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Higgledy Piggledy

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Die Werkstatt am

Rande der Welt

Wenn es in Berlin einen Chefschrauber gibt, dann ist es Thomas Lundt.

Er ist Obermeister der dortigen Kfz-Innung und führt seit gut dreieinhalb

Jahrzehnten die Porsche Werkstatt Lundtauto Sportwagenservice.

Hier spricht er Klartext über das Auto, über Politiker und über

Migranten als Auszubildende.

Alles andere würde nur zu Missverständnissen führen.

Interview

Michael Köckritz,

Matthias Mederer

Fotos

David Breun

besser wusste. Den fragte ich: »Sagen Sie mal, sind Sie ein

Kollege?« Und er: »Nein, ich bin Rechtsanwalt und fahre schon

seit zwanzig Jahren Oldtimer.« Also bitte! Ein bekannter deutscher

Sänger brachte auch mal so einen merkwürdigen

Experten mit. Die brauche ich hier nicht. Aber über echte Sachverständige

freue ich mich. Und jeder, der ein Auto über 50.000

Euro kaufen will, sollte daran nicht sparen.

Herr Lundt, wie steht es aktuell um den Oldtimermarkt?

Thomas Lundt: Vor zwei, drei Jahren war der Hype auf dem

Höhepunkt, da wurden für Autos so absurd hohe Preise

bezahlt, dass man das Grausen bekam. Zum Glück befinden

wir uns jetzt in einer Konsolidierungsphase. Die Preise liegen

etwa dreißig Prozent unter den Summen, die noch vor drei

Jahren bezahlt wurden. Heute wird nur noch für wirklich gute

Autos richtig viel Geld gezahlt. Und die Leute sind besser

informiert. Die bringen zum Autokauf einen Sachverständigen

mit, der besser beurteilen kann, was an so einem Wagen

geleistet wurde und was er wert ist.

Nervt Sie das, wenn da so viele mitreden?

Lundt: Im Gegenteil, ich freue mich, wenn ein Kunde einen

Spezialisten mitbringt. Eine bessere Expertise als die von

einem Kollegen kann ich nicht bekommen. Allerdings sollten

die auch Ahnung haben. Nicht so wie neulich, da erschien ein

sogenannter Sachverständiger, der nur herumnölte und alles

Ist der 911 tatsächlich immer noch die sicherste Wertanlage?

Lundt: Es gibt ein paar hochpreisige 911er-Sondermodelle, die

es geschafft haben, über die ganze Zeit sehr hoch gehandelt zu

werden. Ich warne aber davor, so ein Fahrzeug als Spekulationsobjekt

zu sehen. Nennen wir es lieber eine relativ sichere

Anlage. Ich habe schon einige Leute erlebt, die sich beschwert

haben, weil ihr Oldtimer über die Jahre an Wert verloren hat.

Gleichzeitig fahren sie aber mit einem Audi A8 herum, der

nach dreieinhalb Jahren nur noch knapp die Hälfte wert ist.

Kann man davon ausgehen, dass bald die nächste Welle mit hohen

Preisen kommt?

Lundt: Ich glaube, dass wir froh sein können, wenn wir bei

Oldtimern ein bestimmtes Niveau erreichen. Es liegt möglicherweise

nach einem kleinen Tal im Herbst wieder etwas

höher, und mit Glück pendelt es sich da ein. Die ganze Berichterstattung

über Autoabgase und den CO 2

-Effekt geht natürlich

auch an den Oldtimern nicht vorbei. Die Zahl derer, die sich

freuen, wenn du mit einem alten Elfer an ihnen vorbeifährst,

wird auch nicht größer. Ganz im Gegenteil, der Nachwuchs

fehlt.

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