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Reader-TTIP-stand-Februar-2014

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Bertelsmann, IMK). Prognosen in Bezug auf wirtschaftliches Wachstum undBeschäftigungszuwachs durch ein transatlantisches Handelsabkommen sind aber mit Vorsichtzu genießen. Die Projektionen sind sehr statisch und basieren auf Langfristwirkungen (15Jahre), wobei niemand weiß, welche anderen ökonomischen Entwicklungen es in dieser Zeitgeben wird. Zudem ist völlig unklar, welchen Umfang das Abkommen haben wird. Die Frage,ob die zweifelsohne vorhandenen positiven wirtschaftlichen Effekte auch quasi automatisch zuInvestitionen und damit zu Arbeitsplätzen führen, wird ebenso nicht diskutiert. Das ist jedochein entscheidender Punkt. Wenn z.B. die deutsche Autoindustrie jährlich eine Milliarde Euro anZöllen spart, stellt sich die Frage, ob sie das Geld in Europa investiert oder in China, oder obes spekulativ angelegt wird. Insofern ist unsere Hausaufgabe in Europa, dieArbeitsbeziehungen so zu gestalten, dass die wirtschaftlichen Effekte auch zum Vorteil derArbeitnehmer_innen und zur Schaffung von hochwertigen Arbeitsplätzen genutzt werden.Deswegen und weil es sicher Gewinner und Verlierer geben wird, sind sichere undumfassende Tarifbindungen und eine Stärkung der Mitbestimmung die zentralen europäischenAufgaben zur Begleitung des <strong>TTIP</strong>.Klar ist aber auch, dass <strong>TTIP</strong> nicht der Schlüssel für die Lösung der wirtschaftlichen Problemein der EU ist. Dies darf auch nicht so dargestellt werden, da damit falsche Hoffnungen gewecktwerden. Die durch Finanzspekulationen hervorgerufene Krise und die damit verbundenenArbeitsplatzverluste sind um ein Vielfaches höher als die positivsten Prognosen der Effektedurch <strong>TTIP</strong>. Eine Lösung der wirtschaftlichen Krise und nachhaltiges Wachstum in der EUbringt nur eine andere makroökonomische Politik in der EU!6) Stand der DingeIn den bisherigen Verhandlungsrunden in 2013 wurden zunächst die unterschiedlichenPositionen gesichtet. Es liegen noch keine konkreten Verhandlungstexte vor. Voraussichtlicherst im März <strong>2014</strong> wird es erste Textbausteine als Verhandlungsgrundlage für ein Abkommengeben. Dies macht deutlich, dass noch viele Frage zu klären sind.Klar ist: Die Stärkung von Arbeitnehmerrechten und die Schaffung zusätzlicher Arbeitsplätze –das passt zu uns Sozialdemokraten. Deshalb lohnt es sich, anzupacken und mitzugestalten.Es wäre grob fahrlässig, es nicht mindestens zu versuchen. Unsere sozialdemokratischenPositionen sind klar. Die EU-Kommission weiß also, worauf es den sozialdemokratischenEuropaabgeordneten ankommt. Sie muss in den Verhandlungen beweisen, dass sie Willensist, dies auch umzusetzen. Ansonsten werden wir Sozialdemokraten dem Abkommen nichtzustimmen. Ohne die Zustimmung des Europäischen Parlaments wird das Abkommen nicht inKraft treten. Dass wir unser Vetorecht sehr ernst nehmen, hat die deutliche Ablehnung desgeplanten ACTA-Abkommens durch das EP - und damit sein Scheitern - gezeigt. Bis zurEntscheidung über <strong>TTIP</strong> werden die Verhandlungen in engem Austausch mit derEuropäischen Kommission genauestens verfolgt. Das Europäische Parlament wird erst in dernächsten Legislatur frühestens in 2015 über seine Zustimmung zu dem Abkommenentscheiden. Dann hat das EP wieder das entscheidende Wort. Insofern sind die Wahlen zumnächsten Europäischen Parlament am 25. Mai <strong>2014</strong> auch in dieser Frage von grundlegenderpolitischer Bedeutung. Handel ist kein Selbstzweck, sondern muss die Situation vonArbeitnehmer_innen verbessern und grundlegende Umwelt- und Sozial<strong>stand</strong>ardsberücksichtigen, dafür stehen wir Sozialdemokraten.Brüssel, 12. Dezember 2013Zum Autor: Bernd Lange ist handelspolitischer Sprecher der Fraktion der Sozialdemokraten imEuropäischen Parlament. Mehr Informationen unter www.bernd-lange.de.

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