ramp#49_DE
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168 Short Stories
ramp #49
Higgledy Piggledy
Schöner Parken
169
SCHÖNER
PARKEN
Er ist einer der erfolgreichsten Start-up-Unternehmer Deutschlands –
und er hatte eine neue Idee. Der Mann heißt Nikita Fahrenholz, die Firma
nannte er Fahrengold und das Produkt ist eine High-End-Garage.
Übrigens: Einen Businessplan gab es nie.
Text
Matthias Mederer
Foto
Fahrengold
SHORT
STORIES
Nichts Digitales. Sondern etwas ziemlich Analoges,
Schönes – und tatsächlich Neues. 2010
gründete der Berliner Nikita Fahrenholz den
Bringdienst Lieferheld, der von Delivery Hero
übernommen wurde, danach die Firma Book A
Tiger, eine Plattform für Reinigungsdienstleistungen
– und nun eben Fahrengold. Dabei geht es
natürlich nicht um irgendwelche Nullachtfünfzehn
Carports. Sondern um konfigurierbare
Luxus Garagen, deren Design vom Apple inspiriert
ist, mit großen Glasflächen, vier Millimeter
starken, Pulver-beschichteten Aluminium-Wänden
– und mit einer Temperaturregelung auf
Nachkommastelle, die natürlich per App steuerbar
ist. Gegründet hat Fahrenholz das Unternehmen
mit dem Architekten Michael Schultz, später kam
Maximilian Knüppel als Managing Partner dazu.
Herr Fahrenholz, den Witz müssen wir jetzt machen:
Die Idee zur Garage hatten Sie nicht zufällig auch
noch in einer Garage?
Nikita Fahrenholz: Nein. Um ehrlich zu sein, eine
legendentaugliche Geschichte gibt es gar nicht.
Letztendlich basiert Fahrengold auf Beobachtungen:
Schon während ich noch bei Book A Tiger
war, fielen mir immer wieder Häuser auf, die
zwar architektonisch schön waren, aber Standardgaragen
hatten, manche sogar lediglich
einen unansehnlichen Carport. Gleichzeitig
standen darin oftmals Premiumautos. Ich rede
jetzt nicht von Luxusvillen, die komplett samt
Garage entworfen wurden, sondern vom Einfamilienhausbereich.
Und irgendwann stand da
die Frage im Raum: Warum gibt es kein Unternehmen,
bei dem ich mir eine coole Garage
konfigurieren kann und die nach drei Wochen
geliefert wird?
Und dann macht man das einfach selber? Ist das Ihr
typischer Start-up-Spirit?
Fahrenholz: Sagen wir so, als ich bei Book A
Tiger raus bin und mir eine Auszeit nahm, baute
ich zunächst mein Haus um und beschäftigte
mich darum mit meinem Architekten Michael
Schultz sehr viel mit dem Design und der
»WARUM GIBT ES KEIN
UNTERNEHMEN, BEI DEM
ICH MIR EINE COOLE
GARAGE KONFIGURIEREN
KANN UND DIE NACH
DREI WOCHEN GELIEFERT
WIRD?«
Funktionalität eines Gebäudes. Anschließend
fragte ich ihn: »Wie schaut’s aus, hast Du Lust,
mir mal eine Garage zu entwerfen?« Das Lustige
daran ist, dass Micki überhaupt keinen Bezug zu
Autos hat. Man muss sich nur anschauen, was er
fährt.
Verraten Sie, was es ist?
Fahrenholz: Ich weiß es gar nicht genau.
Max, weißt Du das?
Maximilian Knüppel: Ich glaube, es ist so ein
asiatisches Familienauto. Ein Daihatsu?
Fahrenholz: Das Raumangebot ist jedenfalls
exzellent. Ich war ganz überrascht.
Und trotzdem war und ist Michael Schultz nach wie
vor dabei.
Fahrenholz: Ja. Er fand die Idee sehr spannend,
denn für gewöhnlich entwirft er Individuallösungen,
große Villen, solche Dinge. Er fing an,
ein paar Skizzen anzufertigen und gab sie mir;
ich habe dann selber ein bisschen darin rumgekritzelt.
Diese Beschreibung trifft es am ehesten,
denn ich kann nicht wirklich zeichnen. Wir
spielten uns dann den Ball hin und her – und da
ich zu der Zeit eh nichts zu tun hatte, sagten wir
irgendwann: Komm, wir bauen das Ding jetzt
einfach mal, im schlimmsten Fall wird es
irgendeine hässliche Kiste, die ich mir dann eben
in den Garten stelle.
Es hätte eine sehr teure hässliche Kiste werden
können.
Fahrenholz: Das stimmt. So ein Experiment
– und es war tatsächlich ein Schuss ins Blaue –
muss man sich natürlich leisten können, aber
hier bin ich in der glücklichen Situation, dass so
etwas geht, ohne dass ich mich dafür verschulden
müsste. Und so suchten wir nach einem
Konstrukteur, zogen einen Metallbauer hinzu
und fingen an. Rückblickend kann ich schon
zugeben, dass ich da mit der Arroganz eines
Softwareentwicklers heranging und mir schnell
eingestehen musste, dass so eine Konstruktion
vielleicht doch ein bisschen mehr Zeit benötigt.