antriebstechnik 3/2018
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NACHGEFRAGT I PREDICTIVE MAINTENANCE<br />
Wie viel Sensorik braucht eigentlich<br />
die Antriebstechnik?<br />
„Nur so viel wie nötig“<br />
Die Daten aus den Sensoren, Umrichtern und Steuerungen erlauben es heute, eine zuverlässige<br />
Aussage über den Zustand der Motoren und Getriebe zu treffen. Hier ist es wichtig, aus<br />
den Daten Informationen zu generieren. Es ist in der Regel notwendig, zu den bereits installierten<br />
Sensoren und Steuerungen noch weitere Sensoren zu montieren, da selten Schwingungssensoren<br />
an den Antrieben verbaut sind. Nur in der Kombination ist es möglich, nicht nur einen<br />
Trend zu berechnen, sondern gezielt eine Prognose zu erstellen. Die Anzahl der Sensoren sollte<br />
immer so ausgelegt werden, dass man nicht so viel wie möglich, sondern so viel wie nötig<br />
montiert. Das Ziel ist, die Algorithmen so zu entwickeln, dass sie möglichst universell einsetzbar<br />
sind. Das ist ein hohes Ziel, da es für die Prognose, um den Ausfallzeitpunkt im Sinne von<br />
Predictive Maintenance zu ermitteln, viele Einflüsse gibt, die bei jeder Applikation betrachtet<br />
werden müssen. Hier zeigt sich, dass der Big-Data-Ansatz nicht zum Ziel führt. Gezielte kleine<br />
Lösungen helfen, die Problemstellung zu erkennen und sichere Vorhersagen zu treffen. Das bedeutet: Wer heute schon<br />
Condition Monitoring an der Antriebstechnik realisiert hat, ist bereit für den Schritt zu Predictive Maintenance.<br />
Christoph Schneider, Produktmanager, ifm Datalink GmbH<br />
„Ohne Sensorik geht es nicht“<br />
Die moderne Antriebstechnik kommt ohne Sensorik längst nicht mehr aus. Lebensdauerberechnungen,<br />
basierend auf verschiedenen Führungsgrößen wie Drehzahl oder Schwingungen bei Wälzlagern, sind<br />
unerlässlich geworden, um vorausschauend zu warten und somit deren Effizienzgrad zu erhöhen. Berührungs lose<br />
Sensoren nehmen diesen Trend auf und beeinflussen im Gegensatz zu herkömmlicher Sensorik die genannten<br />
Führungsgrößen nicht. Die Ergebnisse werden präziser. Mehr noch, mittlerweile ist man nicht mehr zwingend<br />
auf die Kenntnisse über eine Auswertung der Sensordaten angewiesen. Ergebnisse werden nach der Aufbereitung<br />
im Klartext z. B. mithilfe einer Cloud abrufbar gemacht. Das ist Predictive Maintenance mit Industrie 4.0.<br />
Christian Voß, Leiter Produktmanagement Linear-/Drehwegsensoren, Hans Turck GmbH & Co. KG<br />
„Rückwirkungen ableiten“<br />
In der elektrischen Antriebstechnik benötigt man zur Überwachung vor allem Messdaten aus<br />
dem Bewegungsverhalten des Antriebs. Daneben stellt insbesondere das Lastverhalten und<br />
damit der Stromverlauf im Antrieb ein wertvolles Signal dar. Aus der Kombination lassen sich viele<br />
Rückwirkungen aus der Mechanik ableiten. Diese Signale liegen in modernen Umrichtern bereits<br />
als interne Signale vor und können direkt für Diagnoseaufgaben verwendet werden. Die Herausforderung<br />
besteht darin, sie mit ausreichend hoher Abtastrate strukturiert und mit physikalischen<br />
Bedeutungen hinterlegt aus den Umrichtern auszulesen und insbesondere in Maschinen mit<br />
mehreren Antrieben den zeitlichen Zusammenhang dieser Signale sicherzustellen. Bei Antrieben<br />
mit hochuntersetzenden Getrieben dringen höherfrequente Störungen hingegen nicht bis zum<br />
Antrieb selbst durch, sondern werden durch die Mechanik gefiltert. Weiterhin können auch<br />
Störungen in Querrichtung zu angetriebenen Achsen auftreten oder Temperaturen Auswirkungen<br />
haben. Dann liefern abtriebsseitige Wegsensoren, Beschleunigungssensoren oder Temperatursensoren wertvolle Informationen.<br />
Für eine sinnvolle Auswertung dieser Signale ist die Datenfusion elementare Notwendigkeit. Für Ursache-Wirkung-<br />
Analysen müssen zudem die physikalischen Abhängigkeiten der Signale bekannt sein.<br />
Prof. Dr.-Ing. Martin Ruskowski, Inhaber Lehrstuhl für Werkzeugmaschinen und Steuerungen, TU Kaiserslautern<br />
<strong>antriebstechnik</strong> 3/<strong>2018</strong> 39