Download PDF 'Alle Geschichten' - Deutsche Guggenheim
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zurück. Der Hof war nicht gerade eine schöne Behausung, aber Robert hatte keine andere<br />
Wahl. Mit Wehmut dachte Robert an früher, an seine warme und gemütliche Wohnung.<br />
Sicher wäre es ihm in seiner warmen und gemütlichen Wohnung besser ergangen. Doch<br />
nun musste er sich mit seinem Schicksal zufrieden geben. Aber zumindest war er nun nicht<br />
mehr allein. Zwei weitere Obdachlose hausten mit ihm. Darüber war Robert froh. Zu dritt<br />
ertrug man das Leben auf der Straße gleich leichter.<br />
So vergingen die Tage. Es wurde Winter und dieser war der kälteste seit zwanzig Jahren.<br />
Heftige Schneestürme suchten Deutschland heim und keiner wagte es, auch nur einen Fuß<br />
vor die Tür zu setzen. Die Straßen waren in Windeseile gefroren und von den Bäumen<br />
hingen riesige Eiszapfen. Die Stadt war wie ausgestorben. Keine Menschenseele war zu<br />
sehen. Alle waren in ihren warmen Häusern. Alle, bis auf Robert und seine „Mitbewohner“.<br />
Sie hatten keine Möglichkeit ins Warme zu gelangen. Selbst für ein billiges Hotelzimmer<br />
reichte ihr erbetteltes Geld nicht. So blieben sie im Hinterhof. Als die Dämmerung<br />
hereinbrach, wurde es noch kälter und die drei legten sich nah beieinander unter die einzige<br />
Wolldecke, die sie besaßen. Schon bald schliefen sie ein und träumten von Wärme und<br />
Liebe, von Nähe und Geborgenheit. Die kälteste Nacht wurde ihnen schließlich zum<br />
Verhängnis.