Arbeitswelt der Zukunft
Analyse_2016_108_Arbeitswelt_der_Zukunft
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3.2 Ausgestaltung des Sozialstaats<br />
Wer einen fundamentalen Wandel erwartet, wird auch die Frage stellen, ob im<br />
Zeichen <strong>der</strong> Digitalisierung auch eine Neujustierung <strong>der</strong> sozialen Sicherung<br />
erfor<strong>der</strong>lich ist. Diese mil<strong>der</strong>t Lebensrisiken ab o<strong>der</strong> beugt Armut während<br />
des Erwerbslebens und im Rentenalter vor und gewährleistet eine angemessene<br />
Absicherung im Alter. So wird zum Beispiel mit Blick auf die Rente eine<br />
Erwerbstätigen- beziehungsweise Bürgerversicherung als Denkoption benannt<br />
(BMAS, 2015a, 80; SPD-Bundestagsfraktion, 2016, 8). Selbst ein bedingungsloses<br />
Grundeinkommen erfährt im Zusammenhang mit einer sozialen<br />
Grundsicherung eine Renaissance – ebenfalls zumindest als Denkalternative<br />
(Höttges, 2016). Gegen eine vorausschauende sozialpolitische Diskussion ist<br />
grundsätzlich nichts einzuwenden. Allerdings sollte sie ebenso wie die Diskussion<br />
um den Ordnungsrahmen auf dem Arbeitsmarkt auf Basis <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeit<br />
vorliegenden empirischen Evidenz erfolgen.<br />
Aus dieser Perspektive spricht wenig für einen konkreten Handlungsdruck,<br />
dem die Politik nachkommen sollte. So sind <strong>der</strong>zeit we<strong>der</strong> negative Beschäftigungsfolgen<br />
<strong>der</strong> Digitalisierung noch eine zunehmende Verbreitung<br />
bestimmter Beschäftigungsformen zu erkennen, die von mancher Seite<br />
negativ beurteilt werden. Auch ungünstige Entwicklungen bei den materiellen<br />
Arbeitsbedingungen sind vom <strong>der</strong>zeitigen Standpunkt aus nicht absehbar.<br />
Zusätzliche Belastungen für die Systeme <strong>der</strong> sozialen Sicherung<br />
sind von <strong>der</strong> Digitalisierung vor diesem Hintergrund für die kommenden<br />
Jahre zunächst nicht zu befürchten.<br />
Dies betrifft beson<strong>der</strong>s zwei miteinan<strong>der</strong> verbundene Fragestellungen. Erstens<br />
ist nicht zu erwarten, dass durch neue Formen <strong>der</strong> Selbstständigkeit die<br />
beitragsfinanzierten sozialen Sicherungssysteme erodieren könnten (Übersicht<br />
3). Zweitens bleibt <strong>der</strong>zeit offen, ob aufgrund unzureichen<strong>der</strong> Einkommensperspektiven<br />
<strong>der</strong> betroffenen Individuen <strong>der</strong> Sozialstaat an an<strong>der</strong>er<br />
Stelle gefor<strong>der</strong>t ist, ein materielles Mindestsicherungsniveau steuerfinanziert<br />
bereitzustellen. Für eine Versicherungspflicht von Selbstständigen als Vorbeugung<br />
gegen potenzielle Altersarmut liefert die Digitalisierung unabhängig<br />
von <strong>der</strong> Ausgestaltungsform <strong>der</strong> Altersabsicherung (zum Beispiel frei wählbare<br />
Mindestabsicherung o<strong>der</strong> Pflichtmitgliedschaft in <strong>der</strong> gesetzlichen Rentenversicherung)<br />
keine zusätzliche Argumentationshilfe (vgl. Kapitel 2.2.3).<br />
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