Download PDF 'Alle Geschichten' - Deutsche Guggenheim
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schrieb, dass diese andere Aischa aus der 10. Klasse sei, und in der 10.Klasse (meiner<br />
Klasse) gab es nur eine Aischa, und zwar mich. Ich schrieb, dass ich das sei und wir<br />
schrieben uns jeden Tag. Auf einmal schrieb er, er wolle seine Freundin für mich verlassen,<br />
und dass er es ihr auf dem Schulball sagen wolle und fragte mich, ob ich mit ihm hingehen<br />
würde. Dieser Tag war der schönste Tag in meinem Leben. In zwei Tagen war der Ball, und<br />
Madeleine hatte versprochen, mich schön zu machen, mit Schminke, einer neuen Frisur und<br />
sie wollte mir auch ein Kleid von sich leihen. Also ging ich an dem besagten Abend hin und<br />
bekam noch einen Brief, in dem stand, dass ich es seiner Freundin sagen solle, und zwar vor<br />
versammelter Mannschaft.<br />
Das war mir egal, ich wollte nur mit ihm zusammen sein, und dafür hätte ich alles getan.<br />
Nach drei Stunden ging ich also auf sein Zeichen hin auf die Bühne und erzählte alles. Ab<br />
diesem Moment lief alles ganz anders als es geplant war. Es stellte sich heraus, das Joshua<br />
gar nichts von den Briefen und allem anderen wusste, und so wurde aus dem schön<br />
geplanten Abend die Hölle auf Erden für mich. Ich wurde komisch angeschaut, und plötzlich<br />
wurde ich zum Hauptgesprächsthema der ganzen Schule. Zwei Wochen lang hat niemand<br />
mit mir geredet. In diesen Wochen fragte ich mich, wie das hatte passieren können, und ich<br />
begriff, dass es nur Madeleine hatte sein können. Sie hatte ihm die Briefe überreicht und<br />
hatte sie, schlussfolgerte ich, selbst geschrieben und mich gerade an diesem Abend, wo alle<br />
dort sein würden, in eine Falle gelockt, in die ich voller Naivität hineingetappt war. Ich wollte<br />
das aufklären und fand raus dass sie diejenige war, die auch die Lügen erzählt hatte. Es<br />
konnte gar nicht anders sein, und so konnte es nicht weiter gehen! Ich erzählte allen die<br />
Wahrheit und konnte viele dazu bringen, mir zu glauben. Drei Monate später war es soweit.<br />
Ich hatte alles geklärt, und somit war sie auch wieder meine beste Freundin. An diesem Tag<br />
wollten wir Madeleine darauf ansprechen, warum sie das getan hatte. Bis zu diesem<br />
Augenblick wusste sie noch von nichts, weil wir weiterhin so taten als ob wir auf sie<br />
reinfallen würden. Wir versammelten uns alle auf dem Schulhof, und wir sagten ihr, dass<br />
alles keinen Sinn mehr habe und sie damit aufhören könne. Als sie das hörte, rannte sie weg<br />
und kam den ganzen Tag nicht wieder zur Schule. Am nächsten Tag brachte sie einen<br />
Kuchen mit und entschuldigte sich für alles, was sie getan hatte und als kleines Geschenk<br />
gab sie uns jedem ein Stück von ihrem Kuchen ab. In der Pause entschuldigte sie sich noch<br />
einmal bei mir und sagte, dass sie jetzt wisse, dass sie Mist gebaut habe und erkannt habe,<br />
dass Freundschaft das ist, was eigentlich zählt!<br />
Der letzte Monat verlief ganz friedlich, und es gab keine Spuren von Streit und Eifersucht<br />
mehr, und am Ende kann man sagen, dass man aus den Schwersten Konflikten am meisten<br />
lernt. Eine Woche, nachdem Madeleine wieder weg war, hat sie uns doch schon ein<br />
bisschen gefehlt. Ihr erstes Fernweh? Wo gibt es den schönsten Strand.