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Name: Max Reiner Haverkamp<br />

Alter: 12 Jahre<br />

Schule: Friedrich-Ebert-Oberschule<br />

So nicht!<br />

Die Musik dröhnte, und der Erdboden zitterte. Die alte Lagerhalle aus Glas war mit Schnee<br />

bedeckt. Es war schon spät und dunkel. Robin blies ein eisig kalter, schneidender Wind ins<br />

Gesicht. Er hatte Mühe, gegen ihn anzulaufen. Zum Glück war es bis zu seinem Restaurant<br />

nicht mehr weit. Er stellte sich vor, wie es war, als die Urmenschen noch lebten. Er hätte<br />

gerne ihr Gesicht gesehen, wenn sie solch laute Musik gehört hätten. Wären sie<br />

erschrocken gewesen, oder wären sie gar vor Schreck umgefallen? Er lachte leise vor sich<br />

hin und schaute dabei auf seine Füße, die im Schnee eigenartig quietschten. Erst ein<br />

unangenehmer Kopfstoß gegen die Laterne holte ihn aus seinen Träumen zurück.<br />

Als er endlich sein Restaurant erreicht hatte, freute er sich, dass es wie fast immer gut<br />

besucht war. Am liebsten hätte er es sich gemütlich gemacht und an seinem Lieblingskaffee<br />

geschlürft, doch er war gekommen um zu arbeiten. Da er wusste, dass das Geld nur vom<br />

Arbeiten kommen würde, ging er mit einem deutlich hörbaren Seufzer in die Küche. Es<br />

herrschte die gewohnte Hektik und Unordnung, so dass niemand bemerkte, dass er<br />

gekommen war. Das war ihm gerade recht, da er nicht gerne im Mittelpunkt stand. Langsam<br />

ging er die Wendeltreppe zum Kühlraum hinunter, in dem alle möglichen Lebensmittel<br />

standen. Immer wieder erfreute sich Robin an diesem Anblick, da seine größte Angst war,<br />

jemals Hunger leiden zu müssen. Da tat so ein prall gefüllter blitzblanker Kühlraum gut.<br />

Steak Tatar war sein Leibgericht und gleichzeitig die Spezialität des Hauses.<br />

Aber der Kühlraum hatte nicht immer so gute Zeiten erlebt. Erst vor wenigen Jahren war<br />

dort Jean, der damalige Eigentümer, verrückt geworden. „Aber meine Herren! Ich sage es<br />

ihnen doch: Ich bin nicht verrückt: In diesem Gebäude spukt es. In dem Kühlraum spukt es.<br />

Jede Nacht um zwei, wenn ich den letzten Rundgang mache, bevor ich nach Hause gehe,<br />

ist es, als ob jemand hinter mir herlaufen würde.“ Für einen kleinen Moment waren die<br />

Polizisten, die ihn auf dem Revier verhörten, in seine Geschichte vertieft gewesen. Ihnen<br />

war ein unangenehmes Kribbeln über den Rücken gelaufen. Aber dann schüttelten sie sich<br />

und kamen wieder zurück in die Realität: Die Polizisten hielten Jeans Geschichte nicht für<br />

glaubwürdig.<br />

Doch so unglaublich einem die Geschichte vorkommen mochte, sie stimmte! Der Kühlraum<br />

war unzufrieden. Er fühlte sich ungerecht behandelt. Nie hatte Jean den Kühlraum reinigen

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