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WerDer_Charly_1

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Tante "Mamma" Karolina (Lina)<br />

Karolina (Lina) Wyss-Müller<br />

Und schliesslich Tante "Mamma" Karolina Müller, so ihr Name, wie er im offiziellen Familienbüchlein erscheint.<br />

Später wurde daraus unsere Tante Lina. Kaum aus der Schule, musste Lina als Kindermädchen und Nurse bei<br />

einer vornehmen Familie in Genf und Pruntrut Geld verdienen. In dieser Zeit lernte Lina nicht nur die französische<br />

Sprache. Die Gesellschaft und die Umgebung formten Lina zeitlebens zu einer äusserst feinfühligen, aber auch sehr<br />

toleranten, fast noblen Frau. Bei der Hochzeit ihrer Schwester Anna-Helena Müller 1905 in Cham lernte Lina den<br />

Steinhauser Maurus Wyss kennen, was wiederum zu einer weiteren Hochzeit führte. 1908 gebar Lina den ersten<br />

Sohn Maurus junior. Kurz vor Kriegsende kam Wilhelm als Sohn Nummer zwei zur Welt. Eigentlich hätte er Willy<br />

Wyss heissen sollen. Doch der Herr Pfarrer wollte den Kurznamen Willy nicht akzeptieren. Trotzdem war von einem<br />

Wilhelm Wyss später nie die Rede.<br />

Als Willy Wyss wurde er weit über die Kantonsgrenzen bekannt und ebenso beliebt. Darauf komme ich zu<br />

einem späteren Zeitpunkt ausführlich zu sprechen. Das etwas schmale Einkommen besserte Lina mit dem Besticken<br />

von Kissen etwas auf. Als dann der Erste Weltkrieg ausbrach, wurde auch Vater Maurus Wyss zum Dienst<br />

eingezogen. Damit folgte eine sehr schwierige Zeit für Mamma Lina. Wie sie diesen Lebensabschnitt überstanden<br />

hat, ist nicht so ganz erkennbar. Sicher ist nur, dass Maurus junior, Bub genannt, von Onkel Carl, der in Unterägeri<br />

das Restaurant Post führte, aufgenommen wurde. Zu Kriegsende trat dann auch noch Walter in die Familie ein.<br />

1925 musste Mamma Lina den Abschied vom inzwischen 17-jährigen Maurus junior verkraften. Sie schickte Maurus<br />

jede Woche einen handgeschriebenen Brief an seine neue Destination in den USA.<br />

Ein schwerer Schlag in Linas Leben war der Verlust ihres 17-jährigen Sohnes Walter. Ohne die Stütze ihrer<br />

Schwester Marie Müller wäre Lina in dieser Schicksalsphase mit Sicherheit vor seelischem Schmerz zerbrochen.<br />

Die Sonnenseite schickte Lina ein paar Hoffnungsstrahlen: die Besuche von Maurus nach heil überstandenem<br />

Kriegsdienst und ihre Reise nach Amerika. Später betrieb Tante Lina in Steinhausen ein eigenes kleines<br />

Lebensmittellädeli, das sich mitten im Dorf im Parterre eines Hauses befand. Mit unregelmässigen Öffnungszeiten<br />

versorgte Lina die Steinhauser mit Nahrungsmitteln. Angeliefert wurden die Fressalien hauptsächlich von ihrer<br />

Schwester Anna-Helena aus Cham, was anlässlich einer Zusammenkunft des schwarzen Kabinetts beschlossen<br />

worden war. Wo einst das Haus mit dem Laden von Lina Wyss-Müller stand, ist nach dessen Abriss der<br />

Liegenschaft 2014 ein kleiner Park mit Sitzbank entstanden.<br />

Onkel Jan Müller, der in Amerika lebte, hatte anfangs in einer Fabrik eine für damalige Zeiten gehobene Anstellung.<br />

Jans Ehefrau Marie stammte aus dem Kanton Bern. Jan Müller tauchte nur einmal in Steinhausen auf. Das war beim<br />

Tod von Lina Wyss, Mutter von Maurus junior. Onkel Jan erkannte die hohe Intelligenz von Maurus junior. Darum lud<br />

er ihn nach Amerika ein. Jan war überzeugt, dass Maurus im Gelobten Land, den USA, bessere Bildungs- und<br />

Aufstiegsmöglichkeiten haben würde. Heute wissen wir alle, dass Onkel Jan recht hatte. An dieser Stelle sei ihm<br />

nachträglich dafür gedankt.<br />

1931 wurde die SWISSAIR gegründet. Diese Tatsache nahm man in den Kreisen der Werder-Müllers mit grossem<br />

Interesse zur Kenntnis. Die Familie pflegte schon immer internationale Beziehungen. Unter anderem darum, weil<br />

Maurus Wyss in die Vereinigten Staaten von Amerika auswanderte und damit Onkel Jan Müller folgte.<br />

Zum damaligen Zeitgeschehen:<br />

1882 begann der Architekt Antonio Gaudì mit seinem Lebenswerk,<br />

dem Bau der Basilika Sagrada Familia in Barcelona. Seine Zielsetzung:<br />

dieses gigantische Bauwerk nach 144 Jahren Bauzeit, also 2026, fertiggestellt zu haben.<br />

Der aktuelle Projektleiter Jordi Faulì, heute 56-jährig, ist seit 2012 im Amt und ist bereits der neunte Architekt<br />

30 I Lebenswerk Wer ? der <strong>Charly</strong>

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