Abteilung - HTL Braunau
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mit den IPLS-Lehrer/innen<br />
Kommen und Gehen<br />
Stefan Gruber<br />
JAHRESBERICHT 2012 Höhere Technische Bundeslehranstalt <strong>Braunau</strong><br />
Zivildienst für Nicaragua<br />
Mein neunmonatiger Zivildienst für die ARGE Schulpartnerschaft „<strong>HTL</strong> <strong>Braunau</strong><br />
– IPLS León, Nicaragua“ mit Arbeitsplatz im hintersten Winkel der <strong>HTL</strong> <strong>Braunau</strong>.<br />
Wer kann sich das vorstellen?<br />
Irgendwo dazwischen drin. So würde ich<br />
meine letzten zehn Monate in der <strong>HTL</strong><br />
<strong>Braunau</strong> beschreiben. Zwischen Schule<br />
und Studium. Zwischen Lehrer/innen und<br />
Schüler/innen. Aber auch zwischen Vertrautem<br />
und vollkommen Neuem. Wahrscheinlich<br />
überkommt dieses Gefühl jeden,<br />
der in meinem Alter vom Staat mit<br />
dem Grundwehrdienst zwangsbeglückt<br />
wird. So intensiv wie mich wahrscheinlich<br />
aber nicht.<br />
Im Gegensatz zu meinen früheren Klassenkolleginnen<br />
und -kollegen durfte ich die<br />
<strong>HTL</strong> <strong>Braunau</strong> nach der Matura noch von<br />
einer völlig anderen Seite kennen lernen.<br />
Da ich nicht sechs Monate meines jungen<br />
Lebens verschwenden wollte, war schnell<br />
klar, dass ich mich für den Zivildienst entscheide.<br />
Wofür genau? Nein, nicht Rotes<br />
Kreuz oder Lebenshilfe. Meinen Zivildienst<br />
trat ich für die Schulpartnerschaft <strong>HTL</strong><br />
<strong>Braunau</strong> – IPLS León, Nicaragua an. Nicht<br />
in Mittelamerika, nein, im hintersten Eck<br />
in der <strong>HTL</strong> <strong>Braunau</strong>. Das gab jedes Mal Unmengen<br />
an Erklärungsbedarf, wenn ich das<br />
erwähnte – mittlerweile kann ich meine<br />
Tätigkeiten fast im Schlaf aufsagen.<br />
Für die Schulpartnerschaft war ich großteils<br />
für Kleinigkeiten zuständig. Diese<br />
reichten von Telefonaten und dem Tippen<br />
diktierter E-Mails über Botendienste bis<br />
hin zum Sortieren alter Fotos. Während<br />
des Schuljahres verluden mein Chef Bruno<br />
Plunger und ich zwei Hilfscontainer, die<br />
nach Nicaragua verschifft wurden. Durch<br />
seine Unnachgiebigkeit schafft er es seit<br />
Jahrzehnten, horrende Summen an Förder-<br />
und Hilfsgeldern für diese aufzutreiben.<br />
Im April besuchten uns eine Lehrerin und<br />
zwei Lehrer der Partnerschule. Aufrichtig<br />
begeistert und berührt war ich von deren<br />
Dankbarkeit und Herzlichkeit, obwohl sie<br />
zuhause nur einen Bruchteil einer österreichischen<br />
Lehrkraft und auch weniger als<br />
ein österreichischer Zivildiener verdienen.<br />
Die Aussage “Am liebsten würde ich die<br />
<strong>HTL</strong> mit allem Drum und Dran mit nach<br />
Nicaragua nehmen” hallt nach wie vor in<br />
meinem Kopf nach.<br />
Als Schüler war die Lehrkraft vorne in der<br />
Klasse etwas ganz anderes als die oder der<br />
Erwachsene, mit dem ich als Zivildiener in<br />
den Pausen gescherzt habe und interessante<br />
Gespräche über Gott und die Welt<br />
führen durfte. Sehr profitiert habe ich von<br />
den vielen unterschiedlichen, wertvollen<br />
Sichtweisen und Meinungen sowohl junger,<br />
als auch erfahrener Pädagog(inn)en,<br />
die ich regelrecht aufgesogen habe. Für<br />
mein weiteres Leben möchte ich mir davon<br />
mehr Offenheit mitnehmen.<br />
Obwohl ich auch manchmal schiefe Blicke<br />
und dämliche Kommentare von Lehrer/innen<br />
und Schüler/innen aufgrund meiner<br />
Sonderstellung in der <strong>HTL</strong> <strong>Braunau</strong> erntete,<br />
kann ich dennoch mit überwiegend<br />
positiven Gedanken auf mein freiwilliges<br />
Extra-Jahr an meiner alten Schule zurückblicken<br />
und werde die Wiedersehen in Zukunft<br />
noch mehr genießen.