18.08.2012 Aufrufe

Gesellschafts- politische Kommentare - Leo Schütze Gmbh

Gesellschafts- politische Kommentare - Leo Schütze Gmbh

Gesellschafts- politische Kommentare - Leo Schütze Gmbh

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

gpk SONDERAUSGABE GESELLSCHAFTSPOLITISCHE KOMMENTARE Nr. 3/07 – September 2007 – Seite 34<br />

Volkskrankheit Rheuma<br />

Versorgungsqualität trotz fragwürdiger ökonomischer Anreize<br />

Von Herbert Rebscher<br />

Unter „Rheuma“ versteht der Volksmund ein Bündel<br />

verschiedener Krankheiten. Dieser Beitrag beschäftigt<br />

sich mit der Rheumatoiden Arthritis (RA) als der<br />

häufigsten chronisch-entzündlichen Gelenkerkrankung.<br />

Auch bei genauerer Definition gehört diese zu<br />

den großen Volkskrankheiten. Etwa ein Prozent der<br />

erwachsenen Bevölkerung leidet unter einer RA, wobei<br />

Frauen im Vergleich zu Männern drei- bis viermal<br />

häufiger betroffen sind. Die Erkrankung beginnt vielfach<br />

bereits zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr. Ab<br />

dem 55. Lebensjahr steigt die Anzahl der Betroffenen<br />

auf rund zwei Prozent der erwachsenen Bevölkerung.<br />

Die Rheumatoide Arthritis verursacht erhebliche direkte<br />

und indirekte Kosten im Gesundheitswesen mit<br />

den damit verbundenen negativen Auswirkungen auf<br />

das volkswirtschaftliche Produktivitätsergebnis. So<br />

sind z.B. im Jahr 2006 etwa 3.000 Kunden der Deutschen<br />

Angestellten-Krankenkasse (DAK) mit dieser<br />

Diagnose arbeitsunfähig erkrankt. Gut ein Fünftel<br />

hiervon mit einem derart ausgeprägten Schweregrad,<br />

dass die Kasse Krankengeld in mehrstelliger Millionenhöhe<br />

zahlen musste.<br />

Erschwerend kommt bei einer epidemiologischen<br />

Betrachtung hinzu, dass die Erkrankung unabhängig<br />

vom Alter des betroffenen Patienten einen progredienten<br />

Verlauf nimmt und zu stetig steigenden Einschränkungen,<br />

z.B. in der Organisation des täglichen<br />

Lebens des Betroffenen, führt. Deshalb muss im Zentrum<br />

eines jeden innovativen Versorgungsansatzes<br />

rheumatologischer Erkrankungen die frühzeitige Diagnostik<br />

und nachhaltige Behandlung stehen.<br />

Vor dem Hintergrund, dass heute ein großer Teil der<br />

Patienten gar nicht oder nur unzureichend behandelt<br />

wird, hat die DAK sich entschieden, die Versorgung<br />

der an Rheuma Erkrankten zu verbessern. Moderne<br />

Versorgungsangebote sollen den Menschen das Leben<br />

und den Umgang mit ihrer Krankheit erleichtern.<br />

Ziel muss sein, mehr sektorübergreifende und interdisziplinär-fachübergreifende<br />

Versorgungsformen<br />

aufzubauen, um Betroffene frühzeitig zu identifizieren<br />

und schnell einer adäquaten Behandlung zuzuführen.<br />

Dazu gehört auch eine individuelle Begleitung, orientiert<br />

an qualitätsgesicherten Behandlungspfaden.<br />

Dabei muss allen Beteiligten klar sein, dass sich eine<br />

derartige Behandlung der Rheumapatienten über<br />

neue Versorgungsformen zu einem lebenden System<br />

entwickelt, das ständig an den jeweils aktuellen nationalen<br />

und internationalen Leitlinien der Fachgesellschaften<br />

orientiert sein muss.<br />

In diesem Kontext geht es konkret darum,<br />

● eine Kontinuität der Versorgungsabläufe ohne zeitliche<br />

und inhaltliche Brüche,<br />

● eine signifikante und messbare Verringerung der<br />

Krankheitsaktivität,<br />

● eine anhaltende und messbare Besserung von<br />

Funktionsdefiziten,<br />

● eine Steigerung der Lebensqualität und Leistungsfähigkeit,<br />

● eine Vermeidung bzw. eine Verkürzung von vollstationären<br />

Krankenhausaufenthalten,<br />

● eine Minderung von Arbeitsunfähigkeitszeiten<br />

sowie<br />

● eine Verringerung der Schmerzintensität bzw.<br />

Verlängerung der schmerzfreien Zeiträume<br />

zu erreichen.<br />

Mangel an Rheumatologen<br />

Nach den vom deutschen Rheumaforschungszentrum<br />

Berlin vorgelegten Zahlen betrug die Zeitspanne<br />

zwischen Diagnostik und Einbindung fachärztlicher<br />

Kapazitäten im Jahr 2004 durchschnittlich 1,1 Jahre.<br />

Demnach besteht ein wesentliches Problem zweifelsfrei<br />

in den lediglich begrenzt zur Verfügung stehenden<br />

fachärztlichen Kapazitäten für rheumatologische Erkrankungen.<br />

Von großer Bedeutung ist deshalb, dass im Bereich<br />

der hausärztlichen Versorgung stärker als bisher<br />

durch spezielle Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen<br />

neue Behandlungsressourcen geschaffen werden.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!