484 G lückauf Nr. 17rung auf Pferdeförderung ohne Vermehrung der Belegschafteine Erhöhung der Durchschnittshauerleistungum 0,571 und eine Steigerung der Gesamtförderungum monatlich rd. 500 t erzielt werden kann.Ein rechnerischer Vergleich der Ponyförderungmit der Schlepperförderung ergibt folgendes Bild:1. F ö rd erk o sten . Die monatliche Fördermengevon zwölf Betriebspunkten beträgt nach der obigenZusammenstellung 26251. Die Ausgaben für dieFörderleute und die Pferde belaufen sich im Monatauf 6 • 8 • 25 + 4-130 = 1720 J L Hieraus errechnensich die Förderkosten je t Kohle zu 1720:2625 =0,65 J(>, ein Betrag, der um etwa 0,40 M niedrigerliegt als die oben errechnete Zahl für die frühereSchlepperförderung. Auf die Fördermenge von2625 t bezogen ergibt sich demnach eine monatlicheErsparnis an Förderkosten von rd. 1000 JL Bringtman von dieser Summe noch die Verzinsung undTilgung der höhern Anlagekosten im Betrage vonmonatlich etwa 150 M in Abzug, so verbleibt alsReinersparnis der Betrag von etwa 850 Jb. Bei Einführungder Ponyförderung auf sämtlichen Ortsohlendes Gruppenbaues wird sich diese Ersparnis entsprechenderhöhen.Sieht man die Gesamtheit der zwölf erwähntenGewinnungspunkte als eine Steigerabteilung an, soerrechnet sich unter der Annahme, daß die Pferdeförderungin einer mittelgroßen Grube mit zehnSteigerabteilungen allgemein eingeführt wird, die jährlicheGesamtersparnis zu 10 * 850 • 12 = 102 000 \M.2. G ew inn durch M e h rfö rd eru n g ohne Vermeh ru n g der B elegschaft. Die vorstehend ermittelteErsparnis ist vielleicht als bescheiden anzusehen.Die Ergebniszahlen müssen indessen nocheiner Wertung nach einer ändern Richtung hin unterzogenwerden. Wie gezeigt worden ist, konnte infolgeder Einführung der Pferdeförderung die Hauerleistungvon 2,43 auf 3,001 erhöht und auf denbeiden Ortsohlen mit zwölf Betriebspunkten eineMehrförderung von rd. 5001 monatlich erzielt werden,ohne daß die Belegschaft vermehrt zu werdenbrauchte. Diese nicht unerhebliche Mehrförderungwird also dadurch erreicht, daß die v o rh an d en enArbeitskräfte besser ausgenutzt werden können.Dieses Ergebnis kennzeichnet die große Bedeutungder Umstellung der Förderung. Es erscheint daherangebracht, an Stelle der oben errechneten Ersparnisbei der Förderung den durch die Mehrförderung erzieltenGewinn zu ermitteln. Werden die nach derEinführung der Pferdeförderung überzählig gewordenenLeute entlassen, so kommt lediglich dieLohnersparnis in Betracht, soll dagegen auf dieweitere Beschäftigung dieser Leute nicht verzichtetwerden, so tritt keine Lohnersparnis ein, sondern esergibt sich ein entsprechender Gewinn durch die erzielteMehrförderung.Zahlenmäßig würde sich dieser Gewinn infolgender Weise bestimmen lassen: Zunächst ist klar,daß Löhne für die Gewinnung und Förderung der5001 bis zur Fördersohle nicht aufgewendet zuwerden brauchen, da die Belegschaft der betreffendenSteigerabteilung nicht vermehrt worden ist. Desweitern kann angenommen werden, daß der Mehraufwandan Löhnen bei der Hauptstreckenförderung,bei der Schachtförderung und beim Tagesbetrieb annäherndgleich Null ist, da eine Erhöhung derArbeiterzahl als Folge dieser Mehrförderung wohl ankeiner Stelle in Frage kommt. Ferner tritt auch unstreitigkeine Erhöhung des Gehaltaufwandes ein.Endlich werden die allgemeinen Kosten oder Generalkosteneinschließlich Steuern und Abgaben kaumnennenswert erhöht. Was durch die Mehrförderungbeeinflußt wird, sind im wesentlichen die Materialkosten(Holz, Eisen, Gezähe, Sprengstoffe u. dgl.),die Dampf- und Stromkosten sowie die Kosten fürdie Unterhaltung der Betriebsmaschinen unter- undübertage. Der durch die Mehrförderung erzielteGewinn würde sich hiernach ergeben durch Abzugdieser Mehrkosten von dem Durchschnittsverkaufswertder aus den ■ 5001 hergestellten marktfähigenErzeugnisse. Der Einfachheit halber . soll angenommenwerden, daß als Ersparnis lediglich derLohn- und Gehaltanteil der Selbstkosten in die Erscheinungtritt, also etwa 8 M /1. Die 500 t Mehrförderungwürden demnach der Zeche einen Gewinnvon 4000 Ji> bringen oder nach Abzug der Kostenfür die vier Pferde und des Tilgungsbetrages fürbergmännische Arbeiten einschließlich der Weicheneinen Reingewinn von 3300 M .Bei Einführung der Ponyförderung in einerganzen Grubenabteilung mittlerer Größe von zehnSteigerabteilungen würde der Gewinn, wenn man dieder Betrachtung unterzogenen zwölf Betriebspunkteals eine Steigerabteilung auffaßt, auf monatlich33 000J6 oder auf rd. 400 000.J6 im Jahr steigen.Diese Zahl erscheint als zu hoch, da es kaum möglichsein wird, sämtliche freiwerdenden Leute rein produktivanzulegen. Bei sechs Mann war das ohne weiteresdurchführbar. Dehnt man aber die Pferdeförderungauf die ganze Grube (zehn Steigerabteilungen)aus, so wird die Zahl der freiwerdenden Leute zugroß, als daß sie sämtlich produktiv angelegt werdenkönnten. Nimmt man vorsichtshalber an, daß nur70 o/o der Leute produktiv beschäftigt werden, soergibt sich eine Mehrförderung von monatlich10 • 500 • 0,7 = 3500 t oder jährlich 3500 -12 = 42000 tentsprechend einem Gewinn von 42 000 ■ 8 =336 000 Werden hiervon die Kosten für 40 Pferdesowie der Tilgungsbetrag für bergmännische Arbeitenusw. in Abzug gebracht, so entsteht ein Reingewinnvon 336 000 - 40 • 130 • 1 2 - 18 000=255 600 JLFörderung mit Lokomotiven.Die Einrichtung der Ponyförderung als solche hatsich auf der Zeche Recklinghausen I bewährt. Diedamit erzielten durchaus befriedigenden Ergebnissekönnten jedoch noch günstiger sein, wenn dieLeistung der Pferde größer wäre. Die Tiere sindbei der in den Strecken vorherrschenden Temperaturvon 25 - 27° C bald erschöpft und können einehöhere als die jetzige, als sehr niedrig anzusehende
25. April 1925 G lückauf♦485Leistung (etwa 5 - 6 Nutz-tkm) nicht vollbringen. Eslag daher nahe, eine noch leistungsfähigere Fördereinrichtungzu suchen.Die Überlegung führte zu dem Gedanken der Einführungmaschinenmäßiger Förderung. Vorbildergab es bereits. Man arbeitet stellenweise in Teilstreckenmit kleinen Seilbahnen, in etwas geneigtenAbbaustrecken auch mit Haspeln1. Auf einzelnenZechen laufen ferner schon Preßluft- oder elektrischeAkkumulator-Lokomotiven als Zubringer. Aller diesermechanischen Hilfsmittel bedient man sich jedochin erster Linie in den Hauptteilstrecken oder inStrecken, die zu stark belegten Betrieben in flacherLagerung (Schüttelrutschen) führen. Beim Gruppenbauin steil gelagerten Flözen war bisher die Maschinenförderungso gut wie unbekannt.Zur Verwirklichung des Gedankens war die zweckmäßigsteAntriebsart zu ermitteln. Seilbahnenmußten von vornherein mit Rücksicht auf die Verhältnisseausscheiden. Ebensowenig waren Lufthaspelnach dem Stiffelschen Vorschlag verwendbar,weil jeder Betriebspunkt einen Haspel erfordert hätteund die Bedienungskosten infolgedessen außerordentlichhoch geworden wären. Daher kam nur derLokomotivbetrieb in Frage, dem die größte Anpassungsfähigkeiteigen ist. Die Betriebsleitungwählte die Preßluftlokomotive, weil in den Sohlenstreckenschon große Preßluftlokomotiven laufen unddie Hochdruckrohrleitung bereits bis in die Nähe desStapels reichte. Die Vorschläge verschiedener Firmen,ihre bereits gebauten Lokomotiven kleinerer Bauartzu benutzen, wurden abgelehnt, weil diese für diegegebenen Verhältnisse zu groß, zu schwer und nichtgenügend anpassungsfähig waren. Es mußte alsoeine ganz neue Bauart geschaffen werden. Auf Anregungder Betriebsleitung haben zunächst zwei Firmendas gesteckte Ziel zu erreichen versucht, dieBerliner Maschinenbau-A.G., vorm. L. Schwartzkopff,in Berlin und die Lokomotivfabrik Arnold Jung inJungenthal bei Kirchen. Während Schwartzkopff beider Ausführung im wesentlichen nach dem Vorbildder bekannten großen Maschinen mit zweifacherExpansion arbeitete, beschritt Jung den nachstehenderörterten Weg.Die L okom otive T roll I von Jung.Diese erste Abbaulokomotive stand 1923 auf derZeche Recklinghausen I mehrere Monate in Betrieb.Sie arbeitete bei einem zulässigen Behälterdruck von150 at mit einem Zylinderdruck von 12 at. Den Bauder Lokomotive veranschaulicht- Abb. 3. Ihre erstaunlichgeringen äußern Abmessungen, Länge 1620,Breite 800, Höhe 1270 mm, sind durch meisterhafteRaumausnutzung erreicht worden. Die Maschine istso klein, daß sie, wie jeder Förderwagen, auf denStapelkorb geschoben werden und in sämtlichen Abbaustreckenverkehren kann. Ihr Dienstgewicht beträgt1,5 t. Sie ist imstande, mit einer Speicherfüllungvier bis fünf Kohlenwagen 1 - 1 1/ 2 km weitzu schleppen.1 vgL S t i f f e l : Über die Vorteile maschineller Fördereinrichtungen inAbbaustrecken, Bergbau 1922, S. 1645.Abb. 3. Abbaulokomotive Troll 1 von Jung.Der Arbeitsteil der Maschine besteht aus vierstehend nebeneinander angeordneten, mit Ventilen gesteuerten,einseitig wirkenden, stopfbüchsenlosen Zylindernmit je 85 mm Durchmesser und 130 mmKolbenhub. Die Zylinder arbeiten nach dem Gleichstromprinzipund übertragen ihre Kraft auf eine gemeinsameKurbelwelle, die durch Zahnradübertragungdie Treibachse antreibt. Der zweite Radsatzläuft leer. Der Treibraddurchmesser beträgt 500,der Laufraddurchmesser 300 mm. Der Radstand ist600 mm. Hinter den Zylindern sind die sieben Luftflaschenmit einem Gesamtinhalt von 220 1 liegendangeordnet. Der ringsum ganz nach außen verlegteHauptrahmen schützt die Zylinder und sämtlicheTriebwerksteile. Die einzelnen Teile des Getriebessind von außen bequem zugänglich und leicht auswechselbar.Die größte Sorgfalt ist der wärmetechnischen Ausbildungdes Antriebes gewidmet worden. Wie erwähnt,hat man die sonst übliche verwickelte Anordnungvon zwei- oder dreifacher Luftdehnung inmehreren Zylindern mit je dazwischen geschaltetenAufwärmern vermieden. Dafür ist durch die neue,ganz eigenartige und dem Wärmeaustausch günstigeAusbildung von vier Hochdruckzylindern dasselbeHauptziel, die Verhinderung einer Vereisung, in verhältnismäßigeinfacher Weise erreicht worden.Erwähnt sei noch, daß auch in diese Maschine einVorwärmer eingebaut ist, und zwar zwischen denLuftflaschen und den Zylindern. Seine Bauart ähneltder bei den bekannten Preßluftlokomotiven üblichen.Die Anwärmung erfolgt durch die Grubenluft. Soweitim Betriebe festgestellt werden konnte, trat auchbei Ausschaltung des Vorwärmers keine Vereisungein. Der Vorwärmer, kann demnach entbehrt werden.Die L okom otive von S chw artzkopff.Sie entspricht in der Bauart der großen Lokomotiveder Firma (s. Abb. 4). Die beiden unter sichgekuppelten Treibachsen werden von einer Zweizylinder-Verbundmaschinemit Zwischenerwärmurigangetrieben. Das ganze Triebwerk mit der hier gewähltenKolbenschicbersteuerung ist ähnlich wie beider Jung-Lokomotive eingekapselt. Der Luftspeicherbesteht aus vier nahtlos gezogenen Hochdruckbe