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498 G lückauf Nr. 17kennt man ohne weiteres, daß die in den Teernähtenentwickelten Destillationsgase beim Durchdringen derverhältnismäßig dünnen Teernähte viel geringereDruckwiderstände zu überwinden haben, als wennsie durch das Koksgefüge selbst wandern müssen.Damit dürfte die bisher geltende Behauptung, daßdie Destillationsgase durch den Koks wagrecht zuden Kammerwänden hinziehen, einwandfrei widerlegtsein.Für die Unwahrscheinlichkeit eines solchen Wegesder Gase sprechen jedoch noch weitere Gründe.Vielfach nimmt man an, daß die die einzelnen Koksstückebegrenzenden Risse in den bereits verkoktenZonen der Beschickung entstehen, bis an die Teernähteheranreichen und den Gasen einen bequemenWeg zur Entweichung nach den Seitenwänden hinbieten. Diese Ansicht ist jedoch irrig. Die an denInnenseiten der Koksstücke in Abb. 5 erkennbarenfeinen Risse sind während der Abkühlung erst nachträglichentstanden und ursprünglich nicht vorhandengewesen. Der Grund für das Koksgefüge wird bereitsgelegt, ehe es vollständig entgast ist. Die weitereEntgasung erfolgt erst bei höherer Temperatur, undzwar in einer Zone, die, den Teernähten nachwandernd,weit hinter ihnen zurückbleibt. Während sich dieKohle bei der Erhitzung in der Teernaht ausdehntund die gebildeten Kokszonen mit starkem Druckgegen die Seitenwände der Kammern preßt (ausdiesem Grunde kann ein ungarer Ofen nicht ausgedrücktwerden), tritt in den hocherhitzten Zonendurch die fortschreitende Entgasung zonenweise eineSchrumpfung der Beschickung ein, durch die Sc.hwindungsrisseentstehen, wie sie Abb. 6 deutlich erkennenläßt. Diese Risse sind aber entsprechend derDicke der vollständig entgasten Zone bei dem in denAbb. 5 - 7 wiedergegebenen Stück nur 5 -1 0 mm tiefund reichen bei den im Durchschnitt 60 mm dickenKoksstücken der Abb. 5 bei weitem nicht bis zurMitte des Gefüges, keinesfalls aber bis an die Teernähteheran. Nähmen die Gase ihren Weg von denTeernähten zu den Seitenwänden der Kammer hin, somüßten sie also unter den durch Abb. 5 veranschaulichtenBedingungen eine 50 mm dicke, dichte Koksschichtdurchdringen, ehe ihnen die in Abb. 6 sichtbarenSchwindungsrisse die Ausströmung erleichtern.Daß die Gase unter diesen Bedingungen auch nachder entgegengesetzten Seite durch die Teernähte unddie unverkokte Beschickung hindurch geringemWiderstand finden, scheint mir keines weitern Beweiseszu bedürfen.Vollständig entgaster, garer Koks hat ein ausharten Zellenrändern aufgebautes, je nach seinerDichte mehr oder weniger durchlässiges Porengefüge.Unmittelbar nach der Abgabe der Teerdämpfe hatsich der Koks jedoch bereits als eine zusammenhängendeMasse gebildet, aber noch kein eigentliches,offenes Zellengefüge erhalten, was die nähere Betrachtungeines ungaren Koks- oder auch Halbkoksstückesklar erkennen läßt. Solcher Koks besteht ausaufgequollenen, mit den Außenflächen zusammengeflossenenKohlenstückchen, und erst bei weitererEntgasung bilden sich die offenen Zellen. Derartigungarer Koks, wie ihn die Teernähte bei ihrer Durchwanderungzunächst als etwa 10 mm dicke Schichthinterlassen, ist für Gase fast undurchdringlich. Dieseaus halbverkokter Kohle bestehende Schicht, die jedochbei langsamer Abkühlung des Koks zum Teilweiter entgast worden und daher nur in verhältnismäßigdünner Lage erkennbar ist, zeigt Abb. 7. DieseSchicht bildet einen dichten Überzug, und was inAbb. 7 Poren vortäuscht, sind in Wirklichkeit dieZwischenräume zwischen einzelnen anhaftendenKohlenkörnern. Man ersieht daraus, daß das Porengefügeder Kokszonen an den innern, den Teernähtenzugewendeten Seiten mit Kohle verstopft ist, sofernman überhaupt von einem Porengefüge sprechenkann. Richtiger ist wahrscheinlich die durch Abb. 7bestätigte Annahme, daß sich zwischen Teernähtenund Kokszonen mit ausgebildetem Zellengefüge nocheine aus teilweise entgaster Kohle bestehende Halbkokszonebefindet, die den in den Teernähten entwickeltenDestillationsgasen einen viel höhern Druckwiderstandentgegensetzt als die Teernähte selbst.In Amerika hat man einen meist zur Reinigungvon Schwachgasen verwandten Teerscheider1 eingeführt,in dem die durch ein verhältnismäßig dünnes,aus Glaswolle bestehendes Filter hindurchgedrücktenGase von den mitgeführten Teernebeln vollständigbefreit werden. Ein entsprechendes, jedoch viel dichteresFilter für durchtretende Gase werden auch, diebeiden Kokszonen im Koksofen bilden, mit demUnterschied, daß der Dampfdruck des Teers bei denvorhandenen Temperaturen viel zu hoch ist, um indem rotwarmen Zellengefüge eine Filtration von Teerzu erlauben. Anderseits reicht aber die Temperaturdes Koksgefüges für die Zersetzung der Teerdämpfebei ihrer feinen Verteilung und ständigen Ablenkungdurch die Zellenränder vollständig aus. Dabeiwürde aber eine solche Menge von Zersetzungskohlenstoffentstehen, daß sich das Porengefüge inganz kurzer Zeit verstopfen müßte und die einzelnenZellen nicht mehr erkennbar wären. Die Zellenrändersind ja an sich mit einer dünnen Graphithautbedeckt und teilweise aus Graphit aufgebaut, aberdieser Kohlenstoff ist durch Zersetzung aus den teerärmernGasen entstanden, die erst bei der eigentlichenZellenbildung durch die vordringende Wärmein Freiheit gesetzt worden sind und durch das Zellengefügehindurchdiffundieren müssen, um einen Auswegzu finden.Diese Betrachtungen lassen ebenfalls erkennen,daß ein Durchgang der Teerdämpfe durch die gebildetenKokszonen hindurch nicht gut denkbar ist.Man hat ferner angenommen, daß mit dem Zusammentreffender beiden Teernähte in der Kammermittedie Entgasung der Kohle ihr Ende erreichthabe, Biddulph-Smith hat aber auf Grund seinerdurch Abb. 4 veranschaulichten Beobachtungen gezeigt,daß dieser Zustand schon nach 17 Stundenerreicht war, während es zur vollständigen Verkokungnoch weiterer 8 Stunden bedurfte.1 Glückauf 1922, S. 146,

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