Download PDF 'Alle Geschichten' - Deutsche Guggenheim
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Name: Fritzi-Marie Grau<br />
Wir, die anderen<br />
Hallo, mein Name ist Aischa, ich bin 15 Jahre alt. Ich habe noch einen kleinen Bruder, er<br />
heißt Milan. Wir beide gehen auf eine Spezialschule, das heißt, dass diese Schule für Kinder<br />
und Jugendliche ist, die aus Gegenden wie Afrika, Skandinavien und Asien kommen und<br />
kein Deutsch sprechen können. Ich komme aus Afrika (Namibia), dort habe ich 6 Jahre lang<br />
gelebt, doch dann sind meine Eltern bei einem Verkehrsunfall gestorben und ich kam in ein<br />
Heim. Von dort aus wurde ich nach Deutschland adoptiert.<br />
Vor einiger Zeit ist etwas ganz Komisches passiert. Es fing alles damit an, dass uns unsere<br />
Lehrerin Frau Peters sagte, dass wir eine neue Schülerin bekommen. „Sie kommt aus<br />
Frankreich und heißt Madeleine.“ An dem Tag, an dem sie kommen sollte, waren wir alle<br />
sehr aufgeregt. Sie war so anmutig und elegant, sie war einfach wunderschön. Alle wollten<br />
mit ihr befreundet sein, sie erzählte, dass sie ein Au-pair-Mädchen ist und für ein Jahr bei<br />
uns. Schon bald war Madeleine das beliebteste Mädchen der ganzen Schule. Alle trugen auf<br />
einmal nur noch hohe Schuhe und interessierten sich für Lacoste, Dior und Chanel. Alle<br />
Jungs waren in sie verknallt, und alle Mädchen waren neidisch.<br />
Nach den ersten zwei Monaten veränderte sich alles! Zuerst hatte sie mir erzählt, ich sei die<br />
Zweit-Schönste der ganzen Schule und dass meine beste Freundin Naomi gesagt hätte, ich<br />
sei ein fettes Schwein, und das sie nur mit mir befreundet sein wolle, weil sie in meinen<br />
Stiefbruder verknallt sei. Madeleine erzählte mir noch viel mehr, dass Tim, ein Freund von<br />
mir, in mich verknallt sei und noch viele andere Dinge. So kam raus, dass mich schon viele<br />
Freunde belogen hatten. Auch andere erzählten mir, dass ich sie angelogen hätte, obwohl es<br />
gar nicht war sein konnte. Nun kam es wie es kommen musste - niemand hatte mehr<br />
Freunde, alle waren misstrauisch allen gegenüber. Wir lebten uns auseinander, obwohl wir<br />
uns jeden Tag in der Schule sahen. Es waren schon sechs Monate vergangen, seit<br />
Madeleine zu uns gekommen war, manche fragten sich, ob nicht sie der Grund für all diese<br />
Streitigkeiten sei. Doch wer so etwas sagte, wurde von diesem Moment an als Außenseiter<br />
und Lügner hingestellt. Es war Zeit für den Schulball, und ich war voll verknallt in Joshua,<br />
einen aus meiner Klasse, aber das Problem war, er hatte bereits eine Freundin. Ich fragte<br />
Madeleine, was ich tun solle, und sie sagte, ich solle ihm doch einen Liebesbrief ohne<br />
Absender schicken und gucken wie er reagiert. Das tat ich dann auch und gab den Brief<br />
Madeleine und sie wollte ihn für mich überreichen. Zwei Tage später kam ein Brief zurück.<br />
Es stand darin, dass er in eine andere verknallt sei, da dachte ich es sei zu Ende, aber er