Berliner Zeitung 01.11.2019
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 254 · F reitag, 1. November 2019 17<br />
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Gesundheit<br />
Alltagshelfer auf vier Pfoten<br />
Straßenüberblicken, Unterzuckerung erkennen:Assistenzhunde können noch mehr.Die Krankenkasse zahlt die teure Ausbildung allerdingsnur in einem Fall<br />
VonMarie von der Tann<br />
Für einen Sehbehinderten ist<br />
ein Blindenführhund fast<br />
ein kleines Wunder – das<br />
ihm weit mehr Freiheit ermöglicht,<br />
als ein Stock es je könnte.<br />
1916 wurde der erste systematisch<br />
ausgebildete Assistenzhund an den<br />
Kriegsblinden Paul Feyen übergeben.<br />
Seitdem hat sich das Konzept<br />
bewährt. „Der Hund ersetzt das Augenpaar,das<br />
der Blinde nicht nutzen<br />
kann, aber gerade heutzutage dringend<br />
braucht“, erklärtChristin Hutteravom<br />
Deutschen Assistenzhundezentrum.<br />
Ein Beispiel: „Am Straßenverkehr<br />
nehmen immer mehr E-Autos<br />
teil. Sie sind so leise, dass der<br />
Blinde sie nicht hört.“<br />
Der Hund sieht die Autos. Selbst<br />
wenn der Blinde ihm das Kommando<br />
gibt, die Straße zu überqueren,<br />
hat der Hund gelernt, sich zu<br />
weigern – ein möglicherweise lebensrettender<br />
Schutz. Unddie Tiere<br />
können noch mehr als das. Auch<br />
wenn sie im Dienst eigentlich nicht<br />
abgelenkt werden sollen, sind sie ein<br />
wichtiger sozialer Faktor, Türöffner<br />
im doppelten Sinne.„Soziale Barrieren<br />
überwinden sie mit Leichtigkeit,<br />
trösten, beruhigen, bauen Stress ab“,<br />
sagt Huttera.<br />
Die sozialen Fähigkeiten bringt<br />
der Hund in der Regel mit, den Rest<br />
muss er lernen. Das ist zeitintensiv<br />
und teuer, meistens kostet die zweijährige<br />
Ausbildung eine fünfstellige<br />
Summe. Die gute Nachricht: Sehbehinderte<br />
haben gute Chancen auf<br />
eine Kostenübernahme durch die<br />
gesetzliche Krankenkasse.<br />
„Auf Rezept übernehmen wir<br />
Blindenführhunde, also deren Anschaffung,<br />
Ausbildung sowie monatlich<br />
177 Euro für Futter und Tierarzt“,<br />
sagt Michael Ihly,Sprecher der<br />
Techniker Krankenkasse. „Die Voraussetzungen<br />
sind, dass eine Sehbehinderung<br />
vorliegt, derjenige dennoch<br />
mobil ist und sich orientieren<br />
kann.“ Gemeinsam mit einem Kostenvoranschlag<br />
eines Ausbildungszentrums<br />
reicht der Versicherte das<br />
Rezept ein.<br />
Zwei JahreAusbildung<br />
Ausbilder,die auch geeignete Welpen<br />
aussuchen, können Interessierte zum<br />
Beispiel über das Deutsche Assistenzhunde-Zentrum<br />
anfragen. Von der<br />
Geburt des Welpens bis zum Einzug<br />
beim Bedürftigen vergehen allerdings<br />
etwa zwei Jahre. Zunächst<br />
wächst das Tier in einer Pflegefamilie<br />
auf. Wenn es mit etwa zwölf Monaten<br />
kastriert ist, beginnt das ernsthafte<br />
Training. Erst nach der Abschlussprüfung,<br />
frühestens im zweiten Lebensjahr,ist<br />
es in seiner Aufgabe sicher genug,<br />
um den Dienst beim Sehbehinderten<br />
anzutreten.<br />
Dieemotionalen Fähigkeiten, gepaart<br />
mit einer brillanten Nase, ermöglichen<br />
eine ganze Palette an<br />
Hundeberufen. „Wir kennen Signalund<br />
Warnhunde“, so Huttera. Während<br />
der Blindenhund ein Signalhund<br />
ist und agiert, ist beispielsweise<br />
ein Diabetiker-Assistenzhund<br />
einWarnhund, der reagiert. Er macht<br />
Sehbehinderte haben gute Chancen, dass ihre Krankenkasse die Anschaffung,Ausbildung<br />
und den Unterhalt von Blindenführhunden übernimmt.<br />
IMAGO IMAGES<br />
seinen Halter auf eine drohende Unterzuckerung<br />
aufmerksam. Diekann<br />
er mit seiner feinen Nase riechen.<br />
Auch bei Posttraumatischer Belastungsstörung<br />
(PTBS) oder Autismus<br />
können Hunde zu Assistenten<br />
werden. Der PTBS-Assistenzhund<br />
lernt zum Beispiel, Distanz zu Fremden<br />
zu schaffen, er kann auf Kommando<br />
zur Abschreckung bellen<br />
oder Licht in dunklen Räumen anschalten.<br />
Er kann aber auch an Medikamente<br />
erinnern und zur Einnahme<br />
auffordern.<br />
Preis: 25 000Euro<br />
Der Autismus-Hund wird meistens<br />
in Familien mit Kindern eingesetzt.<br />
Er verhindert, dass das Kind einfach<br />
auf die Straße läuft, kann es bei Bedarf<br />
suchen und in emotionalen<br />
Notlagen beruhigen. Bei Gehbehinderungen<br />
haben sich Hunde ebenfalls<br />
bewährt. „Für einen Rollstuhlfahrer<br />
werden heruntergefallene Gegenstände<br />
wie Handy,Schlüssel oder<br />
Geldbeutel zum Problem“, sagt<br />
Laura Anthes vom Verein Vita, der<br />
sich auf Assistenzhunde für körperliche<br />
Beeinträchtigungen spezialisiert<br />
hat.<br />
DiePalette der Fähigkeiten ist dabei<br />
groß: Öffnen und Schließen von<br />
Schubladen oder Türen, das Drücken<br />
von Schaltern, das Ausziehen<br />
von Kleidungsstücken – das alles<br />
kann ein Hund, wenn man es ihm<br />
beibringt. Der Haken: Chancen auf<br />
Erstattung beider Krankenkasse wie<br />
bei einem Blindenführhund gibt es<br />
praktisch nicht. Vita finanziert sich<br />
daher ausschließlich über Spenden,<br />
Fördermitglieder und Sponsoren.<br />
Ein ausgebildeter Assistenzhund<br />
kostet im Durchschnitt 25 000 Euro –<br />
eine Summe,die kaum einer der Bewerber<br />
aufbringen kann. Dass meist<br />
nur bei Sehbehinderten-Führhunden<br />
eine Chance auf Krankenkassen-Erstattung<br />
besteht, hängt auch<br />
damit zusammen, dass die Ausbildung<br />
nur bei diesen Hunden einheitlich<br />
geregelt ist. Assistenzhunde<br />
anderer Professionen genießen aber<br />
trotzdem Sonderrechte im Alltag: Sie<br />
dürfen zum Beispiel meistens mit in<br />
Lebensmittelgeschäfte oder Krankenhäuser,<br />
mitunter auch in die<br />
Flugzeugkabine. Aber nur, wenn der<br />
Halter mit einem Ausweis seine<br />
Schwerbehinderung belegen kann.<br />
Vonden Assistenzhunden abzugrenzen<br />
sind die Therapiehunde.<br />
„Therapiehunde kommen zusammen<br />
mit pädagogischen Fachkräften<br />
zum Einsatz“, erklärt Huttera. Anders<br />
als bei Assistenzhunden ist die<br />
Bezugsperson der Therapeut, nicht<br />
der Hilfesuchende. Therapiehunde<br />
besuchen im Rahmen der tiergestützten<br />
Therapie beispielsweise Seniorenheime<br />
und Palliativstationen.<br />
Die Anforderungen an sie sind<br />
andere als bei Assistenzhunden. Mit<br />
derRasse hat das wenig zu tun, mehr<br />
mit dem Charakter. „Ein Blindenhund<br />
zum Beispiel muss eher souverän<br />
sein als zurückhaltend. Schließlich<br />
muss er ja führen“, sagt Huttera.<br />
„Therapiehunde helfen vor allem<br />
durch sanfte Empathie, hier ist also<br />
mehr Sensibilität gefragt.“ (dpa)<br />
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DIAGNOSTIK UND THERAPIE AUS EINER HAND<br />
Zertifizierte Hautkrebsbehandlung im Helios Klinikum Berlin-Buch<br />
Hautkrebs zählt zu den häufigsten Krebsarten.<br />
Jedes Jahr erkranken allein in Deutschland rund<br />
200.000 Menschen neu. Entscheidend für die<br />
Prognose des Betroffenen ist eine frühzeitige<br />
und präzise Diagnose der Krankheit sowie eine<br />
umfassende Therapie. Im Juli dieses Jahres wurde<br />
die Dermatologie im Helios Klinikum Berlin-<br />
Buch und ihr bestehendes Hauttumorzentrum<br />
durch die Deutsche Krebsgesellschaft zertifiziert<br />
und bietet eine umfassende Versorgung bei<br />
Hautkrebs.<br />
Seit Oktober 2019 darf die Dermatologie imHelios<br />
Klinikum Berlin-Buch offiziell das Siegel eines<br />
anerkannten Hautkrebszentrums tragen. Voraussetzungen<br />
für diese Anerkennung sind eine Vielzahl<br />
von Bedingungen. Der Fachbereich muss sich<br />
nachweislichund verbindlich an die Einhaltung von<br />
Leitlinien halten, die von der Krebsgesellschaftherausgegeben<br />
werden. Darüber hinaus muss eine<br />
große Anzahl von Behandlungsfällen und somit<br />
Erfahrung bei Tumorbehandlungen nachgewiesen<br />
werden. Weiterhin muss eine Tumorkonferenz<br />
eingerichtet sein, in der über jeden einzelnen<br />
Krankheitsfall im Team mit verschiedenen Fachrichtungen<br />
entschieden wird. Das Helios Klinikum<br />
Berlin-Buch hat den Status eines Maximalversorgers<br />
und ist ausgewiesen für die Behandlung von<br />
Krebserkrankungen aller Art. Ein etabliertes Onkologisches<br />
Zentrum besteht als Voraussetzung<br />
einer fachübergreifenden Versorgung von Tumorpatienten.<br />
„Ein zertifiziertes Krebszentrum zu sein ist<br />
erstrebenswert, da eine solche Einrichtung eine<br />
hohe Qualität in Diagnostik und Behandlung und<br />
die größte Sicherheit für den Patienten garantiert.<br />
Mit diesem Ziel sind wir angetretenund freuen uns<br />
über den Erfolg alle Bedingungen dafür erfüllt zu<br />
haben“, sagt Dr. med. Kerstin Lommel, Chefärztin<br />
der Dermatologie und Allergologie imHelios Klinikum<br />
Berlin-Buch.<br />
Behandlungsmöglichkeiten von Hautkrebs<br />
Rund 21.000 Menschen erkranken jährlich an<br />
schwarzem HautkrebsinDeutschland und die Tendenz<br />
ist weiterhin steigend. Im fernmetastasierten<br />
Stadium galt dieser als unheilbar. Inzwischen haben<br />
neue Therapieformen die Heilungschancen<br />
drastisch verbessert.<br />
Die Behandlungsmöglichkeiten des schwarzen<br />
Hautkrebses sind vielseitig. Es kommen Operationen,<br />
Bestrahlung oder eine medikamentöse Therapie<br />
in Frage. Eine Chemotherapie spielt beim<br />
metastasierten schwarzen Hautkrebs kaum noch<br />
Dr.med. Kerstin Lommel,Chefärztin der Dermatologie undAllergologie imHelios Klinikum Berlin-Buch im Austausch mit Oberarzt Dr.med. Philipp Rehberger und der leitenden Oberärztin Dr.med. Carolin Bouveret. THOMAS OBERLÄNDER/HELIOS KLINIKEN<br />
eine Rolle. „Bei den medikamentösen Immuntherapien<br />
werden heute Substanzen gegeben, die das<br />
Immunsystem zu einer gezielten Tumorzerstörung<br />
befähigen. Diese Substanzenhabensehr hohe Ansprechraten“,<br />
erläutert Dr. Lommel.<br />
In der Regel verstarben früher die Patienten<br />
mit Metastasen, eine Chemotherapie wirkte bei<br />
rund fünf Prozent der Betroffenen. „Mit den neuen<br />
Therapiemöglichkeiten liegen die Ansprechraten<br />
bei 60 Prozent und wir haben mindestens 20<br />
Prozent Langzeitüberlebende. Da diese Therapien<br />
noch nicht lange verfügbar sind und die Betrachtungszeiträume<br />
relativ kurz, wird sich die Zahl der<br />
Langzeitüberlebenden hoffentlich noch erheblich<br />
steigern“, sagt Dr. Lommel. Die Kosten für die neuen<br />
Therapien werden seit 2019 auch für die Behandlung<br />
in weniger fortgeschrittenen Stadien der<br />
Erkrankungvon den Krankenkassen übernommen.<br />
Auch für den weißen Hautkrebs bestehen nun<br />
neben der operativen und strahlentherapeutischen<br />
Behandlung medikamentöse Therapiemöglichkeiten.Ein<br />
Antikörper ist erst in diesemJahr für<br />
fortgeschrittene Tumore zugelassen worden.<br />
Des Weiteren werden zunehmend Patienten mit<br />
weißem Hautkrebs oder dessen Vorläufer an die<br />
Unfallversicherungsträger gemeldet, bei denen der<br />
begründete Verdacht auf Vorliegen einer Berufskrankheit<br />
besteht. Dies bietet dem Betroffenen<br />
und dem behandelnden Arzt eine größere Palette<br />
an Behandlungsmöglichkeiten.<br />
Blickdiagnose Sprechstunde<br />
Neben den innovativen medizinischen Therapiemöglichkeiten<br />
ist aber vor allem eine frühe und<br />
präzise Diagnose wichtig, um Hautkrebs optimal<br />
zu behandeln. Einen ersten Hinweis gibt etwa die<br />
ABCDE-Regel: Wer bei Muttermalen eine Asymmetrie,<br />
unscharfe Begrenzung, dunkle Farbe (engl.<br />
Colour), eine besondere Dynamik beimWachstum<br />
oder Erhabenheit entdeckt, sollte eine genauere<br />
Untersuchung durchden Hautarzt in Erwägung ziehen.<br />
Schnelle Hilfe und eine erste Diagnose bieten<br />
die Experten im Helios Klinikum Berlin-Buch<br />
bei der so genannten Blickdiagnose Sprechstunde<br />
an. Diese steht Patienten ohne Termin immer<br />
montags zwischen 8und 10 Uhr in im Helios Klinikum<br />
Berlin-Buch, Poliklinik Dermatologie, Haus<br />
202, Erdgeschoss, Schwanebecker Chaussee 50,<br />
13125 Berlin, offen. Wenn sich der Verdacht bestätigt,<br />
können die Mediziner zügig erste Behandlungsschritte<br />
einleiten.<br />
KREBS-INFOTAG<br />
Am Samstag, den 9. November sprechen<br />
Spezialisten von 9bis 15 Uhr im Helios<br />
Klinikum Berlin-Buch in Seminaren mit<br />
Interessierten über moderne Krebsmedizin.<br />
Arzt und TV-Moderator Dr. Carsten<br />
Lekutat moderiert eine Expertenrunde<br />
zur fachübergreifenden Krebsbehandlung.<br />
Interessierte können sich über die Website<br />
anmelden, aber auch spontane Teilnehmer<br />
sind herzlich willkommen:<br />
www.helios-gesundheit.de/<br />
krebs-weiter-leben