16.01.2019 Aufrufe

Society 365 / 2014

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

DIVERSITÄT<br />

INTERVIEW<br />

Eintracht<br />

An welches Erlebnis Ihrer Wüstenaufenthalte<br />

denken Sie besonders oft und gerne zurück?<br />

Besonders bleibend ist ein frühes Erlebnis für<br />

mich: Ich war in Algerien bergsteigen und bin Nomaden<br />

- um genau zu sein einer Tuareg-Familie<br />

- begegnet. Sie haben mir sofort Tee gemacht und<br />

Essen angeboten. Dazu kam das Erlebnis, dass<br />

die Sprache als Kommunikationsmittel vollkommen<br />

ausgeschieden ist, und trotzdem war ein<br />

gegenseitiges Verständnis da. Das Zusammensitzen,<br />

einander Anschauen und so Empfindungen<br />

austauschen, das habe ich mitgenommen. Dieses<br />

Nonverbale. Außerdem höre ich sehr gerne Sprachen,<br />

die ich nicht verstehe. Manchmal reicht es,<br />

ganz einfach die Melodie wahrzunehmen.<br />

Wie geht es Ihnen damit, nach einem<br />

längeren Wüstenaufenthalt wieder in Österreich<br />

zu sein?<br />

Das ist nicht schwierig für mich. Wo ich bin, da<br />

bin ich. Alles andere wäre viel zu anstrengend. Vielleicht<br />

stumpft man mit der Zeit auch ab. Ich will<br />

INFO<br />

Karl Lueger –<br />

Nomade auf Zeit<br />

Ring 111, 8230 Hartberg<br />

Tel.: +43-(0)676-9387067<br />

nomadeaufzeit@htb.at<br />

www.nomadeaufzeit.at<br />

CURRICULUM<br />

VITAE<br />

Karl Lueger wurde am 29.<br />

Februar 1956 in Wenigzell<br />

geboren. Heute bietet er<br />

Trekkings mit Eseln und<br />

Kamelen an. Das war nicht<br />

immer so: Bis vor fünfzehn<br />

Jahren wechselte er alle<br />

sieben Jahre aktiv seinen<br />

Beruf, um Neues zu<br />

erfahren. Bis zur Meisterprüfung<br />

als Gärtner war<br />

er in einem Betrieb und<br />

anschließend sieben Jahre<br />

in einer Baumschule tätig.<br />

Danach entschied er sich für<br />

eine Sondererzieher- und<br />

Erlebnispädagogik-Ausbildung<br />

und machte weitere<br />

sieben Jahre Projekte mit<br />

Jugendlichen. Später fing<br />

er an, in den Sommermonaten<br />

Gärtner zu sein und im<br />

Winter Reisen beziehungsweise<br />

Trekkings zu machen<br />

und diese auch beruflich zu<br />

realisieren. Diese Situation<br />

hält seither an und zwar<br />

ganz ohne Bedürfnis nach<br />

Veränderung.<br />

jedenfalls meine Geschichte beim Ankommen nicht<br />

weiterzelebrieren, denn bis ich dann wieder anfange<br />

richtig zu ticken, bin ich unter Umständen schon<br />

wieder weg. Insofern kann ich einem Umstieg nicht<br />

so viel Raum und Aufmerksamkeit geben.<br />

Sie reisen nicht nur privat sondern bieten<br />

auch Einzelpersonen die Möglichkeit, bei einem<br />

Trekking dabei zu sein. Welche Erfahrungen<br />

haben Sie bezüglich Gruppenkonstellationen<br />

machen können?<br />

Generell ist jede und jeder eingeladen. Mir ist<br />

wichtig, dass alle Menschen mitkommen können.<br />

Deshalb setze ich kein Alterslimit. Die älteste,<br />

die bisher auf einem längeren Trekking mit dabei<br />

war, war zum damaligen Zeitpunkt 83 Jahre<br />

alt. Und da gab es keinerlei Schwierigkeiten. Die<br />

Menschen kennen sich selbst ohnehin und können<br />

sich ganz gut einschätzen. Ältere Leute sind<br />

da eigentlich ohnehin sehr vorsichtig und deshalb<br />

bin ich der Meinung: wer sich etwas zutraut,<br />

dem kann man es auch zutrauen. Ansonsten reise<br />

ich am liebsten mit Gruppen, die aus Menschen<br />

unterschiedlichen Alters, Herkunft und Beruf bestehen.<br />

Was für mich weniger spannend ist, sind<br />

homogene Gruppen - das Exportieren „fertiger<br />

Systeme“. Diese verändern sich dort auch nicht.<br />

Gemeinsam als Bekannte oder Gleichgesinnte etwas<br />

zu unternehmen hat natürlich seinen Wert,<br />

aber trotzdem sind zusammengewürfelte Gruppen<br />

weitaus spannender für mich. Was ich aber<br />

schon sehr angenehm finde, sind Familien. Vor<br />

allem weil sich die einzelnen Rollen auflösen können.<br />

Da ist es nicht unbedingt die Mama, die alles<br />

weiß und kann, sondern es können auch kleine<br />

Kinder sein, die ganz gut in einer für sie fremden<br />

Umgebung zurechtkommen.<br />

•<br />

SOCIETY 1_<strong>2014</strong> | 115

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!