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Society 365 / 2014

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Raum für<br />

Junge Kunst<br />

MOYA-Direktor Kolja<br />

Kramer im Interview<br />

über das erfrischend<br />

Neue in der jungen<br />

Kunst und wie sie<br />

Menschen verbindet.<br />

Text: SOCIETY<br />

des und Unterschiedliches, Allgemeines, Besonderes<br />

usw. herausarbeiten zu können. Die Frage nach dem<br />

Favoriten ist als kunsthistorische Frage verstanden<br />

jene nach den KünstlerInnen, die vom Jetzt es schaffen,<br />

Eingang in die Kunstgeschichte zu finden, d. h.<br />

von längerfristiger, überlebenszeitlicher Bedeutung<br />

zu werden. Die Frage nach dem Favoriten als persönliche<br />

Frage zielt auf den sehr persönlichen Zugang.<br />

Für diesen versuche ich mir immer auch einen sehr<br />

einfachen Zugang zu erhalten, so dass das Bauchgefühl<br />

nicht durch zu viel Kopfarbeit verlorengeht.<br />

Hier freue ich mich immer wieder Amateur sein zu<br />

können und Zuneigung und Liebe empfinden zu<br />

dürfen. Dabei gibt es immer wieder auch Überraschungen<br />

und Auswahl, die ich selbst zunächst gar<br />

nicht verstehe. Gerade aber mit Arbeiten, die man<br />

noch gar nicht voll fassen kann, kann man gut selber<br />

wachsen und lernen, was längerfristig Freude<br />

bereitet. Dafür ist Offenheit Voraussetzung – für die<br />

man später belohnt wird. Einen Favoriten habe ich<br />

vor der Ausstellung aller Originale noch nicht.<br />

KUNST & KULTUR<br />

INTERVIEW<br />

»Junge Kunst<br />

bringt Inhalt,<br />

Tiefgang und<br />

frische Stimulation<br />

für die aktuellen<br />

Themen<br />

unserer Zeit.<br />

«<br />

Foto: Moya<br />

Das MOYA bietet<br />

seit seiner Gründung<br />

2005 eine<br />

Plattform für<br />

junge Kunst des<br />

21. Jahrhunderts.<br />

Wie kam es zu der Idee, diesen Fokus<br />

zu legen?<br />

Seinerzeit war ‚Junge Kunst‘ als<br />

Begriff noch gar nicht etabliert. Es<br />

fiel auch auf, dass – gerade in Wien<br />

– viele Kunstinstitutionen sich<br />

zwar um die arrivierten Künstler<br />

kümmerten – wieder und wieder<br />

– aber das, was längst nachgekommen<br />

ist, kaum Vertretung fand. Die<br />

Kunstproduktion der Kinder der<br />

68er war völlig anders und kunstgeschichtlich<br />

selbstverständlich<br />

wichtig und deshalb absolut notwendig, das dem<br />

Publikum zu zeigen und mitzutun, dass die nachkommende<br />

Generation auch gesehen wird. Heute,<br />

eine Dekade später, kümmern sich zum Glück viele<br />

um Junge Kunst und man hat Freude am Neuen<br />

und kunsthistorischer Spekulation..<br />

Haben Sie Kuratoren für Ihre Ausstellungen<br />

oder sind Sie selbst involviert?<br />

Bei Ausstellungen von anderen Institutionen<br />

und Personen kommen oft auch externe Kuratoren.<br />

Immer wieder aber – besonders bei unseren Salon-<br />

Ausstellungen zur Förderung von Junger Kunst aus<br />

Wien – lade ich KünstlerInnen zu Ausstellungen ein.<br />

Was erwartet uns bei der kommenden MOYA<br />

Annuale <strong>2014</strong>? Haben Sie einen Favoriten unter<br />

den Künstlern?<br />

Kunst aus Algerien, Andorra, Aserbaidschan,<br />

Kroatien, Liechtenstein, Malta, Malaysia, Österreich,<br />

Philippinen, Saudi Arabien. Als Kunsthistoriker interessiert<br />

mich das Viele, um anschließend Verbinden-<br />

Sie kooperieren viel mit Botschaften<br />

in Wien. Was war das<br />

letzte gemeinsame Projekt?<br />

Seit 2005 sind Botschaften<br />

Partner der MOYA ANNUALE. Daneben<br />

halten Botschaften immer<br />

wieder Empfänge, Nationalfeiertage<br />

im MOYA ab. Das MOYA<br />

im Palais Schönborn eignet sich<br />

nicht zuletzt dadurch gut dafür,<br />

weil es seinerzeit auch Botschaft<br />

war, die Mexikanische Botschaft.<br />

Wir versuchen stets, Botschaften<br />

und andere internationale Institutionen<br />

dazu zu überreden,<br />

doch bei ihren Empfängen Junge<br />

Kunst aus ihrem Land zu präsentieren,<br />

so dass Wien erfrischend<br />

Neues sehen kann und die KünstlerInnen<br />

aus den unterschiedlichsten Ländern<br />

Förderung erfahren und Ausstellungsmöglichkeit<br />

bekommen. Zudem kommt im MOYA immer<br />

im Falle des Kunstverkaufs hundert Prozent den<br />

KünstlerInnen zu.<br />

Die Räumlichkeiten des Palais Schönborn<br />

sind auch zu vermieten. Was ist Ihrer Meinung<br />

nach das Besondere an dieser Verbindung von<br />

junger Kunst und Events?<br />

Der Begriff ‚Event‘ wurde in der letzten Zeit<br />

sehr beansprucht. Man verbindet zwangsläufig<br />

mit diesem eine gewisse Oberflächlichkeit und<br />

Inhaltslosigkeit. Junge Kunst bringt Inhalt und<br />

Tiefgang, dennoch oftmals nicht nur Schwere sondern<br />

auch frische Stimulation für aktuelle Themen<br />

unserer Zeit. Vielen Unternehmen und Institutionen<br />

kommt bei unseren Veranstaltungen<br />

auch zugute, dass Kunst immer Kommunikator<br />

ist und Menschen – auch unterschiedlicher Lager<br />

– frei verbinden kann und man rasch zu Persönlichem<br />

und Allgemeinmenschlichem kommt. •<br />

ZUR PERSON<br />

Direktor Dr. Kolja Kramer<br />

gründete 2005 das MOYA-<br />

Museum of Young Art, das<br />

seit 2010 im Palais Schönborn<br />

beheimatet ist. Der in<br />

Berlin geborene Kunsthistoriker<br />

studierte in Wien,<br />

London und Bern und war<br />

u. a. bei Sotheby’s in London<br />

beschäftigt. 2010 initiierte<br />

er zudem das Projekt<br />

MOYAWORLD, ein soziales<br />

Netzwerk für KünsterlerInnen<br />

aus aller Welt.<br />

SOCIETY 1_<strong>2014</strong> | 157

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