Society 365 / 2014
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DIPLOMATIE<br />
KOMMENTAR<br />
mögliche Atomwaffenforschung bringen.<br />
Es geht hier unter anderem um Tests mit<br />
Hochexplosivstoffen und die Überwachung<br />
des Schwerwasserreaktors in Arak.<br />
•<br />
Sanktionen belasten<br />
Wirtschaft<br />
Bei einem Atomdeal winkt dem Iran eine<br />
Lockerung des Sanktionsregimes, das der<br />
iranischen Wirtschaft zu schaffen macht.<br />
Die Sanktionen gehen auf UNO, USA und<br />
EU zurück; nicht immer wurden sie wegen<br />
des strittigen Atomprogramms verhängt,<br />
sondern teils auch als Reaktion auf die<br />
Menschenrechtslage. Präsident Rohani, seit<br />
August des Vorjahres im Amt, verfolgt eine<br />
kooperative Linie und will das Land auch gegenüber<br />
dem Westen wieder öffnen.<br />
Die Sanktionen drücken auf die wirtschaftliche<br />
Lage im Iran. Schmerzhaft<br />
spürt das an Ressourcen reiche Land das<br />
Öl- und Gasembargo der EU. Die Abwicklung<br />
von Auslandsgeschäften wird wegen<br />
der Sanktionen erschwert, da der Iran<br />
nicht an die internationalen Finanzmechanismen<br />
der Banken angeschlossen ist. Im<br />
Alltag der Bürger wirkt sich die schwierige<br />
ökonomische Situation in Form von Inflation<br />
sowie hohen Preisen bei Bedarfsgütern<br />
und Immobilien aus.<br />
•<br />
Strategischer Partner China<br />
In diesem Kontext kam das jüngste Treffen<br />
mit den Regionalmächten Russland<br />
Außenminister Sebastian Kurz<br />
traf Präsident Hassan Rohani<br />
und China für Teheran gerade recht. Beim<br />
Asien-Gipfel für Interaktion und Vertrauensbildung<br />
(CICA) in Shanghai bot Gastgeber<br />
China Moskau und Teheran eine strategische<br />
Partnerschaft an. Die anvisierte<br />
asiatische Sicherheitsstruktur (ohne USA)<br />
sieht neben einem gemeinsamen Vorgehen<br />
gegen Kriminalität und Terrorismus<br />
auch Kooperation bei Energiesicherheit<br />
vor. Moskau stellte Peking bereits große<br />
Gaslieferungen in Aussicht.<br />
Erste Früchte der neuen Ära kann der<br />
Iran schon ernten. Der Fremdenverkehr<br />
bringt wieder mehr Geld. Westliche Touristen<br />
kommen vermehrt, um auf den Spuren<br />
der alten persischen Hochkulturen zu<br />
wandeln und das heutige Land kennen zu<br />
lernen, seine Metropolen, sein Volk. Europäische<br />
Airlines nehmen den Iran wieder<br />
in ihre Flugpläne auf, internationale Hotelkonzerne<br />
fassen wieder Investitionen ins<br />
Auge. Der Anteil ausländischer Gäste hat<br />
sich gegenüber dem Vorjahr verdoppelt.<br />
Politisch arbeitet Teheran daran, seine<br />
Stellung als regionaler Akteur zu festigen.<br />
Mit Saudi-Arabien, seinem Rivalen um die<br />
regionale Vormachtstellung, führt der Iran<br />
in Syrien quasi einen Stellvertreterkrieg.<br />
Die Saudis unterstützen im Konflikt die<br />
Rebellen, die Iraner stehen hinter Machthaber<br />
Bashir al-Assad. Seit der Islamischen<br />
Revolution im Iran 1979 wurde die Achse<br />
Damaskus-Teheran zwischen dem größten<br />
sunnitischen und dem größten schiitischen<br />
Land der Region immer enger geknüpft.<br />
•<br />
Österreich will Iran-Bonus<br />
nutzen<br />
Der Iran hat viel Potenzial. Österreich<br />
will nicht abseits stehen. Eine Lockerung<br />
der Sanktionen bietet für Großkonzerne<br />
wie OMV, AUA oder voestalpine Anreize<br />
zur Ausweitung ihrer bisherigen Geschäfte.<br />
Mit seinen traditionell guten ökonomischen<br />
und kulturellen, aber auch hochrangigen<br />
diplomatischen Beziehungen hat<br />
Österreich, verglichen mit anderen EU-<br />
Staaten, einen Bonus. Die Alpenrepublik<br />
hat denn auch außenpolitisch eine durchaus<br />
heikle Besuchsdiplomatie in die Wege<br />
geleitet.<br />
Gleich nach einem Israel-Aufenthalt<br />
reiste Außenminister Sebastian Kurz im<br />
April nach Teheran, nicht zuletzt um einen<br />
Iran-Besuch von Bundespräsident Heinz<br />
Fischer vorzubereiten. Die Botschaft, Israels<br />
Sicherheit anzusprechen, nahm Kurz<br />
von Tel Aviv mit. Ein Atomdeal wäre die<br />
beste Voraussetzung für eine erfolgreiche<br />
Top-Visite, wie sie 2004 stattfand – als<br />
Fischers Vorgänger Thomas Klestil Rohanis<br />
Vorvorgänger Seyad Mohammed Khatami<br />
einen Besuch abstattete.<br />
•<br />
Gespräche mit Außenminister<br />
Javad Zarif<br />
SOCIETY 1_<strong>2014</strong> | 67