WerDer_Charly_1
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Die erste heilige Kommunion erteilte uns Hochwürden Pfarrer Josef<br />
Muff am 13. April 1958 in der Kirche St. Jakob zu Cham<br />
Im Bild, fotografiert von Frau Blatter, in Reihe drei von unten links als Vierter, zwischen Philip Luthiger und Urs (Samy)<br />
Fischer, wäre ich, eingekleidet vom Modehaus Widmer, Cham, zu finden. Gross in Mode der Jungs von damals waren die<br />
Knickerbockerhosen. Unser Pfarrer Franz-Josef Muff war zu der Zeit mit seinem blauen VW-Käfer ZG 1551 unterwegs.<br />
An diesem Weissen Sonntag, so nannte man damals den Tag der ersten heiligen Kommunion, bei mir war es der<br />
13. April 1958, besammelten wir uns im Schulhaus Kirchbühl, Cham. Knaben und Mädchen strikte getrennt. Dafür<br />
war die ehrwürdige Schwester Maria-Patrizia besorgt, denn so hatte es die Kirchenobrigkeit von ihr verlangt. Nach<br />
Anweisung von Lehrer Jakob Müller folgte die Aufstellung des Festzuges mit anschliessendem Abmarsch der<br />
formierten Prozession zur Hünenbergerstrasse, zum Raben- über den Kirchenplatz in die Pfarrkirche St. Jakob.<br />
Begleitet vom eindrucksvollen Klang der sieben Glocken und von der uniformierten Musikgesellschaft Cham unter<br />
der Direktion von Hans Schwerzmann schritten wir in Begleitung von Pfarrer Franz-Josef Muff mit ernster Miene den<br />
Weg zum Empfang dieses heiligen Sakramentes im Weihrauchnebel dem Hochaltar entgegen.<br />
Nach den fast zweistündigen Feierlichkeiten in der von der Firma Schoch mit schönen Blumen geschmückten<br />
Kirche gab es ein entsprechendes Festessen im Kreise meiner Familie, das wir im "Hirschen" aus der Küche von<br />
Frau Iten zu uns nahmen. Im Anschluss mussten wir erneut in einer geschlossenen Formation nach Hünenberg<br />
laufen, um dort erneut zu beten.<br />
Es war eine intensive Zeit damals zum Thema Religion, mussten wir doch wöchentlich nebst dem<br />
Religionsunterricht und der Christenlehre mehrmals die heilige Messe besuchen: jeden Dienstag- und<br />
Freitagmorgen um 7 Uhr und an den Sonntagen um 9.45 Uhr. Das war für mich und ein paar Kollegen etwas zu viel.<br />
Wir beschlossen, statt in die Kirche zum nahe gelegenen Bahnhof zu gehen, um dort die Zeit etwas<br />
spannender zu gestalten. Auf dieselbe Idee kam auch mein Vater. Er gönnte sich im Restaurant Bahnhof mit Josef<br />
Bisang und Ernst Rast sowie weiteren Vätern von Schulkameraden einen kräftigen Kaffee. Unsere lieben Väter<br />
waren sehr erstaunt, als ich an einem schönen Sonntagmorgen mit meinen Freunden die mit Rauch benebelte<br />
Bahnhof-Beiz betrat.<br />
Gemeinsam entschied ich auf Rat meines Vaters Karl des Zweiten, dass dieses nicht geplante Treffen zwischen<br />
Vater und Sohn unser beider Geheimnis bleiben soll. Nachdem wir zu Hause angekommen waren, servierte uns<br />
Mutter Rosa ein feines Mittagessen. Beiläufig fragte sie mich, wer denn in der Kirche gepredigt hätte. Rasch<br />
entschlossen antwortete ich: "Hochwürden Kaplan Langenegger!"<br />
Vater schaute mich an und bestätigte meine Antwort: "Ja, ja, der Langenegger, er redete wieder mal viel zu<br />
lange von seiner Kanzel." - "So, so, der Schlossherr Langenegger", wiederholte meine Mutter mit ernstem Tonfall.<br />
"Herr Langenegger ist seit zwei Wochen im Urlaub", meinte Mutter Rosa, und sie schimpfte mit uns so laut, dass die<br />
Nachbarmädchen der Familie Schneiter von nebenan den ganzen Schwindel mitbekamen. Schon bald machte die<br />
Geschichte die Runde im Dorf, und in der Schule wurden wir von den Lehrern getadelt.<br />
Fazit dieser Notlüge von Vater und Sohn:<br />
Nach diesem Schwindelakt, welcher sich auch in der Schule wie ein Lauffeuer verbreitete, trafen sich wöchentlich immer<br />
mehr Jugendliche im "Bahnhöfli" statt in der Kirche. Ich zählte natürlich auch zu dieser verrufenen Gruppe,<br />
welche laut den Dorfbewohnern dem Teufel ab den Karren geflogen sei!<br />
92 I Lebenswerk Wer ? der <strong>Charly</strong>