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Name: Shain Amedi<br />

Alter: 14 Jahre<br />

Schule: Max-Eyth-Oberschule<br />

Vergangenheit und Zukunft<br />

Ich mache meine Augen auf, doch trotzdem kann ich nichts erkennen, es ist dunkel. Mir<br />

kommt es so vor, als würde mich die Dunkelheit verschlingen, mich in die Enge treiben, so<br />

dass ich fast keine Luft mehr bekomme. Ich fühle mich eingeengt und verlassen, allein- und<br />

zurückgelassen. In dieser dichten Dunkelheit habe ich das Gefühl beobachtet zu werden.<br />

Mein Herz schlägt so schnell, dass meine Rippen vibrieren. Vor Angst mache ich meine<br />

Augen zu, um in eine andere Welt zu gelangen, eine Welt namens Zukunft.<br />

Ich kann eine Frau erkennen, wie sie ihren zart riechenden Rosenduft auf ihre samtweiche<br />

Porzellanhaut aufträgt, wie sie in ein rotes, seidenes Gewand gekleidet ist. Das Zimmer, in<br />

dem ich stehe, ist sehr groß, man kann sagen, dass es schon ein großer Saal ist, der Boden<br />

aus Marmor, die Wände mit Marmor bedeckt und an der Decke ist ein großer Kronleuchter,<br />

der bestimmt aus Kristall sein muss. Mein Herz füllt sich mit Liebe, Freude, Leidenschaft.<br />

Als wäre es mein eigenes Zimmer und meine Mutter. Ich höre sie jemanden rufen. Später<br />

bemerke ich, dass sie mich meint und antworte ihr mit einem rauen, schwer heraus zu<br />

bringenden JA. Sie sagt mit zarter Stimme, dass ich ihr ihre Tasche geben soll. Ich bin<br />

langsam ein bisschen zu langsam, ich wünschte mir von ganzem Herzen, dass mein Leben<br />

wirklich so wäre. Plötzlich wird alles dunkel um mich herum, ich merke wie das Etwas, das<br />

mich in diesem dunkeln Raum beobachtet hat, näher kommt. Ich reiße panisch meine<br />

Augen auf und ziehe meine Beine zu mir. Ich bin in derselben Dunkelheit wie vorhin, die<br />

versucht, mich zu verschlingen. Ich habe Angst, einfach nur Angst, von der Dunkelheit<br />

zerdrückt zu werden. Ich merke, wie sich meine Rippen zusammenpressen und mein Herz<br />

immer schneller klopft und immer wieder auf Widerstand stößt. Ich mache mich ganz klein,<br />

so dass sich mein Körper auf einen kleinen Fleck zusammenzieht. Als ich das Gefühl habe,<br />

dem Tod näher zu sein als die Dunkelheit, die mich umgibt, presse ich meine Augen<br />

krampfhaft zu und sage dabei, dass ich weiter leben möchte, einfach nur weiter leben. Ich<br />

möchte mich an die Vergangenheit erinnern, an meine Vergangenheit, doch nichts fällt mir<br />

ein, gar nichts. Ich habe es aufgegeben, ich bin mir sicher, dass ich sterben muss. Der Tod<br />

holt mich ein. Auf einmal geht eine Tür auf, jemand steht da, ich kann nichts erkennen, denn<br />

meine Augen tun noch immer weh von dem krampfhaften Zusammenpressen. Ich höre eine<br />

liebliche Stimme, die etwas sagt, ich selber kann kaum was verstehen, weil ich so in<br />

Gedanken versunken gewesen bin. Ich denke mir, ich bin tot und die Engel wollen mich jetzt

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