Download PDF 'Alle Geschichten' - Deutsche Guggenheim
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Zehn Jahre vergingen seit diesem Vorfall. Trotz des Alters änderte sich nichts an Olofs<br />
Tagesablauf, was sich jedoch an diesem Morgen ändern sollte. Anfangs war es wie jeden<br />
Morgen. Olof stand auf, wusch sich, stapelte Holz und guckte fern.<br />
Er hatte sich gerade zum Mittagsschlaf gelegt, als jemand an die Tür klopfte. Er erschrak,<br />
zog sich was über, nahm seinen Gehstock und bewegte sich vorsichtig in Richtung Tür. In<br />
den zehn Jahren hatte sich sein Sehvermögen stark verschlechtert, aber in der Nähe gab es<br />
keinen Arzt oder Optiker. Er musste sich also damit abfinden, so schwer es ihm auch fiel.<br />
Als er die Tür öffnete, stand da ein junger Mann. Der Mann war um die 1,80m groß und trug<br />
zerlumpte Sachen. Er fragte Olof, ob er etwas zu Essen bekäme. Olof gab ihm mehr als nur<br />
Essen. Er bot ihm einen Schlafplatz an. Noch dazu könne der Mann, dessen Name Peter<br />
war, Olofs Bad benutzen. Olof war zwar nicht ganz wohl bei diesem Gedanken, Peter bei<br />
sich wohnen zu lassen. Aber dieser Mann tat ihm so leid, und wie verwahrlost er war.<br />
Vielleicht hatte er kein zu Hause, geschweige denn Familie.<br />
Peter zeigte sich sehr dankbar. Er stand früh auf, machte Frühstück und stapelte Holz, wozu<br />
Olof langsam nicht mehr in der Lage war. Es war nach dem Zusammenleben mit seiner Frau<br />
Olofs schönste Zeit in seinem Leben. Peter war wie der Sohn, den er nie hatte. Doch der<br />
Schein trog. Nach einiger Zeit zog sich Peter zurück. Zwar erledigte er noch seine Arbeit,<br />
aber er und Olof verbrachten nicht mehr viel Zeit zusammen. Sie sprachen auch nicht mehr<br />
viel miteinander. Irgendwann erschien Peter nicht mehr. Olof und Monster suchten ihn<br />
überall, denn nicht nur Peter war verschwunden. Olofs ganze Ersparnisse waren weg. Die<br />
Enttäuschung war groß. Für Olof war der Verlust des Geldes nur halb so schlimm. Für ihn<br />
war es schlimmer, dass er seit langem wieder einem Menschen vertraut hatte und<br />
reingelegt worden war.<br />
Eines Tages, als Peter schon längst vergessen war, machten Olof und Monster einen<br />
Waldspaziergang. Sie gingen eine Waldlichtung entlang. Plötzlich hörten sie eine Stimme.<br />
Sie gingen weiter, als sie plötzlich erschraken. Da stand Peter mit einer Pistole, welche auf<br />
sie gerichtet war. Er redete etwas wie: „Wo ist der Ausgang?“ Er schien den Ausweg aus<br />
dem Wald nicht zu finden. Sein Blick war voller Hass. Olof blieb stehen und nuschelte etwas<br />
Unverständliches zu Monster, der mit einem Satz auf Peter zusprang. Dann sprang auch<br />
Olof mit ganzer Kraft auf Peter zu. Plötzlich löste sich ein Schuss und Monster ging zu<br />
Boden. Sein Kopf war blutig. Kurz darauf sprang Peter auf, schoss auf Olof und rannte weg.<br />
Die Kugel traf Olofs rechte Brust und musste auf der anderen Seite raus geschossen sein.<br />
Ein glatter Durchschuss. Mit aller Kraft schleppte sich Olof zu seinem Haus. Dabei fragte er<br />
sich, woher Peter nur die Waffe hatte. Er bandagierte seine Brust und dann fing er an zu<br />
weinen.