Abteilung - HTL Braunau
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Bruno Plunger<br />
JAHRESBERICHT 2012 Höhere Technische Bundeslehranstalt <strong>Braunau</strong><br />
„Gute Erinnerungen tragen das Leben.“<br />
Meine persönlichen Erfahrungen im Süden haben mich zur Lehrertätigkeit<br />
motiviert.<br />
Mein erster Einsatz führte mich nach Papua<br />
Neu Guinea sozusagen ans Ende der<br />
Welt. Ich sollte eine Berufsausbildung für<br />
KFZ-Mechaniker aufbauen. Es gab keine<br />
Möglichkeit, jemanden um Rat zu fragen,<br />
weder Email noch Telefon, und der einzige<br />
Weg war der postalische, wobei es mindestens<br />
3 Monate dauerte, bis man endlich<br />
eine Antwort bekam. Während dieser Zeit<br />
habe ich unendlich viel gelernt: über mich,<br />
über die Menschen, über ihr Denken und<br />
Handeln. Das, was mich diese Menschen<br />
durch ihre Lebensweise gelehrt haben, ist<br />
für mich nach wie vor von unschätzbarem<br />
Wert. Trotz oder wegen dieser Intensität<br />
war es für mich klar eine Lehrertätigkeit<br />
in Österreich anzustreben.<br />
1977 bewarb ich mich an der <strong>HTL</strong> <strong>Braunau</strong>.<br />
Während meiner Lehrerausbildung bekam<br />
ich vom damaligen ÖED Österreichischer<br />
Entwicklungsdienst ein verlockendes Angebot,<br />
an einem Dorfentwicklungskonzept<br />
in Bolivien, San Antonio de Lomerio mit<br />
zu arbeiten. Nachdem ich eine Freistellung<br />
von der Schule bekam, sagte ich zu. Das<br />
hieß wieder eine neue Sprache zu lernen,<br />
worüber ich mich dieses Mal freute. Trotz<br />
der Prophezeiung meines damaligen Englischlehrers,<br />
ich sei absolut ohne Talent<br />
für Fremdsprachen, war es mir möglich, in<br />
kurzer Zeit auf Englisch und Pidgin Englisch<br />
in Papua Neuguinea zu unterrichten.<br />
Leider dauerte die Arbeit in Bolivien nur<br />
ein Jahr. Nach dem Militärputsch in Bolivien<br />
waren wir Entwicklungsarbeiter/<br />
innen angeraten, das Land zu verlassen.<br />
Unsere Organisation wollte aktiv beim Revolutionsprozess<br />
mitarbeiten und so war<br />
es klar, dass wir nach Nicaragua weitergeleitet<br />
wurden.<br />
Die Revolution in Nicaragua hat aus mir<br />
einen politisch denkenden und handelnden<br />
Menschen gemacht. Daher haben die<br />
Alphabetisierungskampagne und die Land-<br />
reform für mich ein besonderes Gefühl der<br />
Befriedigung bedeutet, weil das Hilfe zur<br />
Selbsthilfe war.<br />
Die Menschen im Süden haben mir bewusst<br />
gemacht, dass Veränderungen bei<br />
uns selbst beginnen müssen. Daraus entstand<br />
die Idee, den „Eine-Welt“ Gedanken<br />
in Österreich zu propagieren. Bereits 1978<br />
habe ich zusammen mit einem engagierten<br />
und erfahrenen Team die Initiative „Dritte<br />
Welt“ gegründet, die sich heute aus nachvollziehbaren<br />
Gründen „Eine Welt“ nennt.<br />
Drei Säulen spielen bei unseren zahlreichen<br />
Projekten eine tragenden Rolle:<br />
Ökologie, Ökonomie und der soziale Faktor.<br />
Außerdem sind uns die Unterstützung<br />
und Förderung der Unabhängigkeit von<br />
Frauen und das Prinzip der Nachhaltigkeit<br />
ein großes Anliegen.<br />
Aus der Initiative „Eine Welt“ ist im Laufe<br />
der Jahre ein dichtes Netzwerk entstanden,<br />
das sich für eine gerechtere Welt<br />
engagiert. Dieses Netzwerk besteht aus<br />
dem Weltladen, dem Informationsbüro,<br />
der Projektarbeit in Ländern des Südens,<br />
der Städtefreundschaft <strong>Braunau</strong> – Boca de<br />
Sábalos und der Schulpartnerschaft <strong>HTL</strong>-<br />
Instituto Politecnico La Salle in León, Nicaragua.<br />
„Probleme kann man niemals mit derselben<br />
Denkweise lösen, durch die sie<br />
entstanden sind.“ Albert Einstein<br />
Ich bin der festen Überzeugung, dass<br />
Veränderungen im Denken und Leben der<br />
Menschen am besten durch konkrete Erfahrungen<br />
herbeigeführt werden. So ist<br />
mir der Besuch nicaraguanischer Lehrer/<br />
innen in Österreich und umgekehrt die<br />
Exkursion mit Schüler/innen nach Nicaragua<br />
ein zentrales Anliegen. Im vergangenen<br />
Jahr bin ich zum zehnten Mal mit<br />
<strong>HTL</strong>-Schüler/innen in Nicaragua gewesen.