ramp#49_DE
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158 Short Stories ramp #49
Higgledy Piggledy
Dating Reports
159
FOLGE
30
DATING
REPORTS
Sehr schnelle Treffen mit einem Blatt
im Wind, einem Stromspender und
einem Sitzriesen – zufälligerweise
waren alle rot.
Einbau eines speziellen Luftfilters oder die
Übersetzung der Navigation von deutscher in
chinesische Sprache. Das ist sowieso Standard in
China und bietet jeder Hersteller. Die deutschen
Autohersteller müssen ihre gesamte Digitalität
und Ausstattung auf den chinesischen Kunden
zuschneiden. Es geht hier nicht um die Anpassung
einer hiesigen, deutschen Lösung, wo
vergleichsweise kleine Displays und eine sehr
eingeschränkte Digitalität und Vernetzung
immer noch der Stand der Technik sind. Es geht
um die Vernetzung mit dem chinesischen
Internet und dessen Funktionalität. Es ist ein
anderes Internet als das, was wir hier im Westen
gewohnt sind. Und es hat in China einen sehr
hohen Stellenwert bei der jungen Bevölkerung,
die es in ihrem Auto schlichtweg erwartet. Das
alles ist in den Fahrzeugen der deutschen
Hersteller nicht verfügbar. Sie wirken durch ihre
weitgehend fehlende Digitalität wie aus einer
anderen Welt. Es fehlen zudem Personalisierungsmöglichkeiten,
die gerade digitale Lösungen
bieten.
Und der Markenauftritt?
Malorny: Nun, wenn Sie in Shanghai in den
Showroom von Mercedes, BMW oder Porsche
gehen, werden Sie feststellen, dass sich die
Räume fast nicht unterscheiden. Die Architektur
und Farbgestaltung sind ziemlich gleich. Zudem
sind sie mit Fahrzeugmodellen vollgestopft und
gleichen eher Parkhäusern als Premium-
Showräumen. Die Raumfarben sind kalt (grauer
Fliesenbelag, kalkweiße Wände und dunkle
Decken bei gleißend hellem OP-Licht),
Gesprächs ecken unpersönlich, Verkäufer
zuweilen gelangweilt. Fast hat man das Gefühl,
dass die Marken »ausgecasht« werden – solange
es gut geht. Nach dem Motto: Warum soll man
sich mit der chinesischen Kultur und dem
chinesischen Kunden näher beschäftigen? Nur,
diese Phase geht jetzt vorbei. Die deutschen
DEUTSCHE MARKEN
MÜSSEN RADIKAL
WEITERENTWICKELT
WERDEN UND NEUE
BEGEHRLICHKEITEN
WECKEN.
CHRISTIAN MALORNY
studierte an der
Technischen Universität
Berlin Maschinenbau und
entwickelte sich während
seiner Promotion zum
Spezialisten für
Qualitätsmanagement in
der Autoindustrie. Schon
bevor er 1996 zu
McKinsey ging, schrieb
er mehrere Bücher. Seit
2018 ist er Chef der
Autosparte bei A.T.
Kearney, zu den Klienten
gehören alle großen
Autohersteller und Zulieferer.
Wenn Malorny
nicht im Flugzeug (oder
im Kleinwagen) sitzt,
verbringt er die Zeit mit
seiner Frau und den
beiden Töchtern.
Marken müssen sich viel stärker auf den chinesischen
Geschmack und auf die Bedürfnisse
ausrichten sowie mit der chinesischen Kultur
verzahnen.
Was heißt das denn für die Aufstellung der deutschen
Hersteller in China?
Malorny: Unseres Erachtens müssen sämtliche
kundennahen Aktivitäten entlang der gesamten
Wertschöpfungskette in China abgebildet werden.
Das heißt insbesondere, dass die Produktdefinition
mit der Festlegung der Funktionalitäten und
Spezifikationen im Lastenheft, die Konzeptphase
sowie die gesamte Entwicklung der Software für
digitale Lösungen in China installiert und dort
vor Ort ausgeführt werden. Wir können nicht
erwarten, dass hiesige Ingenieure, die ein ganz
anderes Internet nutzen als jenes, das in China
existiert, digitale Lösungen für Fahrzeuge für
China entwickeln werden.
Auch eine Personalisierung, also ein maximales
Zuschneiden des Autos auf den Kunden, wird
nur wirksam funktionieren, wenn Entwickler
aus der Kultur kommen und innerhalb des
Marktes agieren, für die das Fahrzeug gemacht
wird – also aus China für China. Zudem müssen
die deutschen Marken radikal weiterentwickelt
werden und neue Begehrlichkeit wecken. Dazu
gehört auch, den Markenauftritt, also unter
anderem das Showroom-Konzept, die Kommunikation
und die Kontaktpunkte mit dem
Kunden, neu zu gestalten und dem chinesischen
Kunden ein ganz neues Gefühl der Wertschätzung
entgegenzubringen. Und schließlich muss
der Designbereich ein Design-Zentrum vor Ort
führen. Asiatisches Design wird genauso gefragt
sein wie heute schon asiatische, insbesondere
chinesische Kunst. Dabei geht es nicht nur um
das Design dortiger Fahrzeuge, sondern auch um
den zunehmenden Einfluss asiatischer Designsprache
auf hiesige Designlösungen.
HINTER DEN SIEBEN SITZEN
Text Matthias Mederer
Foto Mercedes
Es gibt eine interessante Entwicklung bei Autos
und Filmen. Früher existierten viele verschiedene
Genres, es wurden Western, Komödien, Kriegsoder
Liebesfilme gedreht. Heute gibt es Blockbuster,
ab und an einen Independent-Film – und
Tarantino. Aber vor allem Blockbuster.
Bei den Autos ist es ähnlich. Früher gab es
viele Autos. Luxuslimousinen, Klein-, Geländeund
Sportwagen, irgendwann sogar einen
Lamborghini Countach. Und heute? Heute gibt es
SUV. Mal sind sie luxuriös und repräsentativ, mal
flauschig-weich oder krawallhart.
Und jetzt wartet da der neue Mercedes-AMG
GLB 35 4MATIC, ein Kompakt-SUV mit bis zu
sieben Sitzen. Das Kompakt-SUV ist jetzt keine
Neuerfindung, vielmehr ist es schon ein Dauerbrenner
im SUV-Blockbuster-Segment des
Daimler-Universums. Und deshalb ist die
Erwähnung der sieben Sitzmöglichkeiten so
wichtig. Zumindest aus Sicht von Mercedes.
Weil es sich um das Alleinstellungsmerkmal des
AMG GLB 35 handelt. Seine Rivalen – VW T-Roc R,
BMW X2 M35i, Audi RSQ3 – bieten keine sieben
Sitze. Und es gibt noch einen Punkt, der für den
Mercedes spricht: Die Konkurrenz nutzt variabel
einsetzbare Plattformen, was dazu führt, dass
die Autos der verschiedenen Marken zwar
verschieden aussehen, technisch aber oftmals
gleich oder ähnlich sind. Bei Mercedes bekommt
AUSWERTUNG
man nach wie vor einen Mercedes. Was auffällt:
Die Schulterlinie wirkt sehr tief. Ein echter
Offroader nutzt eine tiefe Schulterlinie, damit
man sich als Fahrer im Gelände besser aus dem
Fenster lehnen kann, um auf das Vorderrad zu
schauen. Der Fahrer eines GLB 35 wird es vor
allem dann zu schätzen wissen, wenn er sich im
Parkhaus für das Ticket zum Automaten aus
dem Fenster lehnen muss. Dieser »Kundenwunsch«
war allerdings nicht das Entwicklungsziel.
Vielmehr wollte man durch das Design
Höhe darstellen und das Auto optisch »kürzen«.
Die Siebensitz-Option geht nur mit Zugeständnissen
bei der Länge. Denn ein bisschen mehr
Parklücke braucht der GLB 35 dann doch im
Vergleich zur Konkurrenz. Und wie fährt sich
der GLB 35? Der Motor ist ein alter Bekannter,
im GLB allerdings deutlich zivilisierter als in der
A-Klasse, was dazu führt, dass man tatsächlich
auch erwachsener fährt. Ganz großes Kino,
möchte man sagen.
MERCEDES-AMG GLB
35 4MATIC
MOTOR
Vierzylinder-Turbomotor
HUBRAUM
1.991 ccm
LEISTUNG
306 PS (225 kW)
MAX. DREHMOMENT
400 Nm
bei 3.000–4.000 U/min
0–100 KM/H
5,2 s
VMAX
250 km/h
(elektr. abgeregelt)
SHORT
STORIES
Erster Eindruck? Ein Mercedes SUV. Okay.
♥♥♥♥
Wahrscheinlichkeit für ein zweites Date? Wurde nicht eben schon der neue GLA vorgestellt?
♥♥♥♥
Ich-kann-vor-meinen-Freunden-angeben-Faktor? Hmmm ... die sind doch sehr auf den AMG GT C fixiert. ♥♥ ♥♥
Mutter-wird-nichts-dagegen-haben-Faktor? Na, das ist mal gesetzt.
♥♥
♥
Wat für länger? Mit den sieben Sitzen? Sollten mal Kinder da sein ... ♥♥ ♥♥
Würde dem Händler meine Nummer geben? Sicher ist sicher.
♥♥♥ ♥