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Skript zum Fortgeschrittenen-Praktikum Durchführung einer Einkristall

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67daß der R-Wert relativ gut ist, wohingegen die Atompositionen und damit dieGeometrieparameter dieser Leichtatome relativ ungenau bestimmt sind.Der R-Wert wird in der Regel nur für diejenigen Daten angegeben, welche in derStrukturverf<strong>einer</strong>ung verwendet wurden. Da hierbei häufig ein Großteil der schwachen Reflexe(I < 2σ(I)) unterdrückt wird, ist dieses Gütekriterium nicht sehr repräsentativ. Es sollte daherzusätzlich immer der R-Wert für alle Daten angegeben werden.Wesentlich aussagekräftiger sind die Gütekritierien des gewichteten R-Wertes sowie desGoodness of Fit (GOOF), welche die unterschiedliche Wichtung der gemessenen Reflexe in derVerf<strong>einer</strong>ung berücksichtigen. Zusätzlich geht hier eine weitere Beobachtung, nämlich die dergeschätzten Standardabweichung der gemessenen Reflexe mit ein. Der gewichtete R-Wert füralle gemessenen Daten sollte keine zu großen Unterschiede <strong>zum</strong> R-Wert für die zurStrukturverf<strong>einer</strong>ung verwendeten Daten zeigen.- Die geschätzten Standardabweichungen sämtlicher Geometrieparameter sollten möglichstgering sein. Dies ist vor allem in Strukturen in denen neben wenigen leichten Atomen (C, N, O)Schweratome präsent sind, nur sehr schwer zu erreichen. Die Positionen der Schweratome sindhier in der Regel sehr gut bestimmt, wohingegen die Positionen der Leichtatome nur sehrschlecht bestimmt sind.- Die Restelektronendichte (Differenzelektronendichte) sollte keine signifikanten Maxima oderMinima aufweisen. Oftmals werden allerdings vor allem bei sehr gut bestimmten Strukturenkl<strong>einer</strong>e Maxima von rund 0.3 - 0.4 e/Å 3 auf der Verbindungslinie zweier Leichtatomegefunden. Diese sind meist auf die nicht gültige Annahme kugelsymmetrischerElektronendichteverteilung der Atome bei der Berechnung der Atomformfaktorenzurückzuführen und entsprechen daher den “Bindungselektronen“.- Sämtliche anisotrope Auslenkungsparameter sollten physikalisch sinnvoll sein und denvermutlichen Atombewegungen entsprechen. Dies ist immer dann gegeben wenn die Differenzder quadratischen Amplituden der Auslenkungsparameter zweier Atome in Bindungsrichtungnahezu Null beträgt.- Die zu verf<strong>einer</strong>nden Parameter sollten gut überbestimmt sein. Das Daten-Parameter-Verhältnissollte daher mindestens 10:1 betragen.Ein Punkt erscheint mir jedoch noch außerordentlich wichtig. Sie haben den R-Wert als Gütekriteriumfür eine Strukturbestimmung kennengelernt. Dieser wird regelmäßig im experimentellen Teil <strong>einer</strong>Veröffentlichung angegeben und stellt somit unbestritten ein wichtiges Gütekriterium dar. Leiderverhalten sich die meisten Chemiker so, als wenn dies das einzige und beste Gütekriterium für eine<strong>Einkristall</strong>strukturbestimmung darstellen würde. Dies ist leider nicht immer so und ich könnte Ihnenmehrere Beispiele nennen wo dies nicht zutrifft. Ich möchte dies an Hand <strong>einer</strong> Strukturbestimmungverdeutlichen die ich vor einiger Zeit selber durchgeführt habe. Bei der Verbindung, von der eine<strong>Einkristall</strong>strukturanalyse angefertigt werden sollte, handelte es sich um KCuHo 2 S 6 . DasGütekriterium für diese Bestimmung war mit 2.40% sehr gut und viele andere hätten sich wohl beidiesem R-Wert k<strong>einer</strong>lei Sorgen gemacht. Dennoch gab es einige Unstimmigkeiten und dieVerbindung wurde erneut auf ihre Zusammensetzung hin untersucht. Diese ergab daß an Stelle vonHolmium das Element Cer enthalten war. Eine Strukturverf<strong>einer</strong>ung unter Verwendung desAtomformfaktors von Cer an Stelle des für Holmium ergab dann auch einen signifikant besseren R-Wert von 1.88%. Ich hatte anschließend mehrere Strukturverf<strong>einer</strong>ungen unter Verwendung der

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