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Katalog-Fries_Galerie_Fach

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Kopien und frühe Arbeiten<br />

Die Schulung eines angehenden Landschaftsmalers im frühen 19. Jahrhundert erfolgte vor allem<br />

durch das Studium von Werken anderer, vielfach älterer Künstler zumeist des 17. Jahrhunderts<br />

in Form der Druckgrafik, aber auch – wie die Forschung in den letzten Jahren immer wieder<br />

feststellen konnte – durch den gegenseitigen Austausch der jungen Künstler untereinander bis<br />

hin zur Kopie nach Arbeiten des Kollegen. So schreibt auch Sigrid Wechssler in der Werkmonographie<br />

„Ernst <strong>Fries</strong> (1801 – 1833)“: „Die Entwicklung vom Zeichnen nach Vorlagen zu<br />

selbstständigen Arbeiten vollzieht sich [bei <strong>Fries</strong>] in den Jahren 1818 – 1823.“ 3 Eine der ersten<br />

frühen Kopien von <strong>Fries</strong> nach einer Vorlage aus dem Jahr 1816 gilt „Österreichische[n] Kohlbauern“,<br />

eine Radierung von Johann Adam Klein (1792 – 1875) (WV 9) 4 . Weiterhin weiß man<br />

von einer Kopie, nämlich der Federlithografie von 1820/21 nach Joseph Anton Kochs (1768 –<br />

1839) Motiv der „Via Mala“ (Gemälde heute in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe) 5 , die <strong>Fries</strong><br />

wohl nach einer Zeichnung schuf 6 . <strong>Fries</strong> ging bei seiner Grafik offenbar davon aus, dass das<br />

Motiv von George Augustus Wallis (1761 – 1847) 7 und nicht von Joseph Anton Koch erfunden<br />

wurde. Denn es fragt sich, wie <strong>Fries</strong> in der Beschriftung der Federlithographie darauf verweisen<br />

konnte, dass die Bildfindung von [George Augustus] W[allis] und nicht von Koch stammt, der<br />

das Gemälde 1804 gemalt hat? Es gibt mehrere Zeichnungen nach diesem Gemälde 8 , und so ist<br />

es durchaus denkbar, dass <strong>Fries</strong> eine Zeichnung von Wallis nach dem Gemälde „Via Mala“ von<br />

Koch in seinem Elternhaus sah, ohne zu wissen, dass Wallis sie möglicherweise schon in Rom<br />

nach Kochs Bild geschaffen hat. Als sich Wallis während der Seeblockade Englands von 1812<br />

bis 1816 in Heidelberg aufhielt, hatte er – wie oft betont – engen Kontakt zu den Schülern von<br />

Friedrich Rottmann, auch erwarb der Vater von Ernst <strong>Fries</strong> mehrere Gemälde von Wallis für<br />

seine umfangreiche Kunstsammlung.<br />

Weiterhin hat <strong>Fries</strong> nach Grafikvorlagen von Johann Christian Reinhart (1761 – 1847) Zeichnungen<br />

angefertigt, – so 1817 ein „Waldstück mit Flöte spielendem Pan“ (WV 15) 9 oder „Bei Subiaco“<br />

(WV 16), ebenfalls von 1817 10 , worauf auch Matthias Lehmann in seiner Publikation zur<br />

Nachlassakte Ernst <strong>Fries</strong> 2013 aufmerksam machte 11 .<br />

Joseph Anton Kochs Radierungsfolge von 1810 mit dem Titel „Römische Ansichten“, die 20 Motive<br />

umfasste 12 , lieferte <strong>Fries</strong> um 1819 die Grafikvorlage für seine Zeichnung „Rocca di Mezzo bei<br />

Civitella“, die sich nun in dem vorliegenden Konvolut an Zeichnungen aus dem Nachlass gefunden<br />

hat (5) und mit Rocca di Mezzo, vicino a Civitella mit Blick auf die Monti Ruffi. In der Ferne<br />

das Bergdorf Rocca Canterano betitelt wird. Auch hier hat <strong>Fries</strong> das Querformat gedreht (siehe<br />

Nr. 6) und in der oberen und unteren Hälfte unterschiedliche Zeichnungen ausgeführt: Oben vage<br />

Studien in Bleistift von Landschaften übereinander, unten die Kopie nach Kochs Radierung. Auf<br />

dieser Blatthälfte dominiert – wie auf Kochs Blatt 6 der Folge – im Hintergrund der Doppelgipfel<br />

der Monti Ruffi, zumeist auch wegen ihrer Form Mammellen genannt, im Mittelgrund beleben<br />

Bäume und Büsche ein von links abfallendes Gelände, und im sonnenbeschienenen Vordergrund<br />

nähert sich (bei Koch) rechts eine Familie – sie mit Kind auf einem Reittier -, während links ein<br />

Jäger mit Flinte und Hund zu sehen ist. Je ein Laubbaum rahmt seitlich die Darstellung. Bis auf<br />

die menschliche Staffage im Vordergrund, die er weglässt, folgt <strong>Fries</strong> der Koch-Vorlage in fast allen<br />

Details. Lediglich rechtsseitig belässt er die Partie, wo die Familie mit Reittier und das dichte<br />

Gebüsch am Fuße des Baumes zu erwarten wäre, frei von kleinteiliger Zeichnung oder Lavierung.<br />

Mit großer Leichtigkeit übersetzt <strong>Fries</strong> die harte Strichführung der Radierung in die relativ großflächige<br />

Graulavierung, wobei es ihm in erster Linie wohl um die Verteilung von Licht- und Schattenpartien<br />

ging. Es ist denkbar, dass die Bäume auf der Rückseite des Blattes als Studien für die<br />

rahmenden Bäume auf der Vorderseite gedacht waren.<br />

Wie M. Lehmann anhand der Nachlassakte von <strong>Fries</strong> im Badischen Generallandesarchiv feststellen<br />

konnte, hat <strong>Fries</strong> mehr als sechs Kopien nach Zeichnungen von Heinrich Reinhold (1788 – 1825)<br />

angefertigt. 13 „Reinhold arbeitete vorzugsweise in der Serpentara, nördlich oberhalb von Olevano.<br />

Die zahlreichen Zeichnungen und Ölstudien dieser Landschaft – aber auch die Aussichten von<br />

dort auf die umliegende Landschaft – begründen mit Recht seinen Ruhm, neben dem Kochs, als<br />

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