ramp#49_DE
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170 Short Stories
ramp #49
Higgledy Piggledy
Schöner Parken
171
Woran lag das?
Fahrenholz: Ich habe mir zu jedem Detail
Gedanken gemacht: Welches Material nehmen
wir, wie müssen die Spaltmaße sein, welche
Schrauben benutzen wir? Es war von Leidenschaft
getrieben und wir arbeiteten for free.
Am Ende war es eine fast eineinhalbjährige
Prototypisierungsphase. Und schließlich kam
der Tag, an dem wir davorstanden, ein bisschen
wie die drei von der Tankstelle. Und wir fanden
es super! Schon der Prototyp war extrem hochwertig,
alle Kanten, Spalten, Flächen passten wie
bei einem MacBook Pro. Das war auch der Punkt,
an dem wir beschlossen, die Garage jemandem
zu zeigen. Wir dachten: Wenn wir jemanden
finden, der Lust drauf hat und es kaufen will,
freuen wir uns.
Es gab und gibt bis heute keinen Businessplan?
Fahrenholz: Nein, gab es nie. Ich habe nie einen
geschrieben, keine Investorengespräche geführt,
keine Kalkulationen oder Prognosen aufgestellt.
Nichts. Es war und ist die reine Arbeit am
Produkt; immer designgetrieben und gleichzeitig
auf Funktionalität ausgelegt. An dem Punkt
wollten wir keine Kompromisse machen. Es geht
uns darum, das Auto zu präsentieren, für seinen
Besitzer, aber auch für andere, je nachdem, was
der Kunde möchte. Wir wollen nicht über die
technischen Features verkaufen. Die Garage hat
zwar alles und kann mehr als eine normale
Garage – so gibt es sogar eine eigene App für die
Steuerung aller Funktionen. Aber es geht vor
allem darum, dass man etwas sieht und es
schön finden darf. Wir wollen den Wow-Effekt.
Knüppel: Und trotz geringer Werbemaßnahmen
– ein bisschen Social Media, ein, zwei
kleinere Events – bekamen wir schon richtig
gutes Kundenfeedback. Da ist zum Beispiel ein
Kunde aus Schweden, der sagte, mein Wohnzimmer
ist komplett verglast mit Blick auf den
Fjord, und ich hätte jetzt gerne eine Garage
daneben, in der das Auto geschützt hinter Glas
steht, sodass ich es von meinem Sofa aus sehen
kann.
»IM GRUNDE BIETEN
WIR DAS KLEINSTE
AUTO-MUSEUM DER
WELT AN.«
Sie haben nie recherchiert, ob es nicht irgendwo auf
der Welt schon ein ähnliches Geschäftsmodell gibt?
Fahrenholz: Zu Beginn nicht, nein. Irgendwann
ging es dann darum, ob wir weiter Geld in das
Projekt investieren. An diesem Punkt haben wir
selbst ein bisschen gegoogelt und festgestellt,
dass es nichts Vergleichbares gibt. Aber das war
nie der Primärtreiber. Ich will es einfach
machen, weil es sinnvoll ist. Manche mögen
sagen, das ist naiv oder kindlich, aber ich fand es
immer schon gerechtfertigt.
Knüppel: Hinzu kommt ja, dass es einen Milliardenmarkt
rund ums Automobil gibt. Der setzt
sich aus Herstellern, Zulieferern, Kunden,
Liebhabern, Restauratoren oder Medien zusammen.
Aber dieser Markt dreht sich primär um
das Auto selbst. Dieser Wunsch, dem Auto auch
eine Plattform zur individuellen Präsentation zu
bieten, dieser Markt wird aus unserer Sicht
aktuell nicht bedient.
Fahrenholz: Im Grunde bieten wir das kleinste
Auto-Museum der Welt an.
Knüppel: Es gibt wie gesagt die Individuallösungen
von Architekten, die das bei der Planung
eines Hauses berücksichtigen, aber im Bereich
Fertiggaragen gibt es keine High-End-Angebote,
sondern lediglich Betonfertiggaragen, die per
Lkw angeliefert werden, immer gleich aussehen
und mit einer DIN-Breite von rund 2,50 Metern
produziert werden. Wir dagegen verwenden
kaum Standardteile, zudem ist der Fahrengold
FG1 fast vier Meter breit. Wir bewegen uns damit
genau in der Nische zwischen Standardgarage
und Individuallösung. Und wir sind auch erst
am Anfang. Wir nehmen uns bewusst Zeit,
haben keinen Druck, rasch wachsen zu müssen,
und müssen keine Investoren glücklich machen.
Wir wollen ein gutes, handwerklich hergestelltes
Produkt anbieten.
Lassen sich mehrere Garagen zu einer größeren
kombinieren?
Knüppel: Der Fahrengold FG1 ist ein Produkt für
ein Auto. Das hat auch statische Gründe. Wir
arbeiten aber natürlich an weiteren Lösungen.
Fahrenholz: Es kommt auch auf den Kundenwunsch
an: Ein Kunde aus Berlin hat gerade drei
FG1 geordert und stellt sie sich nebeneinander.
Gab es auch schon verrücktere Anfragen?
Fahrenholz: Einen FG1 komplett aus Gold für den
solventen Kunden aus Abu Dhabi – so etwas in
der Art? Nein, das hatten wir noch nicht. Was
aber schon angefragt wurde, war die Möglichkeit,
einen Autoaufzug in unseren FG1 zu
integrieren – als Zugang zu einer unterirdischen
Großraumgarage. Da mussten wir absagen. Wir
arbeiten aber aktuell mit einem Partner an einer
Lösung.
Fahrengold-Gründer
MICHAEL SCHULTZ (links)
und NIKITA FAHRENHOLZ.
→ fahrengold.com