Society 365 / 2014
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GREEN SOCIETY<br />
INTERVIEW<br />
Pflanzen- und gärtnerisches Wissen sehr unkompliziert,<br />
direkt und praktisch weitergeben.<br />
Ihr Garten ist nicht nur für das Auge schön.<br />
Sie bauen auch Gemüse und Obst an. Was steckt<br />
hinter Ihrer ‚slowgarden’-Philosophie?<br />
Gemüse und Obst selbst anzubauen ist in einer<br />
Zeit der Globalisierung ganz wichtig. Ich meine<br />
mit ‚slowgarden’ die Freude am Kochen mit den<br />
Lebensmitteln aus dem eigenen Garten. Um Essen<br />
bewusst genießen und wertschätzen zu können,<br />
kochen wir gerne selbst und nehmen uns daher<br />
auch täglich die entsprechende Zeit dafür. Ich bin<br />
überzeugt, dass das immer wichtiger wird – die<br />
Lust und Freude, das Radieschen aus der Erde zu<br />
ziehen und hineinzubeißen. Hat man das einmal<br />
erlebt, möchte man nicht mehr darauf verzichten.<br />
Dieses Gefühl kenne ich nicht nur von mir selbst,<br />
sondern merke es auch bei meinen Nachbarn und<br />
bei meinen Kunden.<br />
Sie ermöglichen mit dem Hartberger Hochbeet<br />
jedem die Freude am ‚Gemüsegarteln‘. Was<br />
sind Hochbeete und welche Vorteile haben sie?<br />
Hochbeete sind moderne Gemüsegärten. Unser<br />
Hartberger Hochbeet ist aus der Überzeugung<br />
heraus entstanden, dass das eigene ‚Gemüsegartel‘<br />
überall Platz haben sollte. Und so haben sich<br />
vier kreative Köpfe zusammengetan und sind zu<br />
folgenden Ergebnissen gekommen: Ein Hochbeet<br />
muss praktisch, leicht aufzustellen, zugleich aber<br />
stabil und billig sein. Und natürlich: biologisch!<br />
Mit diesen Kriterien haben wir das Hartberger<br />
Hochbeet aus steirischer Lärche gezimmert. Es hat<br />
in jedem kleinsten Garten Platz, auch auf einem<br />
Balkon. Insofern sollte der privaten Selbstversorgung<br />
nichts mehr im Wege stehen.<br />
Welche der vielen Gemüsesorten liegt Ihnen<br />
besonders am Herzen?<br />
Die Taglilien liegen uns besonders am Herzen.<br />
Man kann sie frisch aus dem Garten naschen, obwohl<br />
es eine gewisse Überwindung erfordert, diese<br />
schönen Blüten abzuzupfen. Eine wahre Spezialität<br />
sind die Knospen der Taglilien, eingelegt<br />
in einer süß-säuerlichen Marinade wie Essiggurkerln.<br />
Ansonsten eignen sich Taglilien für Salate<br />
sehr gut – geschmacklich und optisch.<br />
Wie stehen Sie zu der Handhabung der EU bezüglich<br />
des Genmais?<br />
Ich hoffe sehr, dass Österreich eine Vorbildfunktion<br />
erfüllen kann. Entscheidungen gegen<br />
die Vielfalt haben eine enorme, nachhaltige Wirkung<br />
auf die Umwelt, die meistens doch irreversibel<br />
sind. Österreich sollte vehementer für ein<br />
gentechnikfreies Europa eintreten. Ich würde sehr<br />
stolz darauf sein. Dasselbe gilt übrigens auch für<br />
die Saatgutverordnung.<br />
Welche natürlichen Methoden empfehlen<br />
Sie beim Düngen und der Schädlingsbekämpfung?<br />
CURRICULUM<br />
VITAE<br />
ipl. Ing.in Isabell<br />
Bayer-Lueger wurde<br />
Dam 29.10.1959 in Hartberg<br />
geboren. Sie studierte<br />
Biologie in Salzburg und<br />
Gartengestaltung in Wien.<br />
Nach Umwegen über Afrika<br />
und das Burgenland kam sie<br />
wieder nach Hartberg, wo sie<br />
ihr Büro für Gartenarchitektur<br />
gründete. Als freischaffende<br />
Garten-architektin hilft<br />
sie Menschen, ihre Gärten<br />
zu planen, zu gestalten oder<br />
einfach nur zu verändern.<br />
Auf einer Reise in die Wüste<br />
Sinai lernte sie ihren Mann<br />
kennen. Für die Beduinen<br />
haben sie einen Lehrgarten<br />
in der Wüste angelegt. Ihre<br />
Eltern vererbten ihr das<br />
‚Schaugarten-Grundstück’,<br />
auf dem sie heute gemeinsam<br />
mit ihrem Mann lebt und<br />
im Leben angekommen ist.<br />
Isabell Bayer-Lueger mit<br />
dem Hartberger Hochbeet<br />
KONTAKT<br />
BELLABAYER – DAS<br />
GARTENATELIER<br />
Ring 111<br />
8230 Hartberg<br />
Tel. +43-(0)3332-66164<br />
Mobil +43-(0)676-608 30 89<br />
bellabayer@htb.at<br />
www.bellabayer.at<br />
Krähe Michl<br />
mit Isabell<br />
Bayer-Lueger<br />
Wenn der Garten naturnahe bewirtschaftet ist<br />
und z. B. Blattläuse einziehen, dann braucht man<br />
meistens nur ein bisschen Geduld. Es ist nur eine<br />
Frage der Zeit, bis die Marienkäferlarven kommen<br />
und die Blattläuse auffressen. Eine Larve verspeist<br />
150 Läuse pro Tag. Die Natur regelt sich da tendenziell<br />
von selbst. Bei Pilzbefall gibt es mittlerweile<br />
viele biologische Mittel. Wenn Sie bei Mehltau<br />
zum Beispiel Urgesteinsmehl in einen Strumpf<br />
füllen und das Pulver über die betroffenen Blätter<br />
rieseln lassen, wirkt das desinfizierend. Also<br />
generell lässt sich vieles biologisch regeln, oder<br />
man lässt die Natur diese Ausgleiche ganz einfach<br />
selbst schaffen. Wer naturnahe gärtnert erspart<br />
sich viel Zeit, Arbeit und Geld. Gedüngt wird bei<br />
uns ausschließlich mit Biodünger, allen voran mit<br />
unserem Kompost. Jeder Garten ist schließlich ein<br />
Ökosystem und es sollte nicht darum gehen, ihn<br />
wie ein Wohnzimmer zu putzen.<br />
Ihr Garten ist auch ein Ort der Kunst. Wie passen<br />
Natur und Kunst zusammen?<br />
Wir sammeln Kunst, weil wir finden, dass die<br />
Natur per se schon Künstlerin ist. Und wenn Kunststücke<br />
von Menschen in einem Garten hinzufügt<br />
werden, wird ein Gesamtkunstwerk daraus. Seit<br />
13 Jahren kaufen wir jährlich eine Skulptur dazu,<br />
so entwickelt sich unser Garten schön langsam<br />
wirklich zu einer einzigartigen Outdoor Galerie.<br />
Dazu gibt es jedes Jahr im Sommer während der<br />
Taglilienhochblüte gemeinsam mit Künstlern und<br />
Künstlerinnen eine Ausstellung unter dem Titel<br />
‚Garten und Kunst‘. Diese wird heuer vom 28. Juni<br />
bis zum 20. Juli stattfinden. Zu den Skulpturen<br />
aus Stein, Keramik, Bronze und Holz wird es auch<br />
Lesungen, Konzerte und natürlich kulinarische<br />
Highlights aus dem Garten geben. Unser Garten<br />
ist ein Ort, in dem sich jeder Mensch wohlfühlt<br />
und entschleunigt. Wir merken das, wenn unsere<br />
Gäste den Garten betreten und sichtlich die Seele<br />
beginnen baumeln zu lassen.<br />
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SOCIETY 1_<strong>2014</strong> | 117