellen Krankheitsschicksal mit Einschränkungen<br />
bezüglich Lebensqualität, Teilhabe<br />
und Lebenserwartung entstehen auch für die Solidargemeinschaft<br />
und die Volkswirtschaft durch diese<br />
Krankheitsgruppe erhebliche Kosten. Als Beispiele<br />
seien hier nur die Fehlzeiten am Arbeitsplatz infolge<br />
von häufiger und längerer Arbeitsunfähigkeit, die Arztkosten,<br />
die Kosten für stationäre Aufenthalte, die nicht<br />
unerheblichen Kosten für Medikamente, Krankengeld,<br />
Heil- und Hilfsmittel sowie für Leistungen zur<br />
medizinischen Rehabilitation und für Leistungen zur<br />
Teilhabe am Arbeitsleben (LTA) bis hin zu Erwerbsminderungsrenten<br />
und Pflegegeld erwähnt.<br />
Trotz bzw. durch teure Medikamente Kosteneinsparungen<br />
durchaus möglich<br />
Patienten mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen,<br />
an der Spitze die Rheumatoide Arthritis, gehören<br />
zu den teuersten Patienten überhaupt. Die Kosten<br />
belaufen sich in Deutschland, aber auch in anderen<br />
vergleichbaren entwickelten Industrieländern, wie in<br />
Schweden oder in den USA, bereits unter der bisherigen<br />
Standardtherapie auf mehr als 5.000 Euro direkter<br />
Krankheitskosten pro Patient und Jahr und auf<br />
mehr als 10.000 Euro indirekter Krankheitskosten<br />
(Arbeitslosengeld, Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben,<br />
Frühberentung usw.).<br />
Doch hier ist durchaus ein Kosteneinsparungspotenzial<br />
gegeben. Bei einer konsequenten fachärztlichen<br />
Behandlung bei einem internistischen Rheumatologen<br />
ließen sich durch eine Verzögerung der Progredienz<br />
Folgeschäden vermeiden oder zumindest<br />
verzögern. Profitieren würden sowohl der Rheumapatient<br />
als auch die Solidargemeinschaft: eine klassische<br />
Win-Win-Situation.<br />
Oft vergeht auch im Vorfeld der Diagnosestellung<br />
noch zu viel wertvolle Zeit. Die notwendige Therapie<br />
beginnt damit zu spät. Ein schneller Termin<br />
beim Rheumatologen garantiert Patienten mit Frühformen<br />
entzündlich-rheumatischer Erkrankungen eine<br />
schnelle Diagnose und die bestmögliche Therapie und<br />
vermeidet damit Folgeschäden und somit Kosten.<br />
Unter- und Fehlversorgung beenden<br />
Leider finden in Deutschland viele Patienten mit entzündlich-rheumatischen<br />
Erkrankungen erst sehr spät<br />
oder gar nicht zum Rheumatologen. So sind in<br />
Deutschland von den betroffenen Patienten tatsächlich<br />
nur 10 bis 20 Prozent bei einem internistischen<br />
Rheumatologen in Behandlung. Mehr als die Hälfte<br />
der Patienten mit einer Rheumatoiden Arthritis erreichen<br />
bislang den Rheumatologen während des ge-