Society 365 / 2014
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GROSSBRITANNIEN<br />
TECHNIK<br />
UK<br />
Die Formel Eins<br />
Technologie ist fest in<br />
britischer Hand<br />
melt sind, angewiesen. Selbst Mercedes ist mit<br />
seinem Formel Eins Team vor Ort angesiedelt. Die<br />
einzige prominente Ausnahme ist derzeit Ferrari,<br />
das aber ebenfalls vor einigen Jahren ein Entwicklungsteam<br />
im „Motorsport Valley“ beschäftigte.<br />
Daher ist es auch kein Wunder, dass die Formel<br />
Eins fest in britischer Hand ist: 2013 waren<br />
17 von 19 Formel Eins Siege britischen Teams zuzuordnen.<br />
Und die britischen Konstrukteure sind<br />
auch jene mit den meisten Weltmeistertiteln in<br />
der Formel Eins. Weltberühmte Teamnamen wie<br />
Williams, McLaren, Lotus und Brabham sind alle<br />
fest mit dem „Motorsport Valley“ verknüpft.<br />
•<br />
Technik-Tradition seit<br />
Zweitem Weltkrieg<br />
Die Ursprünge dieser einmaligen Dichte von Motorsportfirmen<br />
können bis zum Zweiten Weltkrieg<br />
zurückverfolgt werden. Es gab damals in Mittelengland<br />
viele Luftfahrtunternehmen, die Flugzeuge<br />
oder Flugzeugteile für das Militär konstruierten.<br />
Nach dem Krieg wurden zahlreiche ehemalige Flugfelder<br />
für Motorsportrennen genutzt, und damit<br />
kamen auch die Firmen, die sich im Motorsport engagierten.<br />
Diese zogen wiederum die Ingenieure an,<br />
von denen viele auch ehemalige Flugzeugtechniker<br />
waren. Im Mittelpunkt des „Motorsport Valley“ liegt<br />
bis heute die Rennstrecke in Silverstone – ebenfalls<br />
ein alter Flugplatz –, in deren Umkreis von einer<br />
Stunde sich alle bedeutenden Formel Eins Teams<br />
und Motorsportfirmen befinden.<br />
Die technologischen Entwicklungen im Motorsport<br />
wirken auch auf andere Branchen wie die Luftund<br />
Raumfahrt, die Rüstungsindustrie, und die<br />
elektrotechnischen und digitalen Industrien weiter.<br />
Sogar die Medizin profitiert von dem Entwicklungscluster.<br />
Das McLaren GSK Centre for Applied Performance<br />
ist beispielsweise eine Entwicklungskooperation<br />
mit dem Pharmariesen GlaxoSmithKline<br />
eingegangen.<br />
•<br />
Entwicklungen für die Zukunft<br />
Die High-Tech Branche forscht nicht nur für beste<br />
Rennergebnisse in der Formel Eins, sondern viele<br />
Entwicklungen werden später auch für alltägliche<br />
Anwendungen interessant. Die Firma Williams Hybrid<br />
Power, die die Motoren für das Williams-Team<br />
baut, hat etwa ein elektrisches Schwungradspeichersystem<br />
entwickelt, mit dem Energie zwischengespeichert<br />
werden kann. Dieses System hat einige<br />
Vorteile gegenüber der Speicherung von Energie in<br />
Batterien. Den ersten Rennsieg eines mit Schwungradspeicherung<br />
hybridangetriebenen Autos konnte<br />
ein Audi R18 e-tron Quattro beim 24-Stunden-Rennen<br />
in Le Mans erringen. Mittlerweile wird die Technologie<br />
für Schienenfahrzeuge wie Eisen- und Straßenbahnen<br />
und Busse übernommen und adaptiert.<br />
Großbritannien hat sich im Sinne des Klimaschutzes<br />
selbst zu einer Verminderung des CO2-<br />
Ausstoßes verpflichtet und fördert gezielt die so genannte<br />
„Low Carbon Economy“. Laut Gesetz soll der<br />
CO2-Ausstoß bis zum Jahr 2050 um achtzig Prozent<br />
gesenkt werden. Daher sind alle Schritte zur Entwicklung<br />
einer CO2-armen Mobilität willkommen.<br />
Und hier spielt auch die Forschung für den Motorsport<br />
eine wichtige Rolle.<br />
•<br />
Britische Autoindustrie vorne dabei<br />
Die britische Autoindustrie ist zwar von der Eigentümerstruktur<br />
her nur noch zu einem sehr geringen<br />
Teil in britischer Hand, aber viele wichtige<br />
Innovationen kommen nach wie vor aus Großbritannien.<br />
Die erfolgreichsten Autos mit innovativer<br />
Antriebstechnik wie Hybridantrieb oder Elektroantrieb<br />
werden in Großbritannien gebaut, z. B. der Nissan<br />
Leaf mit Elektromotor, und der Toyota Auris mit<br />
Hybridmotor.<br />
Bis 2016 soll in Warwick der National Automotive<br />
Innovation Centre (NAIC) entstehen, wo tausend<br />
Ingenieure, Forscher und Entwickler an den<br />
Zukunftssystemen der Mobilität arbeiten werden.<br />
Schon längst geht es in der Entwicklung nicht nur<br />
um Fragen des Antriebs und Energieverbrauchs, sondern<br />
um völlig neue Konzepte der Mobilität. Etwa<br />
um futuristisch klingende Projekte wie selbstgesteuerte<br />
oder fahrerlose PKWs, wo Großbritannien an<br />
vorderster Stelle in der Forschung mitwirkt. •<br />
An der Universität Warwick<br />
entsteht das National Automotive<br />
Innovation Centre (NAIC)<br />
Die Werkhalle von Red Bull Racing<br />
in Großbritannien<br />
Red Bull Racing mit Hauptsitz<br />
in Milton Keynes profitiert vom<br />
„Motorsport Valley“<br />
SOCIETY 1_<strong>2014</strong> | 53