WerDer_Charly_1
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Was unsere Familien damals auch noch tief bewegte<br />
"Ein ganzes Dorf in Trauer", so lauteten Mitte Oktober 1944 verschiedene Meldungen in den Medien. Es war mit<br />
Sicherheit das grösste Schiffsunglück, welches sich je auf einem der Schweizer Seen ereignet hatte. Am<br />
12. Oktober 1944 ertranken am Haslihorn auf dem Vierwaldstättersee 20 Gäste einer Hochzeitsgesellschaft, welche<br />
fast ausschliesslich aus dem Entlebucher Dorf Escholzmatt kamen. Die Folge dieser Katastrophe: 14 Vollwaisen.<br />
Es war die Hochzeit des Escholzmatter Lehrers Gottfried Studer, der mit seiner Frau Pia Portmann und<br />
weiteren 33 Gästen aus dem engeren Kreis seiner Familie den Eintritt in die Ehe feierte. Kurz nach 20.30 Uhr<br />
steuerte der stark alkoholisierte Kapitän des Motorschiffs SCHWALBE sein Schiff in Richtung Luzern.<br />
Die letzten Fotos mit dem Brautpaar Gottfried und Pia Studer-Portmann auf der "Schwalbe"<br />
Auf der Höhe Haslihorn kollidierte der Kahn der Hochzeitsgesellschaft mit einem entgegenkommenden<br />
Lastenschiff. Die "Schwalbe" mit der fröhlichen Gästeschar aus Escholzmatt sank innert Minuten. Retten konnte sich<br />
der Bräutigam Gottfried Studer mit einer seiner Schwestern. Rosmarie Unternährer erinnert sich: "Meine Mutter<br />
konnte nicht schwimmen. Als sie im Wasser war, legte sie sich mit ausgestreckten Armen auf den Rücken." So<br />
konnte sie glücklicherweise in letzter Minute gerettet werden. Das die Aussage einer Zeitzeugin.<br />
Die Toten aus Escholzmatt, aufgebahrt in der Dorfkirche St. Jakob, vor der feierlichen Bestattung im Oktober 1944<br />
Dieses Unglück im Oktober 1944 stürzte eine ganze Dorfgemeinschaft, vor allem aber die Familie Studer, in<br />
tiefe Trauer. Nach der Aufbahrung der 20 ertrunkenen und der Totenehrung in der Pfarrkirche St. Jakob trug man<br />
unter grosser Anteilnahme der Luzerner Regierung und des Zuger Bundesrates Philipp Etter am 17. Oktober 1944<br />
die Toten zu Grabe.<br />
Immer wieder erzählte mir meine Mama Rosa, wie damals ihre eigene Mutter, die Rosa-Cécilia Studer, in die<br />
Schicksalsgemeinschaft der Studer-Familien aus Escholzmatt einbezogen wurde. Denn Rosa-Cécilia, ebenfalls eine<br />
geborene Studer, kam ursprünglich aus der vom Leid getroffenen Gemeinde, und sie war eine direkte Verwandte<br />
der Eltern des damaligen Hochzeiters Gottfried Studer. Der unglückliche Bräutigam machte sich sein ganzes Leben<br />
lang Vorwürfe, er kam mit den Folgen, welche der Schiffscrash an seiner Hochzeit ausgelöst hatte, nie klar, denn er<br />
verlor nicht nur seine geliebte Pia, es ertranken damals auch sein Vater und mit ihm weitere vier seiner Geschwister.<br />
Gottfried Studer kümmerte sich noch Jahre danach um die 14 Vollwaisen, welche das Schiffsunglück auf dem<br />
Vierwaldstättersee hinterliess.<br />
Die in meiner Chronik veröffentlichten Fotos der Katastrophe vom Oktober 1944 stellte mir Willy Portmann zur Verfügung.<br />
Der Vater der Braut Pia Portmann war ein Onkel zu Willys Vater, dem Franz Portmann.<br />
Somit kreuzt sich das Schicksal vom Schiffsunglück mit der Familie Portmann<br />
und der Familie meiner Mutter, der Studers.<br />
Recherchiert und beglaubigt am Montag, 8. Februar 2016, von Willy Portmann in Hünenberg.<br />
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