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Name: Lisa Windmüller<br />

Alter: 13 Jahre<br />

Schule: Albrecht-Dürer-Oberschule<br />

Die Parkbank und das blutverschmierte Mädchen<br />

Normalerweise treffen meine Freunde und ich uns direkt nach der Schule in einem Park, an<br />

einer Bank. Doch heute war es anders. Gerade als ich den Park betrat und mich der Bank<br />

näherte, merkte ich, dass meine Freunde nicht da waren. Sonst warteten sie dort auf mich,<br />

doch stattdessen lag ein blutverschmiertes Mädchen auf der Bank. Sie rührte sich nicht. Ihr<br />

Gesicht war mit Wunden übersät. Blut tropfte auf die Bank. Vorsichtig berührte ich sie, doch<br />

nichts geschah. Panisch schaute ich um mich. Der Park war menschenleer. Prüfend<br />

betrachtete ich ihr Gesicht. Es war übel zugerichtet. Aus manchen Wunden quoll Eiter. Ein<br />

wenig angeekelt wandte ich mich von ihr ab. Ich bemerkte nicht, dass sie ihre Augen<br />

geöffnet hatte. Sie setzte sich auf. Ich erschrak. Als ich mich beruhigt hatte, fragte ich sie<br />

vorsichtig, wie sie heißt. Eine Weile blieb es still, doch dann sagte sie mit ängstlicher<br />

Stimme: „Vanessa.“<br />

Ich nahm mein Handy aus der Tasche und rief einen Krankenwagen. Kurze Zeit später sah<br />

man ihn um die Ecke biegen. Behutsam legten die Arzthelfer Vanessa auf die Trage und<br />

schoben sie in den Wagen. Ich setzte mich neben die Trage und wir fuhren los. Am<br />

Krankenhaus angekommen, brachten sie Vanessa auf die Intensivstation. Ich folgte ihnen<br />

und setzte mich in das Wartezimmer. Minuten vergingen. Ich lief den Flur ungeduldig auf<br />

und ab. Endlich öffnete sich die Tür der Intensivstation und ein Arzt kam raus. Er kam auf<br />

mich zu und sagte: „ Es ist nichts Ernstes festzustellen. Doch sie wird ein paar Tage bei uns<br />

bleiben müssen. Wenn du möchtest kannst du jetzt zu ihr.“ Ich bedankte mich, nahm mir<br />

einen Stuhl und setzte mich neben ihr Bett. Nach einer Weile fing sie nach und nach an, mir<br />

zu erzählen, was eigentlich geschehen war. „Meine Mutter ist vor zwei Jahren bei einem<br />

Autounfall ums Leben gekommen, und seitdem ist mein Vater total anders. Er trinkt ein Bier<br />

nach dem anderen und raucht wie ein Irrer. Und vor einem halben Jahr hat er dann auch<br />

noch seine Arbeit verloren. Er meint, das wäre alles nur meine Schuld und schlägt mich<br />

deswegen. Ich hielt es nicht mehr aus und bin abgehauen und jetzt…“ Stille plagte das<br />

Zimmer. Die Tür öffnete sich, und der Arzt kam mit einer jungen Frau herein. Er wandte sich<br />

Vanessa zu und sagte: „Dass hier ist deine Tante, Vanessa. Sie wird für die nächste Zeit auf<br />

dich aufpassen.“ Vanessa betrachtete sie misstrauisch.<br />

Einige Tage vergingen, und ich fuhr ins Krankenhaus um Vanessa zu besuchen. In der Hand<br />

hielt ich einen Blumenstrauß und Pralinen. Ich klopfte an die Tür. Fröhlich rief Vanessa: „Ja,

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