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03/2013 Wirtschaftspolitische Informationen: Wachstum und Wohl<strong>stand</strong> durch Liberalisierung? Seite - 10 -In Relation zu 41,6 Millionen Erwerbstätigen im Jahr2012 in Deutschland wären das nur 0,06 Prozent mehr.Und im Verhältnis zu 29,9 Millionen sozialversicherungspflichtigBeschäftigten ergäbe sich ein Zuwachsum 0,08 Prozent. Nur unter der ebenso ambitioniertenwie unrealistischen Annahme, dass ein Binnenmarktnach europäischem Muster entsteht (Freizügigkeit derArbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und freier Kapitalverkehr),könnten in Deutschland 110.000 Arbeitsplätzegeschaffen werden.Dabei ist zu bedenken, dass die hier geschätzten zusätzlichenArbeitsplätze nur den Nettoeffekt abbilden.Hinter dieser Zahl verbergen sich Anpassungs- undVerlagerungsprozesse in und zwischen den Branchenund Regionen, die einen viel größeren Umfang einnehmenkönnen, als der Nettoeffekt vermuten lässt. Damitverbunden sind enorme Anforderungen an Flexibilitätund Mobilität der Beschäftigten und unter Umständenhohe zeitliche Wirkungsverzögerungen. Zugleich wirddeutlich: Es ist die Flexibilität, die die Voraussetzungdafür schafft, dass sich im Ergebnis ein positiver Gesamteffekteinstellt.Die mit dem Freihandelsabkommen verbundenen Handelsumlenkungseffektedeuten auf größere Veränderungender globalen Handelsströme hin. Das ist das Ergebniseiner weiteren Studie des ifo-Instituts im Auftragder Bertelsmann-Stiftung, die im Juni 2013 veröffentlichtwurde. In die Berechnungen flossen die Daten von 126Ländern ein. Auf eine umfassende Darstellung desSchätzansatzes muss hier verzichtet werden. Zentral istallerdings die sehr grob-vereinfachende Annahme,„…dass der Handel zwischen den USA und den EU-Mitgliedsstaaten im Durchschnitt um genau das Ausmaßsteigt, das […] für vergleichbare existierende Abkommenin den Daten [ge-]messen [werden kann] (ifoInstitut 2013b, S. 13).“Die Anpassungsschätzungen beruhen auf messbarenReaktionen des Handels infolge sinkender Handelskostenin vergleichbaren Abkommen in der Vergangenheit.Schon an der Vergleichbarkeit muss gezweifelt werden,da die Ausgangsbedingungen und besonderen Handelsstrukturenzwischen der EU und den USA nichtidentisch sind mit dem innereuropäischen Handel unddem Handel zwischen den Partnern des Nord-Amerikanischen-Freihandels-Abkommens (North AmericanFree Trade Agreement, NAFTA), die als Referenz-Handelsräume dienten. Der Anpassungszeitraum bleibtzudem unklar. Dieser kann sehr lange sein, sodass dieEffekte sich entsprechend verteilen und kurzfristig kaumdie erhofften Wachstumsimpulse auslösen werden.Während Deutschland sich im Falle einer intensivenLiberalisierung auf eine Zunahme der Exporte und Importein und aus den USA hoffen darf, sinkt sowohl derExport als auch der Import Deutschlands in und aus denEU-Krisenländern (Griechenland, Italien, Irland, Portugalund Spanien). Insgesamt kommt es zu einer „Entflechtung“der EU-Länder untereinander, während sichdie transatlantischen Handelsströme intensivieren. Erwähnenswertist auch, dass der Handel Deutschlandsund der USA mit den BRICS-Staaten (Brasilien, Russland,Indien, China und Südafrika) deutlich zurückgehenwird.Tabelle 2.2: Effekte einer „tiefen“ Liberalisierungunter Berücksichtigung vonHandelsumlenkungseffektenWohlfahrtseffekte, reales BIP proKopf, Veränderung in ProzentUSADeutschland13,4 4,7Arbeitsplätze (Netto-Effekt) 1.085.501 181.092Durchschnittlicher Reallohn,Veränderung relativ zumBasisgleichgewicht in ProzentQuelle: ifo Institut (2013b)3,7 2,2Ein sinkendes Preisniveau und die zunehmende Nachfragenach Arbeitskräften (steigende Beschäftigung) erhöhenden Reallohn in Deutschland um 2,2 und in denUSA um 3,7 Prozent. Das verfügbare reale Einkommensteigt und wirkt konsumfördernd.Die Studie lässt für Deutschland eine Zunahme des realenBruttoinlandsprodukts pro Kopf (plus 4,7 Prozent)und einen deutlichen Beschäftigungseffekt erwarten(netto plus 181.092 Arbeitsplätze). 1Der Gesamteffekt entspricht folgender Logik: Die sinkendenHandelskosten führen dazu, dass die Exportebilliger werden, die Exportnachfrage steigt. Die Beschäftigungnimmt zu, das Bruttoinlandsprodukt steigt,das real verfügbare Einkommen sowie die Konsumnachfrageim Inland und die Importe wachsen und erhöhenüber die Handelsverflechtung die Beschäftigungund das Bruttoinlandsprodukt in den Partnerländern.Der Gesamteffekt fällt somit höher aus als die auslösendeReduktion der Handelskosten zunächst erwartenlässt (Tabelle 2.2).Umgeleitete Handelsströme wirken sich auf das realePro-Kopf-Einkommen in den beteiligten Ländernaus. Europa und die USA gewinnen, während dieanderen zum Teil sehr deutlich verlieren (Abb. 2.3).Sehr deutlich wird aufgrund der Handelsumlenkungseffekte,dass die positiven Wirkungen für die TransatlantischeHandels- und Investitionspartnerschaft auf Kostender übrigen Handelspartner gehen. Eine Wachstumsstrategie,die auf Liberalisierung setzt, bedeutet einenVerlust an Wettbewerbsfähigkeit für die nicht an1 Da nicht für alle EU27-Länder Informationen vorliegen, können zuden Beschäftigteneffekten auf diesem Niveau keine Angaben gemachtwerden.

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