Download PDF 'Alle Geschichten' - Deutsche Guggenheim
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Sie hatte ihren Vater im Stich gelassen. Emilia rannte fort und ließ Herrn Schmitt einfach<br />
allein und verlassen auf der Straße stehen, der dachte er hätte irgendetwas falsch gemacht.<br />
Frau Hoppenstätt rannte durch die Straßen und suchte noch einmal den ganzen Weg ab,<br />
den sie zurückgelegt hatten. Schließlich kam sie ins Restaurant, in dem der Koffer neben<br />
ihrem Stuhl stand. Sie riss ihn an sich und presste ihn fest an ihre Körper, dann schritt sie<br />
wortlos aus dem Lokal. Die Tränen rannen ihr über die Wangen. Die Lichter, gebrochen<br />
durch die Tränen, verschwammen vor ihren Augen. Als sie zu hause angekommen war, warf<br />
sie sich einfach aufs Bett und weinte. Sie weinte sich in den Schlaf. Als Emilia am nächsten<br />
morgen aufwachte, wartete schon eine Limousine vor der Tür, um sie abzuholen. Am Set<br />
traf sie natürlich Oscar, der, anstatt sie zu begrüßen nur verletzt auf den Boden sah. Emilia<br />
schämte sich. Doch wie sollte sie dem Mann sagen, weshalb sie weggerannt war. Das war<br />
doch peinlich. Außerdem, was hatte es für einen Zweck. Sie war doch sowieso lieber allein<br />
mit ihrem Koffer, ihrem Ein und Alles.<br />
Plötzlich wurde sie aus ihrer Trance geweckt, als ihr Name durch einen Lautsprecher<br />
gerufen wurde. Sie sollte nun vor die Kamera. Als sie fertig war, klatschte Oscar in die<br />
Hände und lächelte sie an. Er hatte ihr offenbar verziehen. Emilie nahm ihren Koffer und ging<br />
auf Herrn Schmitt zu, entschlossen, ihm zu sagen was geschehen war. Sie erzählte ihm, wie<br />
sehr sie ihren Koffer liebte, dass sie ihn auf keinen Fall verlieren durfte und dass sie Oscar<br />
dennoch gern hatte. Sehr gern sogar. Der Mann wurde rot. Sie küsste ihn auf die Wange,<br />
drehte sich um und ging mit klackernden Schuhen. Oscar musste erst einmal wieder zur<br />
Besinnung kommen. Dann rannte er ihr nach, hob sie hoch und drehte sich mit ihr um die<br />
eigene Achse. Sie lachten. Herr Schmitt lud sie noch einmal zum Essen ein und sagte, Emilia<br />
solle diesmal aber nicht wieder wegrennen. Sie gingen also wieder in dasselbe schicke<br />
Restaurant. Emilia behielt ihren Koffer dicht bei sich, sie gingen die in der Dunkelheit hell<br />
erleuchteten Straßen entlang und am Ende brachte Oscar sie nach hause. Und Emilia dachte<br />
sich ihr Leben sei perfekt, was es ja auch war.