antriebstechnik 3/2018
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Redakteurin Marie-Kristin Krueger<br />
im Gespräch mit Ullrich Gäbel<br />
chen. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf<br />
dem eigens entwickelten Baukastensystem<br />
aus rastmomentfreien Servomotoren und<br />
pulsationsfreien Lagereinheiten. Diese bieten<br />
dem Anwender hochgenaue Antriebssysteme<br />
– bis in den Nanometer-Bereich. Die<br />
Lösungen kommen u. a. in der Messtechnik,<br />
für Werkzeugmaschinen wie Dreh- und Fräseinheiten,<br />
zur 3D-Hartbearbeitung sowie in<br />
der Lasertechnik zum Einsatz. Die Antriebe<br />
sind gefettet und werden ausschließlich in<br />
staubfreier Umgebung montiert. Das Angebot<br />
umfasst verschiedene Leistungsgrößen<br />
und kann in allen Varianten applikationsspezifisch<br />
angepasst werden.<br />
Ferner entwickelt das Unternehmen<br />
Werkzeugspindeln zur Bearbeitung von<br />
Kunststoffen und NE-Metallen. Die Spindeln<br />
erreichen Drehzahlen von 6 000 bis<br />
mehr als 60 000 min -1 , wobei die Drehzahlregelung<br />
durch Frequenzwandler<br />
stattfindet.<br />
03<br />
Das Herzstück des Herstellers: Die Axial-Radial-Zylinderrollenlager<br />
aus der Produktfamilie<br />
Inprefmotion, die bis in die Genauigkeitsklassen<br />
von aerostatischen und hydrostatischen<br />
Lagerungen reichen. Diese vereinen<br />
höchste Präzision gepaart mit der Robustheit<br />
von Rollenlagern. Durch die Schwingungsfreiheit<br />
und Dämpfung von Lagerung und Antrieb<br />
werden bei der Hartbearbeitung höhere<br />
Oberflächengüten und verbesserte Werkzeugstandzeiten<br />
erreicht. „Insbesondere die<br />
Axial-Radial-Lagereinheiten sind das Herz<br />
unserer Antriebslösungen. Sie erreichen eine<br />
bis zu fünffach höhere Kippsteifigkeit gegenüber<br />
Standardlagern, verfügen über nahezu<br />
verschleißfreie Zylinderrollen. Neben dem<br />
Synchronmotor können auch die Lagerungen<br />
wassergekühlt ausgeführt werden“, sagt<br />
Dietmar Rupprecht, Geschäftsführer Vertrieb/<br />
Produktmanagement bei Schüssler Technik.<br />
Präzision in neuer Dimension<br />
Des Weiteren gelang dem Unternehmen vor<br />
einigen Jahren eine Neuentwicklung, die es<br />
in sich hat: Die Kombination aus einem<br />
Hochgenauigkeitslager und einem pulsations<br />
armen Synchronmotor – ein präzises<br />
Antriebssystem, das eigens für die Schleiftechnik<br />
entwickelt wurde. Hier wird ein Zylinderrollenlager<br />
aus eigener Fertigung mit<br />
einem Synchron-Direktantrieb kombiniert.<br />
Das Ergebnis: Eingebaut in den Werkstückspindelstock<br />
einer CNC-Schleifmaschine erreicht<br />
diese Rundlauf- bzw. Planlaufgenauigkeiten<br />
von 50 bis 100 nm. Selbst Kreis- und<br />
Zylinderabweichungen von nur 0,1 µm werden<br />
prozessstabil realisiert – ein Novum in<br />
der Schleiftechnik.<br />
Darüber hinaus weisen die Schüssler-Zylinderrollen<br />
einen höheren Traganteil auf:<br />
Die Integration der bestehenden Rollenlaufflächen<br />
von Welle und Lagerscheibe<br />
(Gehäuse) ohne Fügestellen erhöht die Gesamtsteifigkeit<br />
gegenüber Einzellagern um<br />
den Faktor 5 im Vergleich zu Standard-Einbaurollenlagern<br />
gleicher Größe bzw. reduziert<br />
den benötigten Bauraum um den Faktor<br />
3. Diese integrierte Kompaktlagerung<br />
schafft die Voraussetzung für die Konstruktion<br />
von Direktantrieben mit Rundlaufbzw.<br />
Planlaufgenauigkeiten von 50 bis<br />
100 nm (0,05 bis 0,1 µm) am Abtrieb des<br />
Gesamtsystems. Als Motor kommt ein wassergekühlter,<br />
pulsationsarmer Synchronmotor<br />
mit 21 Polpaaren zum Einsatz, den<br />
Schüssler Technik ebenfalls speziell für<br />
Metrologie- und Werkzeugmaschinenantriebe<br />
entwickelt hat.<br />
Der Komplettantrieb mit Motor zeichnet<br />
sich u. a. dadurch aus, dass die Lagerung<br />
selbst bei maximalen Schleifkräften radial<br />
nicht beeinflusst wird. Diese Genauigkeit erlaubt<br />
es, auch gehärtete Bauteile fliegend auf<br />
der Spindelnase zu schleifen. Aufgrund der<br />
Steifigkeit können dabei CBN- und Diamantschleifscheiben<br />
eingesetzt werden. Durch<br />
die Wasserkühlung des Lagers wird die Prozesswärme<br />
des Schleifteils abgeführt und die<br />
Genauigkeit über die Serienlaufzeit gehalten.<br />
Darüber hinaus ermöglicht die Kombination<br />
aus pulsationsfreiem Antrieb und<br />
höchstgenauer Lagerung mit guten Dämpfungseigenschaften<br />
die Vermessung von<br />
Form- und Lageabweichungen des Schleifteils<br />
d irekt in der Maschine. Die Gleichlaufgüte<br />
des Werkstückspindelstocks kann durch<br />
den Einsatz eines Messsystems mit 63 000 Inkrementen<br />
und einer entsprechend hohen<br />
Interpolation weiter optimiert werden.<br />
„Das ist für mich die Technik der Zukunft –<br />
gerade eben diese Kombination: Bearbeiten<br />
und Messen aus einer Hand, mit nur einer<br />
Maschine“, so Rupprecht. Mit dieser Nano-<br />
Lagerung ist Schüssler Technik ein Fortschritt<br />
gelungen, der nied rige Toleranzen bei<br />
einer hochpräzisen Schleifbearbeitung ermöglicht.<br />
Und auch Gäbel blickt optimistisch<br />
in die Zukunft: „Dass man mit nur<br />
einem Antrieb eine Komponente bearbeiten<br />
und gleichzeitig vermessen kann, bedeutet<br />
für mich, dass wir uns dem Zielbereich der<br />
digitalen Fertigung, insbesondere dem<br />
Thema Industrie 4.0 nähern. Das ist für mich<br />
das Besondere daran.“<br />
Das Unternehmen entwickelt und fertigt<br />
bereits seit 2012 hochpräzise Antriebe für<br />
Werkzeugmaschinen und Linsenschleifmaschinen<br />
– zunächst für den eigenen Bedarf<br />
der Schleiftechnik. Inzwischen stehen<br />
die Direktantriebe auch externen Kunden<br />
zur Verfügung. Zu den Hauptabnehmern<br />
gehören die Hersteller von Schleifmaschinen,<br />
die extrem präzise und zugleich steife<br />
Antriebssysteme benötigen, sowie anspruchsvolle<br />
Anwender, die ihre Schleifmaschinen<br />
entsprechend umrüsten.<br />
Fotos: Redaktion <strong>antriebstechnik</strong> und<br />
Schüssler Technik<br />
www.schuessler-technik.de<br />
<strong>antriebstechnik</strong> 3/<strong>2018</strong> 21