122 Thüringer <strong>Landtag</strong> - <strong>5.</strong> <strong>Wahlperiode</strong> - <strong>69.</strong> <strong>Sitzung</strong> - <strong>16.11</strong>.2011Vizepräsi<strong>den</strong>tin Hitzing:Vielen Dank, Herr Abgeordneter. Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Herr Dr. Zeh für die CDU-Fraktion.Abgeordneter Dr. Zeh, CDU:Frau Präsi<strong>den</strong>tin, meine sehr verehrten Damen und Herren, ich hatte an dieser Stelle bereits mehrfachgesagt, dass wir als CDU <strong>den</strong> vorgesehenen Modellwechsel begrüßen.(Beifall CDU, SPD)Ich habe das in einigen Abwandlungen von allen gehört. Das ist erst mal erfreulich. Was ich dannaber nicht verstehe, ist, dass dann aber <strong>den</strong>noch Ihre Konsequenz ist, wir lehnen <strong>den</strong> Vertrag ab.Wenn wir <strong>den</strong> Vertrag ablehnen, ich gebe zu, dass ich in einigen Stellen sicherlich auch noch Änderungsbedarfsehe in dem Vertrag, der nun vorgelegt ist, wir haben das auch durch <strong>den</strong> Entschließungsantragdokumentiert, aber ich halte es für wichtig, dass wir diesen Modellwechsel erstmal vollziehen. Denn wenn wir ihn nicht vollziehen, dann ist es auch bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag oder sagen wir zumindest für die nächsten vielen Jahre vorbei, dann geschieht das nichtmehr.(Beifall SPD)Dann bleibt alles das, was wir kritisieren. Die GEZ wird wieder mit ihrer absur<strong>den</strong> Praxis in die Privatsphäreeindringen. Sie wer<strong>den</strong> Frust erzeugen. Sie wer<strong>den</strong> als Schnüffler bezeichnet. All dashaben wir dann weiterhin. Es wird weiterhin dazu führen, dass viele ihre Fernseher abmel<strong>den</strong>, weilsie über die neuen Medien, sprich Computer oder Handys und über ähnliche technische Geräte,über das Internet natürlich, Rundfunk empfangen können. Das wird dann ein Bereich sein, derdann in <strong>den</strong> Schwarzseher- und Schwarzhörerbereich abdriftet und wir wer<strong>den</strong> wesentlich wenigerEinnahmen haben. Dieses ist meines Erachtens keine Lösung, nicht zuzustimmen, dann bleibt es,wie es ist, und wir wer<strong>den</strong> mit all <strong>den</strong> Dingen zu kämpfen haben, die wir jetzt kritisieren.(Beifall SPD)Ich finde erst einmal generell gut, dass das Prinzip „eine Wohnung - ein Beitrag“ heißt. Das bedeutet,wenn in einer Wohnung auch die Großeltern noch leben oder der Stu<strong>den</strong>t, der noch zu hausewohnt, oder ein Kind, das in Ausbildung ist, vielleicht schon selbst verdient: Nur ein Beitrag. Dasmuss nicht mühsam erfragt wer<strong>den</strong>, weil das einfach durch das Meldeamt da ist. Hier sehe ich eineerhebliche Vereinfachung in der Datenerhebung. Ich sehe hier auch überhaupt keinen Eingriffin die Datensicherheit und in <strong>den</strong> Datenschutz. Wer aus finanziellen Grün<strong>den</strong> <strong>den</strong> Beitrag nicht bezahlenkann, das bleibt, wie es bisher ist, wenn ein entsprechender Sozialbescheid vorliegt, derkann sich befreien lassen. Das ist gut und entspricht unseren Vorstellungen.Wenn man jetzt mal eine Summe macht über alles, dann kann man hochrechnen und das wurdevon einigen getan: Für 95 Prozent aller Personen im privaten Bereich ändert sich erstmal ab 2013kaum etwas. Sogar für 1,5 Mio. Teilnehmer ergibt sich eine erhebliche Entlastung. Da fragt mansich, wenn es <strong>den</strong>noch kostenneutral sein muss, wenn auf der einen Seite Entlastung ist, dann istnatürlich auf der anderen Seite irgendwo Belastung, da fragt man sich als misstrauischer Abgeord-
Thüringer <strong>Landtag</strong> - <strong>5.</strong> <strong>Wahlperiode</strong> - <strong>69.</strong> <strong>Sitzung</strong> - <strong>16.11</strong>.2011 123(Abg. Dr. Zeh)neter, wer ist <strong>den</strong>n das, der belastet wird, damit man weiß, wer sich in Zukunft auf uns stürzen wirdmit seinen Problemen. Das wird auf je<strong>den</strong> Fall erst einmal der große Bereich derer sein, die sichbisher der Beitragspflicht entzogen hat. Das sind nämlich die Bereiche der Schwarzseher undSchwarzhörer. Die haben nun keine Chance mehr. Ich halte das für durchaus gerecht und es trägtdazu bei, dass man hier eine bessere Gerechtigkeitsbalance erreicht, als das bisher war. Das gabes übrigens nicht nur im privaten Bereich. Das gab es auch bei <strong>den</strong> gewerblichen Fahrzeugen. Ichgebe Herrn Meyer ausdrücklich recht. Ich glaube, dass viele Fahrzeuge, wenn das Radio ausgebautwar und es nicht anzumel<strong>den</strong> war, selbstverständlich ein kleines Kofferradio hatten und natürlichauch gehört haben. All das ist im Graubereich, <strong>den</strong> man nicht kontrollieren kann und der wirdin Zukunft nicht mehr möglich sein. Ich will auch dem Argument noch einmal kurz meine Aufmerksamkeitzuwen<strong>den</strong>, dass man bisher in <strong>den</strong> Staatsverträgen nichts tun kann außer zustimmen undablehnen. Wir haben für uns als Union einen anderen Weg gewählt, wir haben uns nämlich - alsder Vertrag das erste Mal das Licht der Welt erblickt hat - bereits über viele Dinge Gedanken gemacht.Wir haben unsere Netzwerke in der CDU benutzt, wir haben ein länderübergreifendes Gremiumgebildet und haben uns in vielen Bereichen bereits eingemischt. Ich kann auch sagen, dasswir hier tatsächlich einiges erreichen konnten. Zum Beispiel war im ersten Entwurf noch die Regelung,dass man bei einer Betriebsgröße von vier Mitarbeitern ein Drittel des Beitrags zu entrichtenhat. Wir haben das für keine gute Lösung gefun<strong>den</strong>. Nunmehr ist die Betriebsgröße von acht Mitarbeiternauf ein Drittel des Beitrags begrenzt, das heißt hier hat sich die Belastung halbiert. Wir habenauch in <strong>den</strong> Staffelstufen in erheblichem Maße zugunsten kleiner und mittelständischer FilialunternehmenVeränderungen erreicht, so dass nun 90 Prozent aller Unternehmen durch die Reformnicht schlechtergestellt wer<strong>den</strong> als bisher. In Zahlen ausgedrückt, gehen wir davon aus, dassin Thüringen - das sind wohl die Thüringer Zahlen, da bin ich mir jetzt nicht ganz sicher, das macheich unter dem Vorbehalt - 77 Prozent aller Betriebsstätten nur ein Drittel des Rundfunkbetragsbezahlen müssen, <strong>den</strong>n diese haben bis acht Beschäftigte. Dass weitere 13 Prozent der Betriebsstättennur einen Rundfunkbetrag bezahlen müssen, ich <strong>den</strong>ke, das können die leisten, das sinddie Betriebe mit 9 bis 19 Beschäftigten. Lediglich 10 Prozent der Verbleiben<strong>den</strong>, die mehr als 19Beschäftigte haben, zahlen entsprechend der Anzahl der Mitarbeiter mehr. Diese Belastung hältsich nach meiner Auffassung in Grenzen.Dass wir bei der Zuordnung eines gewerblich genutzten Kraftfahrzeuges auf die Filialen auch nocheinmal etwas an Entlastung für die Unternehmen bewirken konnten, haben wir in der Entstehungsphasedes Vertrags mit beeinflussen können. Allerdings bleibt das Problem - da stimme ich auchdem Kollegen Barth zu -, dass wir nicht alles im Bereich der Nutzung von gewerblichen Kraftfahrzeugenentsprechend regeln konnten. Wenn man jetzt betrachtet, dass man hier wieder umsteigt,dass man nämlich wieder auf <strong>den</strong> Gerätebezug zurückfällt - <strong>den</strong>n es ist egal, ob ich das Gerät imAuto früher finanziert habe und jetzt muss ich die Hülle finanzieren - insofern ist das ein gleichesPrinzip. Deswegen haben wir in unserem Entschließungsantrag gesagt, dass das aus unsererSicht langfristig abgeschafft wird. Außerdem wird hier mit viel Bürokratie gerechnet und gerade imgewerblichen Bereich gibt es wohl mehr An- und Abmeldungen, das muss man sicher auch imBlick haben. Wir sind der Auffassung, dass man eine Evaluierung vornehmen muss - diese sollnach dem 19. KEF-Bericht erfolgen, das ist bereits angekündigt -, dass die Beitragspflicht für nichtprivat-gewerblich genutzte Kraftfahrzeuge gemäß § 5 Absatz 2 langfristig entfallen sollte.