WerDer_Charly_1
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Ein Wehrmachtsford, ein Kipper aus dem Jahr 1942, erweiterte die<br />
Werder-Lastwagenflotte<br />
1942 kaufte mein Grossvater Karl Werder-Müller einen grösseren Lastwagen. Dabei handelte es sich um ein<br />
ganz spezielles Modell, einen Ford Wehrmacht LKW, G 995 der Deutschen Armee. Der Brückenlaster, ausgerüstet<br />
mit einem 3,9-Liter-Benzinmotor, 8 Zylindern und V8 mit Seitenventilen, verfügte über 95 PS. Wie und zu welchem<br />
Preis mein Grossvater das geschichtsträchtige Vehikel erworben hatte, ist leider unbekannt. Tatsache hingegen war,<br />
dass mein Vater Karl der Zweite bis zur Firmensplittung im Januar 1955 mit diesem Wehrmachtsford die offizielle<br />
Post- und Bahncamionage in Cham und Umgebung bediente. Doch eines Tages, man schreibt das Jahr 1944,<br />
wurde der Ford mit dem Merkmal der getrennten Frontscheibe von den Behörden als Einsatzfahrzeug in<br />
Militärbereitschaft zu Gunsten unserer eigenen Armee sichergestellt. Anstelle des LKWs überbrachten die<br />
Verantwortlichen Schreibtischtäter der Gemeinde Cham ein Pferd mit Wagen an die Haustür meines Vaters. Damit<br />
sollte also Papa, der keine Ahnung vom Umgang mit Pferdefuhrwerken hatte, die Post- und Bahncamionage<br />
bewältigen. Nach ein paar missglückten Versuchen brach Karl die Übung eigenmächtig ab.<br />
Ausweis zur Übernahme und zur Weiterführung der Post- und<br />
Bahncamionage als Vertreter von Karl dem Ersten<br />
Man beachte den Eintrag "Elektromobile": Vater war einer der<br />
Ersten, der nebst der Papierfabrik ein E-Mobil besass<br />
Indessen stand der Wehrmachtslaster nutzlos auf dem Gemeindehausplatz, angeblich für einen möglichen<br />
Mobilmachungseinsatz. Vater erkannte die Gelegenheit und handelte mit seinem klaren Menschenverstand.<br />
Er tauschte in der Nacht das Pferdefuhrwerk mit dem ihm gehörenden Laster aus. Mit anderen Worten, er<br />
klaute mit seinem Zweitschlüssel sein eigenes Fahrzeug zurück. Es dauerte nur wenige Stunden, bis die<br />
Heerespolizei an der KS-7 in Cham erschien. Vater Karl wurde auf der Stelle verhaftet und mitgenommen, er<br />
landete für eine Woche in der sogenannten Kiste im Spritzenhaus am Rigiplatz. Am Rande sei vermerkt, dass der<br />
Wehrmachtsford am Tage seiner Auslieferung im Jahr 1942 damals an Grossvaters Unternehmen Karl Werder-<br />
Müller & Söhne von Fotograf Marfurt aus Cham abgelichtet wurde.<br />
Die Aufnahme oben entstand auf dem damaligen Parkplatz bei der Friedhofmauer an der Seestrasse,<br />
direkt neben der ehemaligen Kaffeerösterei von Fritz Wolf. Im Hintergrund noch knapp sichtbar das ehemalige Ritterhaus.<br />
48 I Lebenswerk Wer ? der <strong>Charly</strong>