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25. April 1925 G lückauf 499Es wird dem Fachmann nicht gerade leicht werden,die altvertrauten, seit der Einführung des liegendenKoksofens bestehenden Anschauungen aufzugebenund sich von einem Durchgang der Destillationsgasein der entgegengesetzten Richtung durch die Teernähteund die unverkokte Beschickung überzeugenzu lassen, jedoch dürften nach der im vorstehendenversuchten Beweisführung kaum noch Zweifel überdie Richtigkeit dieser Anschauung bestehen.Aus den mitgeteilten Beobachtungen kann manauch auf die Entstehung der bei der Verkokungmancher, namentlich sächsischer Kohlen auftretenden,als sehr unangenehm empfundenen Querrisse im Koksschließen. Solche Kohlen bilden in den Verkokungsnähtenentweder ein sehr dickflüssiges, hochsiedendesBitumen, das dem Durchtritt der Oase nach derKohlenzone hin starken Widerstand entgegensetzt,oder die Teernähte sind an sich stellenweise zu dick,um die Destillationsgase leicht genug hindurchtretenzu lassen. Da die dem Koks anhaftende Schicht halbverkokterKohle, wie oben dargelegt wurde, ebenfallsfast undurchlässig für das Gas ist, entsteht eine Gasblaseunter hohem Druck, die zwischen der Teernahtund der Halbkoksschicht einen engen, senkrechtenHohlraum bildet und stellenweise eine Trennung inder Beschickung herbeiführt; hierbei entsteht, gleichlaufendmit den beiden Schichten, ein Spalt, der nachder Verkokung als Querriß die Stückfestigkeit und-große des Koks erheblich beeinträchtigt. Diese Risseziehen sich natürlich nicht regelmäßig durch dieganze Beschickung hin, sondern treten nur dort auf,wo die Gase nicht schnell genug durch die Teernähteentweichen können und vorübergehend einen hohenDruck ausüben.Kann man sich auch den Durchtritt der Gase von denVerkokungsnähten nach der aus Rohkohle bestehendenMittelzone der Beschickung auf Grund der oben gegebenenErläuterungen ohne Schwierigkeit vorstellen,so darf man dabei doch nicht annehmen, daß die entweichendenGase die ganze Rohkohlenmasse zugleichdurchdringen. Das ist schon deshalb undenkbar, weildie Dämpfe in dem kalten Beschickungsteil kondensierenund bekanntlich die Beschickung in der Ofenmitteihre bei 100° liegende Temperatur bis wenigeStunden vor dem Zeitpunkt beibehält, an dem dieTeernähte in der Kammermitte Zusammentreffen. Dieaus den Teernähten nach der Ofenmitte hin tretendenDestillationsgase werden daher in den den Teernähtenzunächstliegenden, aus bereits vorgewärmter Kohlebestehenden Zonen senkrecht nach oben abgelenkt,wie auch Biddulph-Smith annimmt.Bei dieser Annahme bleibt jedoch die Frage offen,wie die Destillationsgase Gelegenheit finden, sich zuzersetzten und aromatische Verbindungen zu bilden,denn die den Teernähten entweichenden Dämpfe bestehenursprünglich aus vorwiegend aliphatischen Verbindungen,an denen normaler Kokereiteer jedochsehr arm ist. Anderseits können die innerhalb derTeernähte liegenden Kohlenzonen keinesfalls eineTemperatur erreichen, die zur Zersetzung der primärenKohlenwasserstoffe ausreichen würde. Bereitsim Jahre 1919 machte M id d le to n 1, als er ungemahleneKohle verkokte, die Beobachtung, daß dasBenzol infolge der Durchlässigkeit der Beschickungzu reich an Paraffinkohlenwasserstoffen war, umsich zur chemischen Weiterverarbeitung zu eignen.Beim Durchsatz derselben Kohle in fein gemahlenemZustande trat diese Erscheinung nicht mehr auf,nachdem man vorher festgestellt hatte, daß bei einerBesetzung der Kammern mit Grobkohle zu nur dreiVierteln der Höhe durch die den Gasen dargebotenenheißen Flächen ebenfalls eine ausreichende Zersetzungder Paraffine erzielt werden konnte. DieseErscheinungen widersprechen in gewissem Sinne deroben dargelegten Ansicht über den Weg der Destillationsgasenach den Innenseiten der Beschickung hin.Man muß daher annehmen, daß die auf der Beschickungsoberflächegebildete Kokslage, welche dieaufsteigenden Gase zu durchdringen haben, die Zersetzungenherbeiführt, während bei einer Beschickungmit ungemahlener, zum Teil sehr grober Kohle die Oberflächeder Beschickung zu sehr zerklüftet ist, um einedichte, die Gase fein zerteilende Koksschicht zu bilden.Für die bisher gültige Annahme, daß die Gasedurch die Kokszonen nach außen dringen und an denseitlichen Kammerwänden hochsteigen, spricht derUmstand, daß sich die Mauerflächen oft mit eineraus Zersetzungskohlenstoff gebildeten Graphithautbedecken, diese Erscheinung sagt jedoch nur, daßGase aus der Beschickung nach den Wänden hinströmen und, an den Mauerflächen abgelenkt, nachoben entweichen, wobei je nach der Zusammensetzungund dem Druck der Gase sowie der Temperatur derWände Zersetzungen der Kohlenwasserstoffe unterAbscheidung festen Kohlenstoffs in Graphitform eintreten.Es ist ja auch oben zugegeben worden, daßein Teil der Gase den eben gekennzeichneten Wegwandert, sobald sich Schwundrisse in der Kokszonegebildet haben, wie es auch die in Abb. 4 veranschaulichtenErgebnisse der Versuche von Biddulph-Smith zeigen. Die Graphitablagerungen an den Seitenwändender Ofenkammern können daher keineswegsals Beweis für die Strömungsrichtung der gesamtenDestillationsgasmenge in der Koksofenkammer gelten.Z usam m enfassung.An Hand von Versuchen hat Biddulph-Smith nachgewiesen,daß die in der Koksofenkammer entwickeltenDestillationsgase nur zum Teil, und zwar erst imweitern Verlaufe der Verkokung nach der Bildungvon Schwundrissen in den Kokszonen, nach denWänden hin strömen und teilweise durch die Teernähteund die angrenzenden Lagen der unverkoktenBeschickungszone, nach oben abgelenkt, entweichen.Auf Grund von Beobachtungen an einem im Bildewiedergegebenen Schnitt durch eine teilweise verkokteKoksofenbeschickung wird versucht, einenweitern Beweis für die Richtigkeit dieser Anschauungzu erbringen, und zum Schluß kurz auf die Zersetzungsbedingungenin der Ofenkammer eingegangen,soweit sie mit dem Strömungsweg der DestillationsgaseZusammenhängen.1 Gas W orld Coklng Section 1920, S. 5.

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